Ein abenteuerliches Dankeschön

03.10.2024 | Timo Züst

Es ist ein Abend mit Tradition: der Dankesanlass der Gemeinde für das grosse Engagement der hiesigen Vereine. Dieses Mal findet er im Lindensaal statt. Mit einem Gastredner, der aus dem Kanton Uri angereist ist: Extrembergsteiger Dani Arnold.

Die Idee entstand während eines Netflix-Abends. Gemeindeschreiber Marcel Aeple schaute sich «Duell am Abgrund» an. Eine 90-minütige Doku über die Rivalität zwischen den Schweizer Extrembergsteigern Ueli Steck (†) und Dani Arnold. Die beiden hatten sich an den grossen Nordwänden der Alpen gemessen. An der berühmt-berüchtigten Eiger-Nordwand trennen die zwei beispielsweise nur 6 Minuten. Dani Arnold absolvierte die Heckmair-Route am 20. April 2011 in 2 Stunden und 28 Minuten – Steck war vier Jahre später noch knapp 6 Minuten schneller. Dieser Rekord steht bis heute.

Aber zurück zum Fernseh-Abend von Teufens Gemeindeschreiber. «Ich dachte mir nach der Doku: Das wäre doch ein richtig cooler Referent für unseren Vereinsanlass.» Diesem Vorschlag stimmte am nächsten Tag auch Gemeindepräsident Reto Altherr zu. Und siehe da: Nicht einmal zwei Tage nach dem Einladungs-E-Mail sagte Dani Arnold am Telefon zu. Und am 3. Oktober steht er wie vereinbart im Lindensaal. Vor dem Sportler kommt aber der Gastgeber zu Wort: «Für das Wohlbefinden braucht es mehr als einen guten Finanzhaushalt und eine Top-Infrastruktur – es braucht auch eine gesunde Vereinslandschaft. Das hat Teufen. Wegen eures riesigen Engagements. Dafür wollen wir heute Abend danken.» Gemeindepräsident Reto Altherr bedankt sich während seiner Begrüssung mehrfach und sagt auch: «Die Gesellschaft wandelt sich. Aber unsere Vereine passen sich diesem Wandel an – ihr seid aktiv und agil genug für die Zukunft.»

Ohne Seil auf die Zinnen

Der Vortrag von Dani Arnold begeistert. Die Bilder – Videos und Fotos – zeigen wunderschöne Bergwelten und unglaubliche sportliche Leistungen. «Hier bin ich 180 Meter hoch in der Wand. Vier Finger sind an diesem Griff. Woran denke ich in diesem Moment wohl?» Hinter Dani Arnold ist ein Bild von seinem jüngsten Projekt zu sehen: Die Freesolo-Besteigung (bedeutet: ohne Seil bzw. Sicherung) der «Grossen Zinne» in den Dolomiten. Die schaffte er in unvorstellbaren 46 Minuten und 30 Sekunden. Andere Bergsteiger sind auf dieser Route im Team einen ganzen Tag unterwegs – und mit Seil gesichert. Er antwortet sich schliesslich selber. «Genau. Ich denke an den nächsten Griff. Aber vor allem: Ich darf nicht in negative Gedanken abrutschen. Ich muss davon überzeugt sein, dass ich das kann.»

Das ist eine der Botschaften seines Vortrags. Man soll sich getrauen, etwas zu wagen und das Abenteuer mit der nötigen Selbstsicherheit angehen. Aber der Extrembergsteiger warnt auch vor Hybris und «Dauergas»: «Wir können nicht immer nur Höchstleistungen erbringen. Es braucht Erholungsphasen.» Das habe auch er lernen müssen. Nach dem Abschluss grosser Projekte macht er häufig mehrere Wochen oder Monate Pause, bevor er die nächste Herausforderung ins Auge fasst. Aber noch etwas ist am Berg sehr wichtig: Flexibilität. Oder anders gesagt: der Mut, auch mal «Stopp» zu sagen. «Seit der Geburt meiner Tochter vor vier Jahren ist dieser Aspekt noch mehr im Fokus als früher.»

Begeistertes Publikum

Die über 100 Gäste im Lindensaal lassen sich von Dani Arnold nur zu gern für eine Stunde in dessen Welt entführen. Auch wenn kaum jemand die Hand hebt, als er in die Runde fragt: «Wer von euch klettert?» Der Bergsteiger versteht es, die unglaublichen Risiken und Herausforderungen seiner Sportart zu übermitteln. Entsprechend rege wird die Fragerunde genutzt. Die letzte Frage stellt schliesslich Gemeinderat und Moderator Roger Stutz: «Was hast du in den Bergen für das Leben gelernt, das du uns empfehlen würdest?» Dani Arnolds Antwort ist eine Art Aufruf zum Abenteuer: «Ich habe gelernt, wie lässig es ist, wenn man einfach mal ‘Ja’ sagt und nicht gleich nach den Hürden sucht. Meine Empfehlung wäre also: Mehr ‘Ja’ sagen.»

Fünf Vereins-Fragen an Reto Altherr

Zum Abschied ein Biber: Extrembergsteiger Dani Arnold (links) mit Gemeindepräsident Reto Altherr.

Wie geht es den Teufner Vereinen?

Denen geht es sehr gut. Sie sind agil, aktiv und engagiert. Für dieses grosse Engagement und die viele Zeit, die sie investieren möchten ich und die Gemeinde auch nochmal herzlich «Danke» sagen.

Trotzdem: Vereine haben es auch nicht immer einfach. Inwiefern kann die Gemeinde sie unterstützen?

Auf drei Arten. Erstens: Wir stellen ihnen Räumlichkeiten und Infrastruktur zur Verfügung. Zweitens: Wir leisten einen Vereinsbeitrag. Voraussetzung dafür ist, dass ein Verein gültige Statuten hat und allen offen steht. Und drittens: Wir bieten finanzielle oder anderweitige Unterstützung für spezielle Anlässe an.

Man sagt, die Schweiz sei ein «Vereins-Land». Die Vereine bilden das soziale Rückgrat unseres Landes. Gilt das auch für Teufen?

Absolut. Das würde ich so unterschreiben. Wenn wir nicht so starke und aktive Vereine hätten, wäre unser Dorf nie so aktiv. Das sportliche und kulturelle Leben würde «einschlafen».

Sie haben es in Ihrer Begrüssung gesagt: Die Gesellschaft verändert sich. Gibt es unsere Vereinslandschaft auch in 20 Jahren noch?

Die Gesellschaft verändert sich stark und rasant. Aber ich beobachte, dass unsere Vereine sich schnell genug anpassen. Besondere Freude bereitet es mir zu sehen, dass sich auch viele Junge engagieren. Meine Antwort ist deshalb: Ja, unserer Vereine gibt es dann auf jeden Fall noch.

Und jetzt will ich natürlich noch wissen: Haben Sie sich auch schon einmal im Bergsteigen versucht?

Nein, gar nicht (lacht). Ich bin mehr der Bergwander-Typ.

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