Jörg Oegerli, Glasgow
Die Emirates Arena scheint ein besonderer Ort für die Schweizer Leichtathletik zu sein. Vor exakt fünf Jahren wurde in der Arena Lea Sprunger Eurpameisterin über 400m. Und nun gab es erneut Gold, denn nun gewann Simon Ehammer Gold im Siebenkampf.
Simon Ehammer stand am vergangenen Wochenende vom 2. und 3. März an den Hallen-Leichtathletik Weltmeisterschaften in Glasgow im Siebenkampf im Einsatz. Das bedeutete, vier Disziplinen am ersten Tag (60m, Weitsprung, Kugelstossen, Hochsprung) und drei Disziplinen am zweiten Tag (60m Hürden, Stabhochsprung, 1000m).
Die Ausgangslage sah vielversprechend aus: Aufgrund der aktuellen Saisonbestenliste führte Ken Mullings von den Bahamas die Liste an, gefolgt vom Norweger Sander Skotheim und von Simon Ehammer auf Position drei. Nach Silber vor zwei Jahren in Belgrad ist auch dieses Jahr für Simon Ehammer wieder eine Medaille in Reichweite.
Starker Anfang
Ehammer startete vielversprechend in den Wettkampf: Mit einer Hundertstel-Sekunde über seiner persönlichen Bestzeit beendete er den 60m Lauf in 6.73s als Disziplinensieger. Auch im Weitsprung, einer seiner Paradedisziplinen, erziehlte er das beste Ergebnis aller zehn Startenden. Mit 8.03m im ersten und 8m im dritten Versuch gelingen ihm zwei 8-Meter Sprünge. Dazwischen ist ein Versuch ungültig.
Zum Abschluss der Morgensession folgte noch das Kugelstossen. Mit einer kontinuierlichen Steigerung von 12.58m in ersten, über 13.67m in zweiten Versuch, stiess Simon Ehammer die Kugel im dritten Versuch auf 14.39m und konnte nach drei von sieben Disziplinen die Führung halten.
Schwache Leistung im Hochsprung
Der Hochsprung am Abend wollte Simon Ehammer gar nicht gelingen. Nur gerade 1.95m übersprang er im ersten Versuch. Diese Höhe bedeutete auch bereits Endstation. Damit blieb er unter seiner bisherigen Saisonbesthöhe von 1.98m. Da die Sprünge am meisten Punkte bringen, wirkte sich das am Ende des ersten Wettkampftages auch auf die Rangliste aus.
Ken Mullings von den Bahamas gewann den Wettkampf mit hervorragenden 2.16m und führte nach dem ersten Tag mit 3637 Punkten die Rangliste an. Simon Ehammer kam auf 3558 Punkte, knapp vor dem Esten Johannes Erm mit 3552 Punkten und dem Norweger Sander Skotheim mit 3547 Punkten. Sowohl der Norweger Skotheim also auch der Este Erm sind gute 1000m-Läufer. Es blieb somit spannend.
Zweiter Tag mit zwei Disziplinensiegen
Mit dem Disziplinensieg in 7.62s über 60m Hürden gelang Simon Ehammer einen optimalen Start in den zweiten Tag. Damit konnte er nicht nur den neben ihm laufenden Ken Mullings in Schach halten. Er reduzierte auch seinen Rückstand auf Mullings um gut die Häfte.
Nach dem Hürdenlauf folgte der Stabhochsprung, bereits die zweitletzte Disziplin. Mullings scheiterte schon früh und übersprang nur 4.60m. Dank souveränen ersten Sprüngen bis und mit 5.20m sicherte sich Simon Ehammer erneut den Disziplinensieg, einen Zentimeter unter seiner persönlichen Besthöhe. Auf 5.30m scheitert er dreimal.
Vor dem abschliessenden 1000m-Lauf führte Simon Ehammer wieder die Rangliste an mit 140 Punkten Vorsprung auf Ken Mullings und mit 153 Punkten Vorsprung auf den läuferisch sehr starken Norweger Sander Skotheim. Johannes Erm aus Estland hatte als Vierter bereits 187 Punkte Rückstand.
Das Ziel war klar. Gemäss Trainer Karl Wyler durfte Simon nicht mehr als 14 Sekunden Rückstand auf Skotheim haben um die Goldmedaille zu holen. Es blieb also weiterhin spannend.
Im 1000m-Rennen gingen wie erwartet der Este Johannes Elm und der Norweger Sander Skotheim an die Spitze und bauten den Vorsprung auf die restlichen Konkurrenten kontinuierlich aus. Dahinter lief Simon Ehammer ein beherztes Rennen, drückte nach 800m, wie er später beim Interview mit dem SRF erwähnte, aufs Gas und beendete den Lauf mit neuer persönlicher Bestzeit von 2:46.03 auf dem starken sechsten Rang. Damit blieben ihm am Schluss 11 Punkte Vorsprung. Simon Ehammer gewinnt Gold! und ist zum ersten Mal Weltmeister.
Im Interview mit dem SRF strahlte Simon Ehammer nach dem Krimi im abschliessenden 1000m Lauf. «Es war genial, denn es waren zwei strenge Tage hier. Ich bin mega froh, dass es gereicht hat.»
Nach der Schulter-Operation und drei Monaten Reha kann es nichts Besseres geben als die Hallen-Saison mit dem WM-Titel abzuschliessen. Damit gratulieren wir Simon Ehammer und seinem Trainer Karl Wyler und allen Beteiligten im Hintergrund ganz herzlich zu diesem grossartigen Erfolg.