Für wen ist der «Bau-Chaschte?»
«Für alle ab acht Jahren», sagt Daniel Untersander. Wichtig ist, dass es sich nicht um einen Spielplatz handelt. «Wir wollen vor allem auch Erwachsene ansprechen. Der Bau-Chaschte soll also mehr als Werkstatt zum Tüfteln verstanden werden. Kleinere Kinder dürfen auch kommen, müssen aber immer von einem Erwachsenen beaufsichtigt werden. Die Öffnungszeiten variieren und sollten vor einem Besuch deshalb immer kurz auf der Webseite nachgeschaut werden.
Auf dem Tresen steht eine übergrosse Lego-Figur, den Tisch zieren Lego-Blumen, an den Wänden hängt ein Poster der Beatles – aus Lego natürlich. Wer nicht selbst angefressen Lego baut, ist beim Betreten des Bau-Chaschte leicht überwältigt. Daniel Untersander lacht: «So geht es vielen, die zum ersten Mal hier sind.» Völlig normal ist der Anblick für ihn und seine Unterstützer. Sohn Micha und «Göttibueb» Manuel holen ein Getränk und ein Lego-Gefährt. «Wir bauen während des Gesprächs ein bisschen auseinander, okay für dich?» Später werden sie erzählen, dass dieser Teil der Arbeit den grössten Aufwand bedeutet. Was Kunden und Kundinnen während Stunden und Tagen zusammengebaut haben, muss das Team wieder auseinandernehmen und sortieren.
Vom Lego-Virus befallen
Wer sind die drei, die an einem Dienstagabend um 8 Uhr in Teamkleidung mit Lego vor sich am Tisch sitzen? Daniel Untersander ist Lehrer. In Appenzell unterrichtet er an der Oberstufe und am Gymnasium Musik, Band, Theater und Technisches Gestalten. In einem Teilzeitpensum. «Ich bin auch Hausmann.» Eigentlich. Momentan kommt das ein bisschen zu kurz. Neben ihm sitzt Sohn Micha. Der 17-Jährige ist im zweiten Jahr an der Kanti Trogen. Auch er ist dem Lego-Fieber verfallen. Wenn er nicht die Schulbank drückt, hilft er im Bau-Chaschte mit. Daniel Untersanders «Göttibueb» Manuel Hartmann ist Textillaborant und kommt ab und zu an Samstagen vorbei, um mitzuhelfen. Der 20-Jährige grinst und sagt: «Ich war als Kind eigentlich mehr der Lego-Spieler, nicht so der Bauer – heute ist das natürlich anders.» Der Vierte im Bunde ist Vladimir Fedin. Der ebenfalls 17-jährige Teufner kann an diesem Abend nicht dabei sein. Er hat Verkehrskundeunterricht. «Angesteckt» mit dem «Lego-Virus» hat Daniel Untersander die Jungen.
Ein Haus für Legos
Ein Lego-Fan ist Daniel Untersander schon lange. So richtig gross wurde seine Sammlung aber vor zehn Jahren. Für ein Jubiläum des Modelleisenbahnclubs Altstätten MECA konzipierte er eine Lego-Eisenbahn. «Ich habe ganze 100 Meter Gleise gebaut. Und die entsprechenden Züge und Umgebung. Da hat sich natürlich einiges angesammelt.» Das wiederum führte zu einem Platzproblem. Zuletzt waren die Legos von Daniel Untersander bei seinem Vater in Altstätten eingelagert. «Aber ich spielte schon lange mit der Idee, sie endlich in meine Nähe zu holen.» Dafür hat er alle möglichen Ideen durchgedacht. Und auch bei der Gemeinde Teufen angefragt.
Bei der Höhe des Mietzinses war es natürlich klar, dass es nicht einfach nur ein Abstellraum sein kann.
Daniel Untersander
Bauen bis Mitternacht
Von dort gab es eine Absage, als er nach einem Raum fragte. «Es hätte auch irgendein Keller sein können, Hauptsache Platz.» Also ging die Suche weiter. In St. Gallen wurde Daniel Untersander dann auf die Immobilie an der Oberstrasse aufmerksam. «Bei der Höhe des Mietzinses war es natürlich klar, dass es nicht einfach nur ein Abstellraum sein kann.» Also gründete er kurzum eine Firma und holte die drei Jungen mit ins Boot. Und jetzt, im Herbst und Winter läuft es so richtig gut. An manchen Tagen kann man frei bauen, es gibt verschiedene Angebote für Team-Anlässe oder private Events. Ab und zu bietet Daniel Untersander Robotik-Kurse an, die sehr gut laufen und einmal pro Monat machen sie eine Bau-Nacht. «Die ist von 16 bis 24 Uhr und es gibt auch Essen», sagt Daniel Untersander. Besuchende können frei wählen, ob sie lieber selbst etwas konstruieren oder einen Lego-Bausatz nehmen wollen. Der Standort ist allerdings befristet. «Mitte 2026 müssen wir hier ausziehen, dann wird das Gebäude abgebrochen.» Für Daniel Untersander ist aber klar, dass es mit dem Bau-Chaschte dann weitergeht. Er wird einen neuen Standort suchen. «Es muss gut angebunden sein an den Öffentlichen Verkehr und auch Parkplätze haben. Vielleicht findet sich ja doch noch was in Teufen?»
Hinweis: Für die Bau-Nacht vom 21. Dezember werden noch bis Donnerstag, 19. Dezember Anmeldungen entgegengenommen. Mehr Infos gibt’s auf der Webseite des Bau-Chaschte.