Der Titel ist Programm: gemeinsam-schaffen-wir-das.ch. Auf dieser Online-Plattform können sich Schweizer Lokalunternehmen eintragen, um für potenzielle Kundschaft auch während der Corona-Krise sichtbar zu bleiben. Teil des spontanen Projekts ist auch eine Teufnerin.
„Trotz des hohen Bestellsaufkommen tun wir unser Bestes, um den voraussichtlichen Liefertermin einzuhalten.“ Solche und ähnliche Hinweise lesen Kunden von Onlineshops derzeit häufig. Schuld ist das Coronavirus. Noch nie haben in der Schweiz so viele Menschen von Zuhause aus gearbeitet. Noch nie gab es in der Freizeit so wenig zu tun. Noch nie sind so wenig Fussgänger an den Ladenzeilen in Städten und Dörfern vorbeiflaniert. Doch während „digitec“ & Co. unter Hochdruck neue Chauffeure suchen und die Förderbänder in den Logistikzentren heisslaufen, stehen viele Kleinunternehmer vor dem grossen Nichts. „Was jetzt?“ Diese Frage stellt auch die neue Online-Plattform „gemeinsam-schaffen-wir-das.ch“. Und sie versucht, eine Antwort zu liefern. Der Ansatz: Vernetzte Solidarität. Hier können sich Unternehmen mit lokaler Verankerung gratis eintragen und so ihr Angebot auch in Zeiten der Corona-Leere präsentieren. Die Website ist noch keine drei Tage online und bereits jetzt haben sich fast 700 Firmen eingetragen. Hinter der Idee stehen drei kreative Köpfe mit grosser Digital-Kompetenz: Patrick Baumgartner, Software-Entwickler und Gründer von www.42talents.com, Vera Brannen, Geschäftsführerin von www.WalktheWalk.ch sowie Freelance-Concepterin und UX-Designerin Michèle Müller aus Teufen: „Unser Ziel ist es, so vielen Selbstständigen, Kleinunternehmern, Ladenbesitzern wie möglich eine Plattform zu bieten. Und uns war klar: Das muss schnell gehen.“
Frage des Timings
Die drei kennen sich und haben schon früher zusammengearbeitet. Das hat die schnelle Umsetzung der Idee überhaupt erst ermöglicht. „Wir haben uns vergangenen Donnerstag darauf geeinigt, die Sache zu starten. Dann waren wir Tag und Nacht dran, bis die Plattform online war“, erzählt Michèle Müller. Dafür musste aber nicht bloss die Website programmiert werden. Genauso wichtig waren die Netzwerke der drei. „Wir verbreiteten die Idee so schnell wir konnten.“ Geschwindigkeit ist bei so einem Projekt entscheidend. Denn während die Corona-Krise viele Menschen zu einer Zwangspause verdonnert, verfallen andere in einen fiebrigen Aktivismus. Eine Plattform wie „gemeinsam-schaffen-wir-das“ funktioniert aber nur, wenn sie von möglichst vielen Unternehmen genutzt wird. „Wir haben uns deshalb natürlich vor Beginn der Arbeit informiert, haben aber nichts direkt Vergleichbares gefunden.“
Je grösser, desto besser
Lieferservice, Take-Away, Einkaufsdienste, Drop-Offs – Schweizer Kleinunternehmen haben in der vergangenen Woche grosse Flexibilität bewiesen. Das Problem: Das Angebot allein reicht nicht. Auch die Nachfrage muss da sein. Dafür soll „gemeinsam-schaffen-wir-das“ sorgen. User können die Unternehmen nach Standort oder Branche sortieren und sich so in wenigen Sekunden anzeigen lassen, welche Lokalunternehmer in der Nähe ein spezielles Corona-Angebot aufgegleist haben. Noch ist der Kanton Appenzell Ausserrhoden allerdings untervertreten: Erst drei Unternehmen erscheinen. Das nächstgelegenste ist die „Pfefferbeere“ aus Bühler. „Natürlich sehe ich es auch als meine Aufgabe, die Website in meinem Wohnkanton bekannter zu machen“, so Michèle Müller. Immerhin: Die Plattform wurde bereits bei SRF1 erwähnt und weitere Berichterstattungen nationaler Medien sind zu erwarten. „Je grösser die Plattform wird, desto grösser die Wirkung.“
Und nach Corona?
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) spricht von einer „Epidemischen Welle“. Damit meint sie das Coronavirus, das täglich mehr Menschen in der Schweiz infiziert. Gleichzeitig ist aber auch eine Welle der Solidarität spürbar. Sei es zwischen Nachbarn, in Familien oder Sozialen Netzwerken. Eine Frage lässt sich dabei nicht ignorieren: Was bleibt davon, wenn Corona Vergangenheit ist? „Darüber haben wir auch diskutiert. Wir betreiben die Plattform derzeit unentgeltlich. Stand jetzt ist es schwierig, den zukünftigen Aufwand abzuschätzen. Heute gehen wir davon aus, dass es sich um ein Krisen-Projekt handelt. Alles andere wird die Zukunft zeigen.“ Michèle Müller hofft aber, dass von der Corona-Zeit die Besinnung auf die lokale Gemeinschaft und der Solidaritäts-Gedanke zurückbleibt. tiz
Aktive Appenzeller
Auch im Appenzellerland wird einiges versucht, um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Schutz-Massnahmen abzufedern. Vorne mit dabei sind die Appenzeller Druckerei AG und „Appenzell24.ch“. Letztere haben unter dem Titel „Für sie da“ eine Plattform geschaffen, auf der sich Private und Firmen kostenlos registrieren können. Darunter sind bereits einige Läden und Restaurants aus Teufen zu finden. Einen Schritt weiter geht „appenzellerlandshop.ch“. Über diesen branchen-unabhängigen Online-Shop können Firmen aus dem Appenzellerland ihre Produkte online anbieten. Der User hat dann die Möglichkeit, die Angebote geographisch oder thematisch zu filtern. Die Registrierung ist hier zwar nicht kostenlos – das Unternehmen zahlt einen einmaligen Beitrag von 250 Franken -, aber Christof Chapuis (Leiter Marketing und Verkauf) sagt auch: „Es handelt sich um einen Selbstkostenbeitrag. Wir verstehen das als Dienstleistung am Appenzellerland.“