Seit Sonntag ist Ueli Schleuniger wieder in Kurdistan. Ziel seiner 8. Mission: Der Ankauf von drei Tanklastwagen für die Trinkwasserversorgung der Flüchtlinge in den Camps um Erbil. Ein erster Zwischenbericht.
Interview: Erich Gmünder
Ziel Ihrer Mission war der Ankauf von drei Tanklastwagen. Wie sind Sie vorangekommen.
Wir konnten dank den Spenden aus dem Rotbachtal sowie der Umgebung noch am Sonntagabend drei Fahrzeuge kaufen mit einem Fassungsvermögen von je 8’000 Liter. Zwei waren nach den üblichen Formalitäten zur Inverkehrssetzung heute erstmals im Einsatz.
Am Montag konnten wir ein drittes Fahrzeug kaufen; dieses musste erst noch umgerüstet werden, es ist morgen einsatzbereit.
Damit ist es uns möglich, täglich 75’000 bis 100’00 Liter Wasser in die Camps zu transportieren.
Warum kann diese Menge nicht erhöht werden?
Das Befüllen eines Tankfahrzeuges dauert rund zwanzig Minuten, inklusive den ganzen Manövern jedoch bis zu dreiviertel Stunden.
Beim Abfüllort steht ein riesiger Silo auf einem hohen Gerüst, einer Art Stelzen, damit genügend Druck vorhanden ist, da hier keine Pumpen zur Verfügung stehen. Dieser Tank wird mit Grundwasser gespiesen, das über mehrere Kilometer in die Nähe der Lager geführt wird.
Die Camps sind zwar nur wenige Kilometer entfernt, aufgrund der buckligen Pisten müssen die Tanker jedoch sehr vorsichtig fahren, so dass hier nochmals wertvolle Zeit benötigt wird.
Im Camp verfügt jeder Sektor über einen Wassersilo mit 5’000 Liter Fassungsvermögen. Bis diese jeweils gefüllt sind, dauert es rund dreiviertel Stunden.
Zurzeit sind die Tanks nur während einer Schicht in Betrieb, wir drängen jedoch drauf, dass diese im Zweischichtbetrieb verkehren, so dass wir die Liefermenge noch erhöhen können.
Wie reagiert die Bevölkerung in den Camps?
Die Camps wirken bei unserer Ankunft jeweils wie ausgestorben, niemand verlässt das Zelt, wenn es nicht unbedingt nötig ist, weil die Sonne gnadenlos herunterbrennt. Es herrschen hier Temperaturen zwischen 50 und 53 Grad. Bei unserer Ankunft kommen Kinder und Erwachsene mit ihren PET-Flaschen oder Kübeln und umringen den Wassersilo. Dort sind Wasserhahnen angebracht, wo sie ihre Behältnisse füllen können. Das läuft ganz gesittet ab, es wird drauf geachtet, dass das Wasser gerecht verteilt wird.
Die Bewohner freuen sich über unsere Ankunft, viele laden uns spontan auf einen Besuch in ihrem Zelt ein. Dazu fehlt uns jedoch die Zeit.
Reicht das Wasser auch für die Körperhygiene?
Wenn die Trinkwasservorräte ausreichend sind, wird das Wasser auch für den Betrieb der WC’s genutzt und vereinzelt kann auch wieder geduscht werden. Das ist wichtig für die Vorbeugung von Krankheiten.
In einem Camp stehen auch einfache Klimatisierungsanlagen zur Verfügung. Diese einfachen Geräte funktionieren ähnlich wie bei uns die Luftbefeuchter; das gekühlte Wasser wird in den Innenraum gesprüht; damit können die Zelte einige Grad heruntergekühlt werden. Dafür werden jedoch Strom sowie pro Tag rund 100 Liter Wasser benötigt, so dass deren Betrieb von der verfügbaren Menge Wasser abhängt sowie davon, ob das Camp über einen Generator für die Stromerzeugung verfügt.
Wie gehen Sie selber mit dieser Hitze um?
Die brütende Hitze ist unvorstellbar und unbeschreiblich. Im Hotel verfügen wir über Klimatisierung, so dass die Innentemperatur erträglich ist. Eine Abkühlung beim Duschen ist jedoch nicht möglich, da das Wasser aus den Hahnen sehr warm ist. Die Personenwagen verfügen glücklicherweise über funktionierende Klimaanlagen.
Im Freien benutze ich ein angefeuchtetes Frotteetuch, das ich um den Hals lege, sowie einen Sonnenhut. So ist es einigermassen erträglich. Im Unterschied zu den Flüchtlingen kann ich aber am Freitag der Hitze wieder entfliehen….
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