Félice Angehrn
Die Urtüüfnerin wohnt in der Hauteten. Das Gebiet gehört zur Lustmühle. Der 350-jährige wunderschöne Hof, in dem Vreni Gmür geboren wurde, nennt sich Kühnishaus. Sie bewohnt mit ihrem Mann Reto die umgebaute Remise.
Ihre vier erwachsenen Kinder sind längst ausgezogen. Von der Stube aus blickt man über unbebaute Grünflächen hinauf nach Stein. Ihre Schwägerin bewohnt mit ihrem Sohn das Bauernhaus. Sie bewirtschaften den Hof. Rundherum wohnt die halbe Verwandtschaft von Vreni. «Früher hatten wir ein Chäferfescht mit den vielen fast gleichaltrigen Kindern meiner Brüder», erzählt sie lachend. «Wenn es viel regnet, gibt es ein Seeli auf der Wiese. Das war ein grosser Spass für die Kinder.» Vreni Gmür zeigt alte Fotos von unbeschwerten Stunden ihrer Kindheit und der ihrer Kinder auf dem Bauernhof. Südlich des Hauses liegt der Gemüsegarten. Bereits gucken die Spitzen der Salatköpfe und des Knoblauchs aus den Beeten. Federkohl und Lauch sind noch von der letzten Saison. Der Salat reicht meist bis Weihnachten.
Pro Senectute
Sie bezeichnet die Arbeit als sehr sinnstiftend und dankbar. Ihre Aufgabe: Für alte Menschen bearbeitet sie einfache Steuererklärungen. Meistens sind es alleinstehende Personen. Sie hilft auch bei administrativen Angelegenheiten, klärt Zusatzleistungen ab. Seit 16 Jahren arbeitet Vreni Gmür für die Pro Senectute. Sie kommt aus dem kaufmännischen Bereich und hat für die damalige Firma Güttinger gearbeitet. Sorgfältig wurde sie in ihre Aufgabe eingeführt und wird gut betreut. Diese Dienstleistungen erledigt sie bei den Personen zu Hause. Dort hilft sie den Betroffenen, die Unterlagen zu ordnen und füllt die Steuerformulare mit ihrem Laptop direkt vor Ort aus. «Es gibt viele Leute, die mit dem ganzen Papierkram nicht mehr zurechtkommen, und da helfe ich gern. Die administrative Arbeit mache ich einmal im Monat. Bei den Steuererklärungen lief es dieses Jahr etwas harzig. Die Menschen hatten die nötigen Unterlagen nicht bereit. Man spürt die Unsicherheit der Menschen während der Pandemie. Besuche im Heim sind umständlich.»
Klettern und Reisen
Klettern ist eine Passion von Vreni Gmür. Angefangen hat sie im Alter von 40 Jahren. Klettern gibt ihr ein Glücksgefühl. Erste Versuche machte Vreni Gmür mit ihrem Mann in Klettergärten. «Ich hatte immer volles Vertrauen in meinen Partner, der mich sicher führte und nie überforderte. Deshalb habe ich keine Angst, aber immer Respekt beim Ausüben dieser Sportart.» Gerne erinnert sie sich an ihre grossen Klettertouren wie zum Beispiel die Badile-Kante im Bergell und weitere klassische Routen. «Ich war immer so glücklich, wenn ich es geschafft hatte.» Seit der Pensionierung sind die Beiden oft mit ihrem Camper in Norditalien, Sizilien, Frankreich und Griechenland zum Klettern und Reisen unterwegs. Überhaupt ist die rüstige, gut 70-jährige Frau sportlich unterwegs. Mit Joggen hält sie sich fit für die Touren. Im Moment suchen sie unberührte Hänge zum «Schitürele».Vreni ist eine Frohnatur und immer in Bewegung. Bis jetzt war sie mit Reto immer wieder für einige Wochen ausserhalb Europas unterwegs. Vor allem Kanada und Alaska haben es ihnen angetan. Mit einem Mietcamper geniesst das Paar dort die Natur, wandert, fotografiert und reist herum. Ein weiteres Hobby ist das Nähen. Als 18-Jährige kaufte sie sich ihre erste Nähmaschine. Für ihre vier Kinder hat sie früher viel genäht. Immer wieder besucht sie Nähkurse, um auf dem Laufenden zu sein. Freudestrahlend präsentiert sie ihr selbstgenähtes Outfit.
Das Zuhause von Vreni Gmür wird «Kühnishaus» genannt. Foto: zVg