Live auf YouTube: Der Info-Anlass wurde gestreamt und kann auch jetzt noch auf dem Kanal der Gemeinde nachgeschaut werden. Foto: tiz
Am 7. März stimmt Teufen über einen Investitionskredit von 8,176 Mio. Franken ab. Das Geld soll für den Umbau der Abwasser-Organisation eingesetzt werden. Statt des Betriebs einer eigenen Kläranlage würde sich Teufen bei einem «Ja» an die ARA Au in St. Gallen anschliessen.
Hinweis: Die gesamte Info-Veranstaltung wurde auf Video aufgezeichnet und kann auf dem YouTube-Kanal der Gemeinde Teufen (hier) nachgeschaut werden.
Die Ausgangslage
Dass die ARA Mühltobel in ihrer heutigen Form keine Zukunft hat, weiss die Gemeinde schon länger. Nicht nur das Alter der Anlage birgt Handlungsbedarf – auch die Reinigungswerte sind nicht immer vorschriftsgemäss. Deshalb wurde bereits im Jahr 2006 eine erste Studie zur Zukunft der ARA in Auftrag gegeben. Sie kam zum Schluss: Der Bau einer neuen Anlage für Teufen wäre wesentlich teurer als der Anschluss an die deutlich grössere ARA Au in St. Gallen. Zwei Jahre später wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet, die genau diesen Zusammenschluss beinhaltet. Mittlerweile besteht auch ein Vorvertrag mit der Stadt St. Gallen. Bei einem «Ja» am 7. März können die konkreten baulichen Massnahmen geplant werden. «Wir haben uns gerade heute wieder innerhalb der Vertragsgruppe unterhalten. Die Verhandlungen sind weit fortgeschritten», sagt Gemeinderat Peter Renn, Leiter Ressort Umwelt.
Corona und Video
«Die Coronapandemie hat uns nach wie vor fest im Griff. Das Leid, die Sorgen und die Ungewissheit belasten uns alle», sagte Gemeindepräsident Reto Altherr zum Abschluss der Info-Veranstaltung. Aber er sieht auch Licht am Ende des Corona-Tunnels: «In einzelnen Bereichen wird eine Perspektive sichtbar und ich hoffe wie wir alle, dass der Impfstoff bald in ausreichender Menge verfügbar sein wird. Bis dahin bitte ich alle, sich an die Vorschriften zu halten.» Zudem sprach er den Teufner Gastronomen ein herzhaftes Lob für den Drive-In-Anlass auf dem Zeughausplatz aus und bedankte sich für die «gewaltige Unterstützung» aus der Bevölkerung.
Bereits die Info-Veranstaltung zum Budget 2021 war gefilmt worden. Damals waren aber noch einige wenige Zuschauer im Saal – der Anlass zum Thema ARA fand nun ganz ohne Publikum statt. Dafür wurden die Filmaufnahmen live auf YouTube veröffentlicht. «Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn der Saal komplett leer ist. Man bekommt keinerlei Feedback auf das Gesagte. Und natürlich entsteht auch kein echter Diskurs», sagt Reto Altherr. Er hofft deshalb, dass die nächst Info-Veranstaltung im Mai wieder mit Zuschauerinnen und Zuschauern stattfinden kann. Ob trotzdem eine Video-Kamera dabei sein wird, ist noch unklar. «Ich vermute, diese Pandemie wird einiges nachhaltig verändern. Gut möglich, dass wir in Zukunft zweigleisig fahren. Das wird sich aber noch zeigen.»
Warum zur ARA Au?
Ein Anschluss an die ARA Au – das betrifft auch die Gemeinden Stein und Hundwil – hat im Vergleich zu einer eigenen Anlage nicht nur finanzielle Vorteile. ARA-Betriebsleiter Michael Stern erklärt: Die Anlage Au ist dank ihrer Grösse technisch besser ausgestattet. Das bedeutet, dass das dort gereinigt Abwasser viel sauberer wird als in einer kleineren Anlage. «Ganz konkret würde sich die Fracht bzw. die Umweltbelastung des Teufner Abwassers um 50 Prozent reduzieren.» Und nicht nur das; der Wechsel nach St. Gallen bringt auch mehr Sicherheit. Denn bei der ARA Au sind alle relevanten Systeme redundant. Mit Blick in die Zukunft sind insbesondere die Mikroverunreinigungen zu erwähnen. Um diese – bsp. Hormone oder Medikamentenrückstände – aus dem Abwasser zu filtern, braucht es eine teure EMV-Stufe. So eine in Teufen zu realisieren, wäre unrealistisch und teuer, da die Anlage aufgrund ihrer Grösse keine Bundesgelder dafür bekommen würde. Bei der ARA Au hingegen soll eine solche EMV-Stufe bis allerspätestens 2036 gebaut werden.
Das wird gemacht
Bei einem «Ja» am 7. März wird die ARA Mühltobel bis 2025 in ein Pumpwerk mit Rückhaltebecken umgebaut. Dazu kommen der Bau der Leitungen bis zum Anschluss ans städtische Abwasser-Netz und der nötigen Pumpwerke sowie die Erstellung mehrerer Rückhaltebecken. «Diese Becken brauchen wir als Manövriermasse und im Falle einer Havarie», erklärt Michael Stern. Die Gemeinde Hundwil hat bereits über den Umbau ihrer ARA («Schmitte») zu einem Pumpwerk abgestimmt und auch das Abwasser von Stein, das heute in der ARA Mühltobel gereinigt wird, würde dann nach St. Gallen gepumpt.
Die Kosten
Am Projekt hängt mit 8,176 Mio. Franken ein beachtlicher Preiszettel. Gemeinderat Peter Renn relativiert diese Zahl aber: «An den Gesamtkosten für den Anschluss der drei AR-Gemeinden an der ARA Au hätte Teufen eigentlich einen Beitrag von 11,6 Mio. Franken zu leisten. Die Differenz machen die 3,486 Mio. Franken aus, die der Gewässerschutzfonds von Ausserrhoden an das Projekt zahlt. Ausserdem belegen zwei unabhängige Studien, dass der Bau einer neuen ARA in Teufen deutlich teurer geworden wäre. tiz