Dritte Karriere als Regisseur

12.03.2025 | Timo Züst

Eigentlich hatte Hans-Peter Ulli mit dem Schauspiel schon abgeschlossen. Im Jahr 2001 verliess er das Theater St. Gallen und zog mit seiner Partnerin Antonia Brown nach Florenz. Sie kehrten zwar einige Jahre später in die Schweiz zurück. Hans-Peter Ulli begann dann aber eine neue Karriere: als Team- und Organisationsentwickler mit Büro in Teufen. Erst jetzt im Pensionsalter widmet er sich wieder dem Schauspiel – als Drehbuchautor und Regisseur. Nächste Woche feiert sein viertes Stück Premiere. Es ist eine Neuinterpretation des Kultmusicals Hair.

Hinweis: Die Tragikomödie «Hair – Reloaded» wird am 20., 21. und 22. März um 20 Uhr und am 23. März um 16 Uhr in der Alten Stuhlfabrik in Herisau aufgeführt. Tickets gibt es hier.

In seine Schauspielkarriere stolperte Hans-Peter Ulli wortwörtlich hinein. Also fast. «Ich hatte in Winterthur Chemie studiert und mein Heimweg führte an einer angesehenen Schauspielschule vorbei. Eines Tages ging ich da einfach spontan rein zum Vorsprechen.» Eine gute Entscheidung. Er bekam einen der begehrten Ausbildungsplätze und feierte schon bald seine Bühnenpremiere als «Neubauer» in Walter Roderers Stück «Buchhalter Nötzli». Das war 1984. Was kam danach? «Uff, ganz viel. Am besten schauen Sie in meiner Theaterbiografie auf der Webseite nach», sagt Hans-Peter Ulli beim Kaffee in der Redaktionsstube. Gesagt, getan. Dort steht: «Seither stand ich seit über zwanzig Jahren, in über sechzig verschiedenen Theaterproduktionen, weit über 1000 Mal auf den Brettern, die ein Teil meiner Welt bedeuten. Meine Stationen führten mich durch die freie Szene in Zürich, ans Landestheater Salzburg, ans Schauspielhaus Zürich und ans Theater St. Gallen, dem ich als Ensemblemitglied bis 2001 angehörte.» Dazu kommen diverse Rollen in TV und Film. Auch in einigen Werbespots war er zu sehen. Zuletzt im Jahr 2007 als «Ändy» mit Köbi Kuhn am Stammtisch – für die Axpo. Da waren Hans-Peter Ullis Schauspieler-Tage aber eigentlich schon gezählt. «Das dachte ich zumindest. Ich hatte damit so ein bisschen abgeschlossen.» Nach seinem Weggang beim Theater St. Gallen verbrachte er einige Jahre mit seiner Partnerin und Opernsängerin Antonia Brown in Florenz. Nach der Rückkehr in die Schweiz – die beiden wohnen in Stein – stolperte er, wie könnte es anders sein, in die nächste Karriere. Die des Team- und Organisationsentwicklers.

Wer wird völlig überbewertet? Tom Cruise.

Durch die Seele

«Angefangen hat das mit einem Auftrag des Kantons St. Gallen.» Es ging um eine Anfrage für die Mitwirkung bei einem Rollenspiel im Rahmen einer Teamentwicklung. «Danach meinten einige: Leitest du auch selber? Du könntest das!» Hans-Peter Ulli nahm sich das Feedback zu Herzen, absolvierte eine dritte Ausbildung, machte sich selbstständig und richtete ein Büro in Teufen ein. «Meine Kunden waren hauptsächlich öffentliche Verwaltungen. Auf allen Ebenen: Gemeinde, Kanton, Bund. Aber auch KMU und Grossunternehmen.» Diese zweite Karriere lief gut und Hans-Peter Ulli genoss die Arbeit. Mit dem Erreichen des Pensionsalters – er ist 69 Jahre alt – trat er dann aber etwas kürzer. «Und plötzlich regten sich wieder die Schauspiel-Geister. Zum allerersten Mal hatte ich Lust, selber ein Stück zu schreiben.» Dieses Stück – «Schräg durch die Seele» – wurde vor etwas mehr als drei Jahren zum ersten Mal in Herisau uraufgeführt. «Ich erinnere mich sehr gut daran, weil rund 10 Tage davor der Ukraine-Krieg ausgebrochen war.» Seither ist sein Regisseur-Resümee um zwei weitere Stücke gewachsen. Und kommende Woche kommt nun das vierte dazu: «Hair – Reloaded».

Aquarius pfeifen

Hans-Peter Ulli plant das Schreiben seiner Schauspiele nicht. «Ich kann das nicht vom Kopf her. Das muss im Herzen reifen.» Die Idee zu «Hair – Reloaded» hatte er, als er sich dabei erwischte, wie er beim Rauchen geistesabwesend «Aquarius» aus dem Kultmusical vor sich her summte. «Da rief ich runter zu Antonia: Wir sollten was zu ‘Hair’ machen. Das wäre richtig cool!» Daraus entstand in den folgenden Wochen und Monaten eine konkrete Geschichte. Es ist eine Tragikomödie, die eben genau das beschreibt, was Hans-Peter Ulli erzählen will. Ein alter Regisseur trifft viele Jahre nach den ersten Aufführungen von «Hair» drei der Schauspielerinnen von damals und sie denken sich: Wäre doch schön, wir würden nochmal was zu ‘Hair’ machen. «Das Publikum schaut also sozusagen bei der Entstehung des Stücks zu. Mit allen Höhen und Tiefen.» Dabei werden die vier Schauspielerinnen und zwei Schauspieler von der dreiköpfigen «Hair Reloaded Band» begleitet. «Mit der Band und dem ganzen Cast bin ich unglaublich happy. Das sind alles mega talentierte Leute und es ehrt mich, dass sie hier mitmachen.»

Ein paar kurze Schauspielfragen

Vor eineinhalb Wochen wurden in Hollywood die Oscars verliehen. Schaut man sich das als Schauspieler an?

Nein. Dafür interessiere ich mich nicht.

Für andere Auszeichnungen schon?

Klar, für die des Chelsea Film Festivals. Aber nur, weil ich da selber einmal gewonnen habe (lacht).

Aber schauspielern können sie, die Damen und Herren in Hollywood?

Die meisten sind sicher Top-Schauspieler, ja.

Wer wird völlig überbewertet?

Tom Cruise.

Und wer ist so richtig gut?

Robert De Niro und Ellen Barkin.

In der Schweiz?

Mathias Gnädinger war unglaublich gut. Und Fredi Murer ist ein Top-Regisseur.

Was ist eigentlich schwieriger: Auf der Theaterbühne oder für die Filmkamera spielen?

Ich würde sagen, beides ist gleich schwierig. Manchmal ist das vor der Kamera sogar fast etwas anstrengender – wenn dein Gegenüber nicht Vollgas gibt zum Beispiel.

Wie lernen Sie eigentlich den Text auswendig? Haben Sie eine spezielle Taktik?

Nicht wirklich. Ich lerne auch nicht alles gleich rasch. Goethe klappt immer schnell, Shakespeare geht gar nicht. Auf jeden Fall lese ich den Text am Anfang immer ohne zu spielen. Damit fange ich erst an, wenn ich ihn wirklich auswendig kann.

Was spielen Sie lieber: ernst oder lustig?

Ernst. Bin nicht so der Komiker.

Haben Sie einen Lieblingsfilm?

Ja, «As it is in Heaven» ist einfach wunderbar. Und sehr realistisch.

Und einen Lieblingsregisseur?

Achim Freyer. Seine Arbeit ist einzigartig.

Und was müsste unbedingt mal im Lindensaal gespielt werden?

Ein Goethe! Am liebsten Iphigenie auf Tauris. Das wäre auch sehr aktuell.

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