In Ausserrhoden herrscht ein Deponienotstand. Das bedeutet: Aushubmaterial muss heute oft kilometerweit transportiert werden. Mit der Eröffnung der Deponie Gmünden gestern Nachmittag hat der Kanton einen Teil zur Linderung dieser Knappheit beigetragen. Obwohl es sich dabei eigentlich nicht um seinen Grundauftrag handelt.
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Es sind drei aneinandergeheftete A4-Seiten. So viel Platz braucht der «Blick zurück» anlässlich der Eröffnung der Deponie Gmünden. Der erste Eintrag stammt aus dem Jahr 2002: Deponieplanung. Regierungsrat Dölf Biasotto erklärt: «Damals wurden 39 mögliche Deponie-Standorte in den Richtplan aufgenommen, um der Knappheit entgegenzuwirken. Einer davon ist dieser hier.» Er steht vor einem Halbkreis aus Baufachleuten, Kantonsmitarbeitenden, Gästen, Journalisten und Anwohnenden. Für den Vorsteher des Departements Bau und Volkswirtschaft läuft der Tag unter dem Motto «Freude herrscht»: «Wer den gleichen Vornamen hat wie Adolf Ogi, darf diesen Ausspruch an so einem Tag auch benutzen.» Grund für die Euphorie ist die Eröffnung der Deponie Gmünden. Darauf haben Kanton und die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Deponie Gmünden (Hörler / Preisig / Implenia) fast 20 Jahre hingearbeitet. Nun wird hier endlich der erste LKW gekippt.
Rund 330’000 Kubik
«Pro Einwohnende fallen in Ausserrhoden pro Jahr rund 2 Kubikmeter Aushubmaterial an. Insgesamt sind das 120’000 Kubik.» In diesem Kontext wirkt das Schüttvolumen der Deponie Gmünden nicht mehr so beeindruckend. Hier können in den nächsten Jahren nämlich 330’000 Kubikmeter Aushubmaterial deponiert werden – hauptsächlich «Typ A» (sauber) und ein deutlich kleinerer Teil «Typ B» (Inertstoffe / wasserlösliche Mineralien). Dölf Biasotto rechnet vor: «Das wären ungefähr 33’000 Vierachser-LKWs. Wir gehen davon aus, dass am Anfang rund 500 Tonnen Material pro Tag verbaut wird. Das wären dann 25 LKWs.» Später wird sich die tägliche Auffüllmenge vermutlich noch deutlich erhöhen. Der Kanton geht deshalb davon aus, dass die Deponie Gmünden in weniger als 10 Jahren voll sein wird. Dann geht es ans Renaturieren.
Magerwiese und Fruchtfläche
Eine Deponie ist nicht bloss ein Loch. Nebst den Verhandlungen mit Interessengruppen und den rechtlichen Abklärungen, mussten auch diverse bauliche Vorbereitungsarbeiten ausgeführt werden. Dazu gehören die rund 200 Meter lange Zufahrtsstrasse, die Erstellung von Baupisten, Absetzbecken, Sickerleitungen, der Einbau der grossen LKW-Waage und die Rodung des bestehenden Waldstücks. «Inzwischen sind wir in der Lage, das Gelände nach dem Auffüllen einer Deponie wieder als Biodiversitäts- und Landwirtschaftsfläche zu nutzen», sagt Dölf Biasotto. Dafür sollen die entsprechenden Boden- und Erdschichten rekonstruiert und einheimische Pflanzen (inkl. Wald) angebaut werden. Bei dieser Deponie gibt es aber noch einen Sonderfall zu beachten: die Hochspannungsleitung, die direkt über dem Gelände verläuft. «Das hat uns und der SAK einiges an Kopfzerbrechen bereitet.» Die Lösung: Ein strenges Sicherheitsregime und eine spätere Anhebung der Leitungen, um den nötigen Bodenabstand garantieren zu können.
Kür und einheimisches Material
Eigentlich ist die Erstellung von Aushubdeponien nicht Aufgabe des Kantons. «Aber dass das Material in der Nähe abgeladen wird, macht sowohl aus ökologischer also auch ökonomischer Sicht Sinn. Deshalb haben wir uns auch diesem Kür-Projekt angenommen», erklärt Dölf Biasotto. Um die Wirkung der Deponie zu garantieren, wird hier deshalb anfangs auch nur Material von Baustellen aus Ausserrhoden angenommen. tiz