Bildbericht: Erich Gmünder
Wenige Tage vor der Viehschau beleben hunderte von Kühen das Mittelgeschoss im Zeughaus. Es sind Bilder des St. Galler Künstlers und Galeristen Francesco Bonanno, der am roten Platz in St. Gallen eine Kunstgalerie, die Macelleria d‘ Arte („Kunstmetzgerei“) betreibt.
Die Kuh begleitet den in Sizilien geborenen und teilweise im Appenzellerland aufgewachsenen Künstler bereits seit 25 Jahren. In dieser Zeit ist er mit seiner Macelleria d’Arte x-mal in der Stadt umgezogen, doch die Kuh ist das beherrschende Motiv in seinem Schaffen geblieben.
Er verwendet die immer gleiche Vorlage für seine Linoldrucke: Das Profil einer Kuh, bei der die einzelnen Schlachtteile eingezeichnet sind.
Er bestreicht die Vorlage dick mit Farbe und klatscht sie bis zu 200 Mal pro Bild auf die Unterlagen: Kunst- und Kulturzeitungen, Stoffe, kostbare Hölzer, alte Ölgemälde. Diese Technik der seriellen Produktion wurde von Andy Warhol entwickelt. „Nichts, was ihm in die Finger kommt, ist sicher davor, dass darauf nachher nicht eine Kuh abgestempelt wird“, sagte Kurator Ueli Vogt bei der Vorstellung des Künstlers schmunzelnd.
So passiert auch zwei Wochen vor der Ausstellung. Als der rote Platz vor seiner Galerie in St. Gallen stellenweise saniert wurde, nahm er einzelne Kunststoffplatten und druckte sein Lieblingsmotiv darauf – sie füllen jetzt eine Wand im Zeughaus.
Mindestens 5000 Mal habe er die Vorlage schon verwendet, erzählte Francesco Bonanno auf Nachfrage an der Vernissage. „Beim 5000. Mal habe ich aber aufgehört zu zählen.“ Kühe sind für ihn aber nicht nur Schlachttiere, sondern faszinieren ihn mit ihrer Ruhe und Geduld und der archaischen, majestätischen Ausstrahlung, wie er dem St. Galler Tagblatt erzählte.
Schönheit und/oder Leistung?
„Kühe und Ingenieurbaukunst haben viele Gemeinsamkeiten. Auf der einen Seite müssen eine Brücke oder ein Dachwerk etwas leisten, auf der einen Seite müssen sie auch gut aussehen. Dasselbe gilt bei einer Viehschau: Auch eine Kuh muss einerseits schön sein, aber sie soll auch viel Milch und viel Fleisch geben“, sagte Kurator Ueli Vogt.
Seit vier Jahren gibt es das neue Zeughaus bereits, viermal fand in dieser Zeit auf dem Platz vor dem Zeughaus die traditionelle Viehschau statt. „Da hat es immer unheimlich viele Leute, aber niemand kommt ins Museum“, bedauerte Ueli Vogt. Das war der Ausgangspunkt, um eine Ausstellung über Kühe zu machen. Die Idee dahinter: „Wie bringt man diese Leute in ein Museum, das kein Elfenbeinturm sein will, aber doch einen gewissen Anspruch hat?“
Die Kühe sollen es nun richten, hoffen der Künstler und der Kurator.
Die Viehschau im Zeughaus
Die Ausstellung dauert bis 2. Oktober