«Die Idee zum Werk kam mir in dieser Kirche»

23.05.2013 | Erich Gmünder
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Erich Gmünder

Sein Name ist in der Schweizer Chor- und Kirchenmusik ein Begriff: Peter Roth. Seit einiger Zeit ist der Toggenburger Musiker auffällig oft in Teufen anzutreffen, wo er praktisch jeden Monat einmal in der Kirche musiziert oder dabei ist, wenn eines seiner Werke aufgeführt wird. Das hat drei Gründe: einen musikalischen, einen akustisch-architektonischen – und einen romantischen.

Der akustisch-architektonische Grund zuerst: Peter Roth hat die Grubenmann-Kirche schon vor bald 20 Jahren in sein musikalisches Herz geschlossen. Für ihn ist es ein einzigartiger Klangraum mit einer Akustik, die für Chorwerke besonders geeignet ist. 1995 wurde hier seine Toggenburger Passion aufgeführt.

Die Liebe

Dazwischen liegen Jahre. Nach Teufen kam er erst wieder im Frühjahr 2012. Und hier folgt nun der romantische Grund: Damals wurde Verena Hubmann zur Pfarrerin in Teufen gewählt. Die je zu 50 Prozent in Teufen und Schwellbrunn Tätige ist seine Lebenspartnerin.

Bei einem von ihr gestalteten anKlang- Gottesdienst kam ihm auch die Idee für das jüngste Werk. Als Verena Hubmann Gedichte der evangelischen Theologin Dorothée Sölle las. «Als ich die Kirche verliess, wusste ich, dass ich diese Gedichte vertonen muss.»

Er liess sich von seiner Partnerin die Texte geben und zog sich zwei Wochen in die Propstei St.Gerold zurück. So entstand «Träume mich, Gott», die Messe für Frauenchor und Klavier, die am Sonntag 2. Juni um 17 Uhr in der Evang. Kirche Teufen aufgeführt wird.

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Die Musik

Der musikalische Grund: Die Einführung der neuen Gottesdienst-Reihe «anKlang». Die Musik erhält hier einen für evangelische Gottesdienste eher ungewöhnlichen Stellenwert.

«In der katholischen Kirche hatte die Musik schon immer primäre Bedeutung, war mehr als schmückendes Beiwerk. Durch den Klang wird die Bedeutung der Worte vertieft, Musik wird Teil der Verkündigung», sagt Peter Roth. Die erste seiner mittlerweile vier Jodlermessen schrieb er für einen katholischen Gottesdienst in seiner Wohngemeinde Alt St. Johann.

Die katholische Liturgie mit der klaren Dramaturgie hat es ihm angetan. Als (reformierter) Schüler habe er sich manchmal in die katholische Kirche in Bruggen geschlichen, um der Messe zu lauschen. Berühmt wurden seine Aufführungen des Requiems von Gabriel Fauré.

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Die Mystik

Der Toggenburger Reformator Huldreich Zwingli verbannte mit dem Bildersturm auch die Musik aus den reformierten Kirchen. Ziel war damals die Aufklärung, Ratio und Rituale waren Gegensätze. Die Christen sollten mit der Mystik und Musik nicht länger eingelullt werden. Heute erobert sich die Musik langsam wieder ihren Platz.

«Man spricht sogar in evangelischen Kirchen von Liturgie, was früher undenkbar war», schmunzelt Peter Roth. Eine «aufgeklärte Mystik» nennt er das, was ihn antreibt.

Dazu passt, dass er für die Vertonung der Gedichte der 2003 verstorbenen deutschen Theologin Dorothée Sölle, einer erklärten Befürworterin der Befreiungstheologie, ebenfalls auf die Liturgie zurückgegriffen hat. «Sölle bringt die Mystik mit dem Widerstand zusammen.»

Die Botschaft

Der frühere SP-Politiker und bekennende Linke macht keinen Hehl daraus, dass die Botschaft von Wort und Musik eine höchst politische ist. «Die Kirche muss sich wieder an der Bergpredigt ausrichten, muss eine Kirche für die Armen sein, wie dies auch Papst Franziskus mit seiner Namenswahl bekannt hat. 30 Jahre Neoliberalismus haben Reiche reicher und Arme ärmer gemacht. Hier muss die Kirche wieder Farbe bekennen und solidarisch werden.»

«Träume mich, Gott», Messe für Frauenchor und Klavier. Sonntag, 2. Juni, 17 Uhr, evang. Kirche. Frauenchor Rorschacherberg, Leitung: Kathrin Pfändler Kehl, Klavier: Peter Roth. www.frauenchor-rorschacherberg.ch «Libera me»,

Requiem zum Gallus-Jubiläum, Text von Josef Osterwalder, Chorprojekt St.Gallen, mit Peter Waters, Maria Walpen, Manuel Walser u.a. Samstag, 8. Juni, evang. Kirche.

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Peter Roth

geboren 1944 in St.Gallen, Ausbildung als Primarlehrer und Musiklehrer. Seit 1973 freischaffender Musiker, Komponist, Chor- und Kursleiter, Mitinitiant Klangwelt Toggenburg und Klanghaus/Klangschmiede. Bekannteste Werke: St. Johanner Messe, Toggenburger Passion

http://www.peterroth.ch/

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