"Die Sicherheit hat für uns oberste Priorität"

23.06.2017 | Erich Gmünder
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Reto Altherr, Gemeindepräsident und Katja Diethelm, Ressortchefin Betriebe und Sicherheit. Fotos: EG

Der Entscheid, die Öffnungszeiten sowie das Angebot im Gastrobereich des Freibades zu reduzieren, ist in Teilen der Bevölkerung auf wenig Verständnis gestossen. Jetzt nehmen Gemeindepräsident Reto Altherr und Gemeinderätin Katja Diethelm Stellung.

Eine Gruppe von Stammgästen und Frühschwimmerinnen hat eine Online-Umfrage gestartet, um den Puls der Bevölkerung zu fühlen, und will mit einer Unterschriftenaktion den Gemeinderat dazu bewegen, wieder zum bisherigen Betrieb zurückzukehren.

Interview: Erich Gmünder

Haben Sie mit diesen Reaktionen gerechnet?

Reto Altherr: Die Badi ist seit jeher eine Institution in Teufen, und wenn man gewisse Veränderung macht, löst das immer Reaktionen aus. Aber dass es gerade solche Reaktionen auslöst, hätten wir nicht gedacht. Dies vor allem, wenn wir bedenken, was geändert wurde. Nämlich die Reduktion der Tage mit Frühöffnungszeiten und dass es kein Tagesmenü mehr gibt, aber selbstverständlich nach wie vor warme Verpflegung.

Was war denn der Auslöser für diese Massnahmen in der Badi?

Katja Diethelm: Bei jedem Betrieb werden gewisse Bereiche periodisch analysiert und genauer angeschaut. So haben wir uns 2017 den Badebetrieb vorgenommen.

Reto Altherr: Die Kosten der Badi sind schon seit Jahren ein Thema. Im Vordergrund stand dabei der ganze Bereich der Sicherheit. Wir haben dazu Fachleute beigezogen

Und was ist das Ergebnis dieser Analyse?

Reto Altherr: Grundsätzlich ist die Beurteilung sehr positiv. Aber in gewissen Teilbereichen besteht Optimierungsbedarf. Als Beispiel erwähne ich die Wasseraufsicht, eine Tätigkeit, die sehr anstrengend und ermüdend ist. Dabei haben wir festgestellt, dass die Ruhezeiten nicht eingehalten werden. Mit anderen Worten: Einige Mitarbeiter haben teilweise extrem lange, bis zu 14 Stunden gearbeitet. Aus Sicherheitsaspekten ist es unbedingt notwendig, dass die Ruhezeiten eingehalten werden. Bei 14 h Arbeitstagen ist die notwendige Aufmerksamkeit in der Wasseraufsicht für die ganze Zeit schlicht nicht möglich. Die Arbeitszeiten können aber nur eingehalten werden, wenn sich der Badmeister/die Wasseraufsicht auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren und nicht noch Zusatzstunden an der Kasse oder im Schwimmbadrestaurant leisten.  Die Sicherheit hat für uns oberste Priorität.

Ein Mangel in der Sicherheit?

Katja Diethelm: Stellen Sie sich vor, es passiert dort unten etwas, dann wird als erstes geschaut, ob die Ruhezeiten eingehalten wurden. Kommt dazu, dass die Wasseraufsicht anspruchsvoller geworden ist. Laut unseren Mitarbeitern kommen heute oft auch kleinere Kinder ins Bad, die unbeaufsichtigt sind.

Reto Altherr: Wir sind sehr dankbar, dass nie etwas Gröberes passiert ist. Das hätte für alle Beteiligten sehr gravierende Folgen haben können. Es ist unsere absolute Pflicht, dass wir unsere Badenden schützen, aber es besteht auch eine Sorgfaltspflicht gegenüber den Mitarbeitern. Wir wollen, dass sich das Fachpersonal auf die Aufsicht und den Badebetrieb konzentrieren kann. Das steht im Zentrum. Mit anderen Worten: Ein Bademeister gehört ans Wasser. Er soll dort seine Badegäste betreuen und nicht an der Kasse bzw. im Schwimmbadrestaurant.

Sie sprechen jetzt von der Sicherheit, in der Öffentlichkeit werden die Massnahmen aber eher als Sparübung angeschaut.

Reto Altherr: Das stimmt, und hier kommen wir zu einem anderen wesentlichen Punkt: Die Gemeinde fährt mit dem Freibad seit Jahren ein Defizit von rund einer halben Million Franken pro Saison ein (Tabelle PDF). Vergleiche zeigen, dass Freibäder an anderen Orten in unserem Kanton viel kleinere Defizite einfahren, wie zum Beispiel in Waldstatt. Muss dort der Eintritt mit einigen wenigen Franken subventioniert werden, sind das bei uns 20.00 CHF und mehr. Wir wollen wissen, warum dies so ist. Zwar wissen wir aufgrund der Analyse, dass z.B. die Wasseraufsicht in Teufen aufgrund der Anlage aufwendiger ist als an anderen Orten. Doch das erklärt die grossen Unterschiede zu anderen Gemeinden nicht.

Übersicht Defizite 2003 bis 2016. Quelle: Gemeinde

„Eine Schliessung ist absolut kein Thema. Das können Sie dick unterstreichen“
Reto Altherr

Es gibt Gerüchte, das sei ein schleichender Abbau, der Gemeinderat wolle die Badi schliessen.

Reto Altherr: Eine Schliessung ist absolut kein Thema. Das können Sie dick unterstreichen.

Offenbar gab es aber die Idee, die Gemeinde wolle anstelle der Badi ein Projekt für den sozialen Wohnungsbau realisieren.

Reto Altherr: Es gab tatsächlich vor Jahren einmal Studien, das Freibad in eine Art Naturbad umzuwandeln und daneben Wohnraum zu schaffen, aber das ist für den aktuellen Gemeinderat kein Thema. Nochmals ein Grossprojekt ist absolut unrealistisch. Wir haben genug Baustellen, denken Sie an Stichwörter wie Schulhaus, Ortsdurchfahrt oder Dorfgestaltung.

Kritisiert wird auch, dass der Gemeinderat als strategische Führungsebene ins operative Geschäft eingreift.

Reto Altherr: Grundsätzlich gehe ich damit völlig einig. Aber in jedem Umstrukturierungs- oder Veränderungsprozess braucht es jemanden, der die entsprechenden Aufgaben anstösst. Aber danach ziehen wir uns liebend gerne und so rasch als möglich wieder zurück.

Immer wieder hört man, dass sich eine reiche Gemeinde  wie Teufen eine etwas teurere Badi leisten könne – Sparen Sie am falschen Objekt?

Katja Diethelm: Wir reden da von einer halben Million Franken Defizit im Jahr für einen Betrieb während vier Monaten,  dies ist ein Mehrfaches anderer Gemeinden. Die Badi darf den Steuerzahler etwas kosten, die Frage ist wieviel. Es geht darum, mit den Zuschüssen der Steuerzahlenden einen optimalen Nutzen zu generieren. Nochmals: Es geht nicht um eine Schliessung, und es geht auch nicht darum, das Defizit auf 100’000 Franken herunterzufahren.

Wir sind nicht da zum Verwalten, sondern um die Gemeinde vorwärts zu bringen“
Reto Altherr

Reto Altherr: Wir wissen, dass man ein Freibad auf dieser Höhenlage nicht kostendeckend führen kann. Aber wir müssen schauen, dass der Steuerfranken optimal verwendet wird. Das ist unsere ureigenste Pflicht. Wir werden auch die anderen Bereiche anschauen, einen nach dem anderen. Wir sind nicht da zum Verwalten, sondern um zu schauen, dass wir die Gemeinde vorwärtsbringen. In jedem Unternehmen muss man von Zeit zu Zeit Aufwand und Nutzen anschauen und hinterfragen.

Ist die Badi Teufen ein Sanierungsfall?

Reto Altherr: Nein, das Wort Sanierungsfall tönt sehr negativ, aber für mich ist es ein Optimierungsfall.

 

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