Die Corona-Krise ist noch nicht ausgestanden. Aber die Lage hat sich soweit beruhigt, dass der Gemeindeführungsstab heute nach dem Schlussrapport «inaktiviert» wurde. Aber wozu braucht es dieses Gremium überhaupt? Und wie hat es funktioniert?
«Instrumente wie dieses sind für den Notfall gedacht. Für Notfälle, von denen wir immer hoffen, dass sie nicht eintreten», sagt Gemeindepräsident Reto Altherr heute Vormittag. Er sitzt am Kopfende eines grossen Hufeisens aus Tischen im Foyer des Lindensaals. Hier reicht der Platz für den nötigen Sicherheitsabstand. Denn um 8 Uhr nahmen daran alle Mitglieder des Gemeindeführungsstabs Platz – zum Schlussrapport (mit Ausnahme des verhinderten Schulleiters Urs Schöni und des Leiters der Betriebe, Gallus Hengartner). Der Stab war zur Bewältigung der Corona-Krise eingesetzt worden und wird heute aufgelöst bzw. «inaktiviert». «Nun trat genau so ein Notfall ein. Einer, den wir uns so kaum hätten vorstellen können. Und die letzten Monate haben gezeigt, dass die Organisation auch in so einer Zeit hervorragend funktioniert», so Altherr weiter. Nach seinen abschliessenden Worten – und einem ausführlichen Dank – folgt der Znüni, spendiert vom Kanton.
Das alles klingt sehr vertrauenserweckend. Aber Wozu braucht es den Gemeindeführungsstab überhaupt?
Reto Altherr: Die Aufgabe des Stabs ist die Führung in ausserordentlichen Lagen. Dabei gilt das Kaskaden-System. Es gibt also auch so einen Stab auf Kantonsebene.
Was genau führen Sie?
Im Grunde geht es darum, die vielen Anstrengungen der einzelnen Organisationen auf Gemeindeebene zu koordinieren. Der Führungsstab ist eine Art Entscheidungs-, Koordinations- und Kommunikationsplattform für alle Beteiligten. So sind alle auf dem Laufenden, Synergien können genutzt und Kräfte gebündelt werden. Und falls es zu richtungsweisenden Entscheidungen kommt, werden diese auch hier gefällt.
Nun gibt es ja die unterschiedlichsten «ausserordentlichen Lagen» …
Richtig. Es existiert deshalb auch eine breite Palette, die eine jeweilige Vorgehensweise und Zusammensetzung des Stabs empfiehlt. Je nach Situation.
Ein Beispiel?
Ein grosser Brandfall, ein Flugzeugabsturz, ein Murgang, ein heftiges Unwetter, Ausfall der Wasserversorgung… die Liste ist fast endlos.
Bei all diesen Fällen ist rasches Handeln aber Pflicht.
Natürlich. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass der Führungsstab nicht die Rolle der Blaulichtorganisationen einnimmt. Diese sind auch bei Grossereignissen wie immer die ersten vor Ort und erfüllen ihre Aufgabe. Der Stab kommt er später zum Tragen, wenn es um die Bewältigung der Folgeschäden etc. geht.
Die Corona-Pandemie dauerte aber deutlich länger als ein Brand. Wann wurde der Stab eingesetzt?
Die erste Sitzung fand am 19. März statt. Und ja, es ist wirklich aussergewöhnlich, dass der Stab so lange im Einsatz ist. Zudem hatte Corona auch einen Einfluss auf unsere Rapporte. Trafen wir uns im März noch physisch, fanden die späteren Besprechungen übers Telefon statt.
Hatte die epidemische Bedrohung auch einen Einfluss auf die Zusammensetzung?
In den meisten Fällen wären Heime und Schulen im Stab nicht vertreten. In dieser Situation kam ihnen aber natürlich eine wichtige Rolle zu. Deshalb waren auch Ursina Moser (Gesamtleiterin Heime Teufen) und Urs Schöni (Schulleiter Sekundarschule) mit von der Partie.
Aber Sie waren der Chef. Ich vermute, hier lief die Sache etwas militärischer ab als im Gemeindehaus.
Militärisch ist wohl nicht ganz das richtige Wort. Aber klar, in so einer Situation braucht es klare und hierarchische Strukturen – genau wie überall während der Corona-Pandemie. Nur so können die Sitzungen effizient gestaltet und rasche Entscheidungen gefällt werden.
Sie «inaktivieren» den Stab heute. Wieso jetzt?
Natürlich ist diese tiefgreifende Krise noch längst nicht ausgestanden. Das gilt nicht nur für die Heime. Die letzten Monate hatten einen grossen Einfluss auf unsere Psyche und die Wirtschaft. Das wird uns noch lange beschäftigen. Aber die Situation hat sich mittlerweile so weit entspannt, dass der Stab als solcher nicht mehr benötigt wird. Sollte sich das ändern, könnte er aber jederzeit wieder aktiv werden.
Die entscheidende Frage: Hat denn alles funktioniert?
Gesamthaft gesehen, sogar ausgezeichnet. Natürlich gibt es immer Details, die man im Nachhinein optimaler hätte lösen können. Alle Mitglieder des Stabs – aber auch hunderte andere Menschen in der Gemeinde – haben in den vergangenen Monaten an einem Strick gezogen. Wir haben gezeigt, dass wir auch so eine alles umspannende Krise gemeinsam überwinden können. tiz