Im Alter von 96 Jahren ist der Teufner Unternehmer und Erdölhändler Eduard Waldburger am 16. März 2017 an den Folgen einer kurzen Erkrankung gestorben. Bis fast zuletzt war er täglich in seinem Firmensitz im Riethüsli anzutreffen, von wo aus er sein Firmenimperium mit den 14 Spurt-Tankstellen, den Tankanlagen in St. Gallen-Winkeln, Buchs und in Österreich leitete. Die Beerdigung findet am Donnerstag, 30. März 2017 um 15 Uhr in der reformierten Kirche Teufen statt.
„Nach Wochen des Hoffens und Bangens und einem arbeitsreichen, selbstbestimmten und erfüllten Leben, durfte er nach kurzer und schwerer Krankheit friedlich einschlafen“, heisst es in der Traueranzeige seiner Familie. „Mit seinem klugen und humanistischen Führungsstil hat er unser Unternehmen geprägt und ist uns allen zum Vorbild geworden“, heisst es in der Todesanzeige des Unternehmens und der Belegschaft.
Die Quartierzeitung Riethüsli hat den quirligen Unternehmer anlässlich seines 90. Geburtstags porträtiert, und Eduard Waldburger gab freimütig Auskunft über sein bewegtes Leben und den Schicksalsschlag mit dem Tod eines Sohnes.
„Mit 90 Lenzen noch jeden Tag im Büro“
(Dieser Beitrag erschien im Frühling 2011 in der Quartierzeitung Riethüsli)
Eduard Waldburger war 18 Jahre alt und stand kurz vor der Matura, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Er musste für die Firma seines Vaters einen Kohlelastwagen in Chur zur Requisition durch die Armee stellen, und wurde gleich als Hilfsdienst-Motorwägeler einbehalten. Das war anlässlich der Mobilmachung am 2.9.1939, der Unterricht an der Kantonsschule war eingestellt, weil die meisten Lehrer ebenfalls einrücken mussten.
Einige Wochen später, als der Schulbetrieb wieder aufgenommen wurde, schloss er die Matura ab. 1941 rückte er in die RS ein, und diente gleich weiter bis zum Offizier. Mit den alten Kameraden der Offiziersschule hat er noch regelmässig Kontakt – von den 47 Eingerückten hielten bis zum Schluss der strengen Ausbildung nur 27 durch, von ihnen leben heute noch sieben. Eduard Waldburger und zwei Kameraden sind die einzigen, die noch täglich arbeiten und dabei gesund und munter geblieben sind – auch sie Unternehmer.
Aufenthalt in die USA
Nach dem Aktivdienst – insgesamt hat er bis 1976 1531 Tage Dienst geleistet – schickte ihn sein Vater zur Ausbildung in andere Unternehmen, um die Branche besser kennen zu lernen. 1948 wanderte er zum gleichen Zweck in die USA aus – und wäre dort 1950 ums Haar für den Einsatz im Koreakrieg eingezogen worden. Er brach den Aufenthalt in den USA vorzeitig ab und stieg in der Firma ein, die er 1968 nach dem Tod seines Vaters übernahm.
Schicksalsschlag
1975 hätte er das Unternehmen beinahe verkauft, so hart traf ihn der Unfalltod des ältesten Sohnes. Er hielt aber durch und wurde belohnt durch den Erfolg der Firma und eine nie nachlassende Schaffenskraft. Die Arbeit ist für ihn auch heute noch das wichtigste Lebenselixier. Jeden Tag freue er sich, ins Büro im Riethüsli zu gehen – „denn ich habe ein motiviertes Team um mich, und das gibt mir täglich Energie“, sagt er über seine Mitarbeiter. 25 Personen beschäftigt das Unternehmen in St. Gallen, Buchs und Dornbirn und betreibt neben dem Brennstoffhandel insgesamt 14 Tankstellen in der ganzen Schweiz – die jüngste wurde kürzlich in Niederteufen eröffnet.
Sicherung der Arbeitsplätze als Antrieb
Zwar bewegt er sich, wie er selber sagt, in einer „schrumpfenden Branche“ – Alternativenergien wie Holz und Wärmepumpen haben den Verbrauch von Heizölen in der Schweiz allein letztes Jahr um 20 Prozent einbrechen lassen. Seine Firma jedoch konnte den Umsatz halten. Und sie soll noch lange weiterbestehen und seinen Mitarbeitern auch in Zukunft sichere Arbeitsplätze bieten, das ist sein ehrgeiziges Ziel.
Eduard Waldburger denkt nicht so rasch ans Aufhören: „Wenn ich mich einmal nicht mehr für Neuerungen interessiere, dann ist es wirklich Zeit, aufzuhören.“ Solange aber setzt er sich weiterhin täglich für Innovationen und Arbeitsplätze ein. Eine Nachfolgeregelung hat er bereits im Blick, und macht klar, was ihm dabei das Wichtigste ist: Zu verhindern, dass irgendwelche Firmenhaie das über hundertjährige Traditionsunternehmen zerstückeln und die Filetstücke herauspicken
20. Februar 2011, Erich Gmünder