Die Richtung vorgeben

17.03.2022 | Timo Züst
manuel_rey
Auch beim grossen Planausdruck muss man genau hinschauen: Florin Scherrer (Leiter Bau und Planung) im Vorder- und Ortsplaner Manuel Rey im Hintergrund. Fotos: tiz Es sind zwei Themen, mit denen jede Teufnerin, jeder Teufner früher oder später in Berührung kommt: der Richtplan und die Pförtneranlage in der Liebegg. Warum es beides braucht, und was Plan bzw. Bauprojekt bezwecken, ist an diesem Mittwochabend im Lindensaal Thema. Um die Pförtneranlage Liebegg geht es im zweiten Teil dieses Artikels. Moment! Halt! Stopp! Warten Sie noch kurz mir runterscrollen: Auch der Richtplan ist spannend, versprochen. Und zwar nicht nur für Grundstückbesitzerinnen, Bauunternehmer oder Immobilienhändler. Auch für Mieterinnen, Spaziergänger, Auto- und Velofahrer oder Aus-dem-Fenster-gucker. Denn der Richtplan bildet die Grundlage für bauliche und infrastrukturelle Entwicklung Teufens der nächsten 25 Jahre. Anders gesagt: Dieses Dokument gibt (ganz grob) vor, wie und wo im Dorf gebaut und wo eine grüne Wiese grün bleibt. Aber auch wo zur Schule gegangen, wo Velo gefahren, wo gejoggt oder gewandert wird, wo ein Tourismus-Hotspot entstehen könnte – und sogar, wo in Zukunft sicher keine Skipiste mehr präpariert wird. Entsprechend umfangreich sind die Unterlagen. «400 Seiten in 45 Minuten vorzustellen, ist schlicht unmöglich.» Ortsplaner Manuel Rey beschränkt sich deshalb auf die Fragen: Was ist eigentlich ein Ortsplan? Wie liest man ihn? Und wie sieht der Zeitplan aus? Die Antwort auf die letzte Frage gleich vorneweg: Der neue Teufner Richtplan ist schon weit gekommen. Bis zur Inkraftsetzung wird trotzdem noch einige Zeit vergehen. Aktuell läuft das Mitwirkungsverfahren: Bis mindestens 2. Mai (eine Fristverlängerung wird geprüft) kann sich auf mitwirken-teufen.ch jede und jeder durch die Vorlage klicken – inklusive Erklärungs- und Lesehilfen. Diese Inputs werden anschliessend analysiert und ausgewertet. Darauf folgen Erlass durch den Gemeinderat, Genehmigung durch den Regierungsrat und schliesslich die Inkraftsetzung. «Dieser Plan ist behördenverbindlich. Aber insbesondere die nächsten Schritte generieren dann sicher viel Aufmerksamkeit. Dann geht es nämlich um Reglemente, Zonenplan, Schutzplan etc.», sagt Gemeindepräsident Reto Altherr. Wieso ein neuer Plan? Der neue Richtplan ist keine Teufner Idee. Er ist die Folge eines Paradigmenwechsels in der nationalen Bau- bzw. Siedlungspolitik. «Die Zeiten, in denen mit dem Filzstift aus Landwirtschaftsland einfach Bauland gemacht wurde, sind definitiv vorbei», sagt Manuel Rey. Solche Einzonungen sind nur noch in Ausnahmefällen möglich. Eine der wichtigsten Kriterien dafür ist eine ausreichende Ausnutzung des bestehenden Baulands. «In Ausserrhoden haben wir grundsätzlich genügend Reserven, um Wohnraum für die wachsende Bevölkerung zu schaffen.» Das gilt auch für Teufen. Trotz des überdurchschnittlich starken Wachstums von rund 70 Personen pro Jahr – die kantonalen Statistiken gehen im Schnitt von deutlich weniger aus. Aber: «Dieses Bauland wird längst nicht alles genutzt. Es ist teilweise nicht attraktiv bzw. schwer zugänglich oder wird bewusst freigehalten.» Deshalb ist eines der Kernthemen der neuen Richtplanung die Baulandmobilisierung. Anders als sein Vorgänger aus dem Jahr 1995 kann der neue Plan nämlich nicht mehr grosszügige bauliche Ausdehnungen vorsehen. Stattdessen geht es um die Innenentwicklung. «Das bedeutet allerdings nicht Verdichtung um jeden Preis», so Rey. Der Dorfcharakter soll erhalten bleiben. Auch Einfamilienhaus-Siedlungen und Grünflächen. Die für Teufen typischen «Grüngürtel», die Lustmühle, Niederteufen und Teufen voneinander trennen, aber auch bis ins Dorf reichen, werden verankert. Dasselbe gilt für die noch freien Hügelkämme wie die Fröhlichsegg. So will es übrigens auch der Kanton. «Gleichzeitig fördern wir aber natürlich Verdichtungen dort, wo es Sinn macht.» Der neue Richtplan räumt auch mit historischen Überbleibseln auf. Zum Beispiel werden weisse Zonen (genannt «Bauerwartungsland») nun definitiv der Landwirtschaftszone zugeteilt – und Skipisten verschwinden. «Es geht darum, den Auftrag der haushälterischen Verwendung von Bauland umzusetzen und der Zersiedlung entgegenzuwirken. Die Grundlage dafür legte das Volk 2013 mit dem Ja zum revidierten Raumplanungsgesetz.» Verkehr und Energie «Sie sehen es: Dort hinten hängen heute Abend vier Pläne. Normalerweise wären es bloss zwei: Siedlung und Infrastruktur», sagt Manuel Rey. Die zusätzlichen Pläne – Fussgänger- und Veloverkehr – bringen Teufen an diesem Abend sogar ein Lob des Kantonsingenieurs Urban Keller ein: «Das Thema Fahrrad wird auch im neuen Richtplan der Gemeinde behandelt. Damit ist Teufen der Umsetzung des Veloweggesetzes, das frühestens per 1 Januar 2023 in Kraft tritt, weit voraus.» Der Richtplan sieht zwar nicht im Detail vor, wo Velo gefahren wird. Aber in einigen Fällen wird er doch ziemlich konkret. «Wir wollen beispielsweise beim Höhenweg eine Entflechtung von Fussgänger und Fahrradfahrer erreichen», so Rey. Auch ein wichtiger Teil des längerfristigen Verkehrsmanagements ist das sogenannte Verlagerungskonzept. Es soll dafür sorgen, dass noch mehr Autos die Umfahrung nutzen, statt durch das Dorf zu fahren. Verwandt mit dem Thema Mobilität ist die Energiefrage. Hier stützt sich der Richtplan auf das neue «Energiekonzept 2050» der Gemeinde. Dazu Florin Scherrer, Leiter Bau und Planung: «Das Konzept hat klare Ziele im Bereich Energieträger, Mobilität und Bauphysik definiert. Sie orientieren sich an den nationalen und kantonalen Vorsätzen.» Für die eigentliche Umsetzung des Energiekonzepts wird derzeit ein Reglement ausgearbeitet.

Pförtner: Zwischenhalt Liebegg

Kantonsingenieur Urban Keller war am Mittwochabend im Lindensaal zu Gast. Sein Thema: der Pförtner in der Liebegg. Das Schema hinter Kantonsingenieur Urban Keller skizziert die «Lebensadern» der Stadt St. Gallen. Einige, die dicksten von ihnen, sind rot eingefärbt, einige gelb, andere schwarz. Titel: Referenzzustand 2030. Rot steht für hohe Stauwahrscheinlichkeit – in Stosszeiten mehr oder weniger garantiert –; gelb für mittlere bis erhöhte. «Anders gesagt: Da geht nichts mehr. Und das will niemand von uns.» Um diesen Verkehrskollaps zu verhindern, arbeiten Stadt und die beiden Kantone St. Gallen und Ausserrhoden an weitreichenden Massnahmen. Dazu gehören Grossprojekte wie das Liebegg-Tunnel oder der unterirdische Autobahn-Zubringer mit einem mittel- bis längerfristigen Umsetzungshorizont. «Durch das Tunnel fahren Sie frühestens im Jahr 2040.» Aber auch kurzfristige bzw. «längere Provisorien» wie die Pförtneranlage gehören zum Anti-Stau-Paket. Das Projekt: In der Liebegg (auf Höhe des grossen Parkplatzes) wird eine Lichtsignal-Anlage mit Mittelinsel gebaut (hier finden Sie ein Erklärvideo). Dieses Signal wird über neue Leitungen mit dem städtischen Verkehrsmanagement verbunden – insgesamt sind 16 solcher Anlagen rund um die Stadt geplant. In den Spitzenzeiten während des Morgen- und Abendverkehrs oder in Ausnahmesituationen schaltet das Lichtsignal auf Rot. Der Verkehr wird so ausserhalb des Siedlungsgebiets «pausiert». Der Stauraum beschränkt sich dabei auf die Strecke zwischen Pförtner und Lustmühle-Kreuzung. Was bedeutet das für die Pendler? «Die Wartezeit wird nach aktuellen aber noch provisorischen Berechnungen rund 2 Minuten betragen», so Urban Keller. Im Gegenzug soll der Verkehrsfluss durch die Stadt verbessert und die Planungssicherheit der Reisezeit erhöht werden. «Die längeren Staus von bis zu 10 Minuten können wir mit diesen Massnahmen hoffentlich massiv reduzieren.» Der Pförtner soll mindestens bis zur Eröffnung des Liebegg-Tunnels in Betrieb sein – danach dient er als «Absicherung». Der Regierungsrat hat das Projekt (Budget 2,4 Mio. Franken inkl. Steuerung und Leitungsbau) bewilligt, derzeit läuft die Planauflage. Im Idealfall wird der Pförtner diesen Sommer gebaut. «Wann er aber in Betrieb geht, kann ich heute noch nicht sagen. Programmierung und Testung des Systems werden einige Zeit in Anspruch nehmen.» Und die Velos? Sie sollen in Zukunft alle – auf- und abwärts – auf dem talseitigen Trottoir bzw. Velostreifen fahren. «Wer abwärts unterwegs ist, betätigt beim Pförtner das Signal und kann dann sicher wieder einspuren», so Urban Keller. Auch diese Lösung ist grundsätzlich «temporär». Der Kanton plant eine Verbesserung des Velowegs von der Schule Niederteufen über die Lustmühle bis zum Riethüsli. «Ziel ist ein attraktiver, durchgehender Weg ohne Strassenquerung.» Möglich machen, soll das eine Verbreiterung des bestehenden Langsamverkehr-Streifens, eine Unter- oder Überführung in der Lustmühle und eine Veloverbindung durch den Wald bzw. über den Wattbach bis kurz vor die Riethüsli-Kreuzung. «Wir sind da wirklich intensiv dran. Aber das ist trotzdem noch Zukunftsmusik. Insbesondere die Verbindung über den Wattbach ist eine Herausforderung – da gibt es einiges zu berücksichtigen und viele Beteiligten.» Eine Übersicht der geplanten Projekte zwischen Niederteufen und Riethüsli finden Sie auf diesem PDF aus der «Tüüfner Poscht» vom Februar 2022.

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