
David Schober, Olivia Fischer und Jana Schenker (von links) werden heute und morgen ihre Maturaarbeiten präsentieren. Fotos: tiz
Timo Züst
Heute Abend beginnen um 17.30 Uhr die öffentlichen Präsentationen der Maturaarbeiten. Die TP hat im Vorfeld mit zwei Teufner Autorinnen und einem Autor gesprochen. Wichtigste Frage: Welche Note soll es werden?
Drei Lernende, drei Themen
Olivia Fischer, 17 Jahre, Niederteufen
Thema der Arbeit: Schulischer Alltag zweier körperbehinderter Kinder an der Regelschule im Kanton Appenzell Ausserrhoden
David Schober, 18 Jahre, Teufen
Thema der Arbeit: Die Pauschalbesteuerung im Kanton AR
Jana Schenker, 18 Jahre, Teufen
Thema der Arbeit: Mit den Augen hören und den Händen tanzen – Wie nehmen Gehörlose die Musik wahr und in welcher Beziehung stehen sie zu ihr
Wie seid ihr auf eure Themen gekommen?
Olivia: Meine Mutter arbeitet in der Schule in Stein. Dort habe ich zum ersten Mal einen Schüler im Rollstuhl gesehen. Das hat bei mir dir Frage ausgelöst, wie sich der Alltag für körperbehinderte Schüler in der Regelschule gestaltet.
David: Ich hatte das Gefühl, man spricht immer wieder über die Abschaffung der Pauschalbesteuerung, ohne dass man dabei genau weiss, was wirklich die Auswirkungen waren. Dem wollte ich nachgehen.
Jana: In den Skiferien sah ich am Nebentisch eine Familie, die sich sehr ausdrucksstark in Gebärdensprache unterhielt. Das hat mich geprägt. Als zusätzliches Element habe ich dann die Musik reingebracht – auch um einen engeren Fokus zu haben.
Das Fazit eurer Arbeit in drei Sätzen?
Olivia: Die Integration ist in unserem Kanton weiter fortgeschritten als andernorts. Dank den hier angewendeten verstärkten, integrativen Massnahmen gelingt es, körperbehinderte Schüler gut einzugliedern. Ich habe auch ein Beispiel dokumentiert, bei dem ein Jugendlicher mit einer Hemiparese nun eine normale Lehre beginnen kann.
David: Die Auswirkungen der Abschaffung der Pauschalbesteuerung können nicht eindeutig definiert werden. Aus den Daten, die ich vom Steueramt erhalten habe, lässt sich zwar ermitteln, dass einzelne nach der Abschaffung weggezogen sind. Was die konkreten finanziellen Folgen waren, ist aber schwer zu ermitteln.
Jana: Das Hören ist für alle eine sehr subjektive Wahrnehmungsform – auch für Gehörlose. Ich habe festgestellt, dass Gehörlose die Musik hauptsächlich durch Vibrationsrezeption wahrnehmen. Das geht soweit, dass sie fast einen zusätzlichen Sinn entwickeln. Eine Frau hat mir auch erzählt, dass sie jeweils einen Luftballon in die Hände nimmt, um die Musik so besser zu spüren.
Wie gut war eure Organisation? Hattet ihr Stress vor der Abgabe?
Olivia: Eigentlich hatte ich früh begonnen, habe dann aber noch einmal eine Pause eingelegt. Wirklich angefangen habe ich in den Herbstferien. Es ging aber gut auf.
David: Ich habe auch um diese Zeit angefangen. Mit dem Schreiben habe ich aber etwas lange zugewartet. Ich musste dann gegen Ende rund 2000 Zeichen pro Tag schreiben.
Jana: Ein Riesenstress hatte ich auch nicht, aber es war schon intensiv.
Heute und morgen habt ihr eure Präsentationen. Die macht ein Viertel eurer Maturaarbeitsnote aus. Nervös? (Anm.: Besteht aus 10 Minuten Präsentation, 10 Minuten Fragen der Lehrer und 10 Minuten Fragen des Publikums)
Olivia: Schon etwas. Die Präsentation macht mir aber weniger Sorgen, als die Fragen der Lehrer.
David: Mir geht es ähnlich. Die Fragen der Lehrer werden sicher schwierig.
Jana: Ja…. Aber ich finde es auch sehr schwierig, so eine grosse Arbeit in nur zehn Minuten zu präsentieren. Ich muss viel zu viel weglassen und mich sehr kurzfassen.
Und nun noch die Gretchenfrage: Was für eine Note erwartet ihr?
Olivia: Ab einer 5 wäre ich zufrieden. Unter einer 4,5 wäre etwas wenig für den betriebenen Aufwand.
David: Ich hoffe auch auf eine Note über einer 5.
Jana: Alles ab einer 5 wäre super.
In eurem Maturazeugnis kommen ja auch noch andere Noten vor (Anm.: Maturaarbeit zählt als ganze Note). Welches ist euer „schlimmstes“ Fach?
Olivia: Mathematik, weil da in letzter Zeit so schwierige Themen gekommen sind.
David: Französisch.
Jana: Auch Mathe.
Engagierte Lernende

Daniela Weber Klose ist Prorektorin und Co-Leiterin des Gymnasiums bzw. Obergymnasiums.
„Die Maturaarbeit ist ein ganzer Prozess. Er hat bereits im April 2018 gestartet“, sagt Prorektorin Daniela Weber Klose aus Teufen. Damals wurden die Lernenden in das Themenfeld Maturaarbeit eingeführt. Und eine Reihe verschiedener Workshops startete. Einige davon waren Pflicht, andere freiwillig. „Dabei geht es um Bereich wie Themenwahl, Recherche, Zitieren und Layout“, so Weber Klose. Abgabetermin der schriftlichen Arbeit war der 17. Dezember 2018. Nach der mündlichen Präsentation erhalten die Lernenden ihre Gesamtnote, die sich zu drei Viertel aus der schriftlichen und zu einem Viertel aus der Präsentation zusammensetzt. Ein grosser Vorteil bei der Maturaarbeit sei die freie Themenwahl – das fördere die Motivation bei den Lernenden. „Auch dieses Jahr sind wieder einige herausragende Arbeiten dabei.“ Bewertete werden die Arbeiten übrigens immer von zwei Lehrpersonen, der Betreuerin und der Co-Betreuerin. Wer sie betreut, suchen sich die Lernenden selbst aus. Einige Lehrpersonen kümmern sich um bis zu vier Maturaarbeiten. Der Aufwand ist je nach Arbeit unterschiedlich.