Timo Züst
Seit Tagen laufen auf dem Zeughausplatz die Vorbereitungen für den Teufner Frühlings-Jahrmarkt (Programm unten). Den grössten Stand betreibt Maya Hauri – den Autoscooter („Auto-Tütschi“). Sie kennt die Chancen und Risiken einer kleinen Chilbi.
Maya Hauri hängt gerade vor dem Wohnwagen die Wäsche auf. Nach dem tagelangen Regen kann diese nun endlich an der Sonne trocknen. Auch gewaschen wird draussen. Die Maschine thront auf einer Palette zwischen zwei Wohnwagen. Vor dem von Maya Hauri steht ein Gartentisch. „Setzten Sie sich doch hier ein bisschen in die Sonne zu mir“, sagt sie. Die Schaustellerin ist kontaktfreudig. Auf dem Zeughausplatz scheint sie bereits jeden zu kennen. „Wie war das Bier?“, fragt sie Thomas Ortlieb von der Kinder- und Jugendarbeit im Vorbeigehen. „Super, danke dir. Du darfst einmal gratis fahren!“, antwortet die schlagfertige 62-Jährige. Der beige Wohnwagen ist von März bis Dezember ihr Zuhause. Zwar kehrt sie zwischen den vielen Festen und Chilbis schon ab und zu für ein paar Tage nach Aarau zurück – mehrheitlich ist sie aber auf Achse. „Ich bin seit 40 Jahren auf der Reise“, sagt sie lächelnd. Bis zum Tod ihres Mannes vor neun Jahren teilte sie sich diesen Lebensstil noch mit ihm. Ganz ohne Familie ist sie aber auch heute nicht: Ihre Tochter und ihr Schwiegersohn sind ebenfalls Schausteller. Er arbeitet gerade am Aufbau seines eigenen Stands neben Hauris Autoscooter. „Wir sind nicht immer am gleichen Ort. Aber ab und zu geht es auf.“
Unterstützung von der Gemeinde
Der „Grand Prix Hauri“ macht heuer zum zweiten Mal halt in Teufen. Das erste Jahr war für Maya Hauri kein Grosserfolg. Das weiss auch Iris Eugster vom Sekretariat Betriebe und Sicherheit. Sie ist bei der Gemeinde für den Markt verantwortlich. Im vergangenen Jahr hatte Maya Hauri nebst dem Autoscooter auch noch eine Art Markt aufgestellt. Darauf wird diese Jahr verzichtet. Das soll die Kosten-Nutzen-Waage etwas in die Balance bringen. Denn die Gemeinde unterstützt Schausteller mit einem Startbeitrag. Dieser hilft ihnen dabei, über die Runden zu kommen. Trotzdem muss Maya Hauri laut eigener Aussage rund 6000 Franken einnehmen, um keinen Verlust zu schreiben. „Es kommen ja doch viele Ausgaben zusammen: Transport der Bahn und Wohnwagen, Lohn für meine zwei Arbeiter, Essen, Versicherungen, Gebühren etc.“ Bei einem Fahrtenpreis von 3 Franken für zwei Personen muss sie in den kommenden drei Tagen demnach mindestens 2000 Fahrten verkaufen. Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg sind laut ihr die lokalen Organisationen und Vereine.
Auch ein Risiko
„Auch kleine Orte haben doch ein Anrecht auf eine Chilbi!“, sagt Maya Hauri überzeugt. Trotzdem: Die Auswahl der Haltestellen auf ihrer Jahresplanung ist wohlüberlegt. Denn Jahrmärkte in „kleineren Ortschaften“ wie Teufen sind auch immer ein Risiko. Laut der Schaustellerin steht und fällt der Erfolg hier mit dem Engagement der lokalen Vereine. „Sie müssen selbst etwas aufbauen und die Leute zum Markt locken. Dann funktionierts.“ In Teufen sei das glücklicherweise kein Problem, sagt Marktverantwortliche Iris Eugster. Wie jedes Jahr seien auch heuer wieder die Feuerwehr, die Kinder- und Jugendarbeit, der Elternrat, die Pfadi, die JUBLA, das CEVI oder der TV Teufen mit dabei. „Und sie machen wirklich einen tollen Job.“ Ob der 20-jährige Autoscooter von Maya Hauri dieses Wochenende schwarze Zahlen schreibt, wird sich bald zeigen: Heute Nachmittag um 16 Uhr fällt der Startschuss zum Frühlings-Jahrmarkt (16 bis 19 Uhr Feierabendbier-Aktion / ab 20 Uhr Barbetrieb / Buden und Bahnen bis 22 Uhr). Am Samstag geht es um 11 Uhr wieder los – bis 23 Uhr. Der Abschluss bildet der Sonntag. Gestartet wird dann bereits um 9 Uhr (10 Uhr ökumenischer Gottesdienst im Autoscooter). Der Betrieb dauert bis 18 Uhr.
2020 Kein Jahrmarkt
Im kommenden Jahr ist in Teufen kein Jahrmarkt geplant. Der Grund sind laut Iris Eugster diverse Terminkollisionen aufgrund anderer Vereins- und Sportanlässe.