Erich Gmünder
Andres Sulzers Werk als Landschafts- und Gartenarchitekt soll der Nachwelt erhalten bleiben. Dieses Ziel hat sich Roman Häne gesetzt. Der 33-jährige Landschaftsarchitekt sammelt seit ein paar Monaten alle Pläne, Unterlagen und Hilfsmittel des mittlerweile 93-jährigen Landschaftsarchitekten aus Niederteufen. Die Ausstellung im Zeughaus erlaubt erste Einblicke.
Eines der Sammelstücke ist besonders eindrücklich: Eine abgewetzte Landkarte vom süddeutschen Raum ennet dem Bodensee. Mit dicken Kreisen ist eingezeichnet, wo Andres Sulzer in seinem langen Berufsleben Projekte realisiert hat.
Roman Häne ist nun daran, alle diese Objekte in einer Werkliste zu erfassen und zu dokumentieren. Zur Sammlung gehören auch viele Skizzen, Landschaftsfotografien und Pläne, die Andres Sulzer im Rahmen seiner Arbeit angefertigt hat.
Ehefrau als Vermittlerin
Für den jungen Gartenarchitekten aus Waldstatt war der Name des 60 Jahre älteren Landschaftsarchitekten zwar ein Begriff. Erst bei einer Zufallsbegegnung mit Andres Sulzer und dessen Frau tauchte jedoch die Idee auf, das Werk zu erfassen und so langfristig vor dem Vergessen zu retten.
Da Andres Sulzer aufgrund seiner abnehmenden Kräfte nicht mehr als Interviewpartner zur Verfügung steht, führt Roman Häne viele Gespräche mit dessen Ehefrau Elsbeth Sulzer, welche selber Landschaftsarchitektur studierte und sein Werk kennt wie niemand anders. Sie war die Stütze ihres Mannes, der oft auf Reisen war, und besorgte ihm das Büro.
Grosse Aufträge ennet dem Bodensee
Eines der typischen Gestaltungselemente von Andres Sulzer waren Erhebungen aller Art. Sie erinnern ein wenig an die Appenzeller Hügel in seiner engeren Heimat. «Man könnte fast sagen, er hat die Appenzeller Hügel in die Welt verstreut.»
Am meisten Werke realisierte er im süddeutschen Raum. In den Aufbaujahren der Nachkriegszeit gestaltete er Dutzende von Gärten, vorwiegend in öffentlichen Einrichtungen wie Heimen, Klöstern oder Schlössern.
Einige Aufträge auch in Teufen
In der Schweiz hat Roman Häne bis jetzt ca. 150 Objekte aufgelistet, vorwiegend private Aufträge in der Ostschweiz. Auf einer Landkarte sind sie mit roten Nadeln markiert.
Auch in Teufen hat Andres Sulzer Spuren hinterlassen. Wichtige öffentliche Aufträge waren z.B. der nördliche Abschluss des Dorfplatzes vor Bibliothek und Schulhaus (1979), sodann Teile der parkähnlichen Anlage beim Schulhaus Niederteufen, die Umgebung des Altersheims Lindenhügel und als eine der letzten Arbeiten die Umgebung des Schulhauses Landhaus.
Kultur, News, Zeughaus
Besucherandrang an der Vernissage im Zeughaus
Thematische Ausstellung zum Thema Landschaft eröffnet. weiterlesen…
Erich Gmünder | 26. 05. 2013 | Kultur, News, Zeughaus | Keine Kommentare |
Den Blick auf die Landschaft schärfen
«Annäherung an deine Landschaft» ist das Thema der zweiten grossen Gruppenausstellung im Zeughaus. Da hängen die Alpsteinbilder des Teufner Landschaftsmalers Hans Zeller (Jahrgang 1897) neben fotografischen Alpsteinansichten von Verena Schoch (1957) und Christian Schwager (1966) oder Landschaftsfantasien von Ulrich Binder (1958).
Daneben Landschaftsreliefs von Monika Ebner, Wortlandschaften des Teufners Jürg Rohr (1962), eine überdimensionale Schraffuren-Wandkarte von Felix Stickel (1979) oder ein Videoprojekt von Vera Marke (1972).
Und die erwähnte werkstattähnliche Präsentation des Nachlasses von Andres Sulzer (1920) durch Roman Häne (1980).
Wozu das alles?
«Es geht mir darum, den Blick auf die Landschaft zu schärfen», sagt Ueli Vogt, der Kurator der Ausstellung. Wo würde das besser passen als im Zeughaus, das auf drei Seiten von der typischen Appenzeller Landschaft umgeben ist?
Oder mit den Worten von Ueli Vogt im lesenswerten Booklet: «Das Zeughaus Teufen steht scheinbar auf einer Art Geländescheide inmitten einer sehr ambivalenten Umgebung: Der Blick nach Südwesten zeigt eine relativ urbane Situation, mit vielen Autos, Überbauungen, Absperrungen etc. Schaut man in die andere Richtung, ist eine sehr schöne und unverbaute Topografie zu sehen. Wie und wohin soll sich denn diese Gegend entwickeln?»
Damit schliesst sich der Kreis. Mit geschärftem Blick für die Landschaft schärft sich auch die Wahrnehmung für das, was in dieser Landschaft gebaut wird oder werden soll, so die (unausgesprochene) Hoffnung von Ueli Vogt. Womit auch der Bogen zum Ort der Ausstellung wieder geschlagen ist: Die Verbindung von Holz, Bau und Kultur hat sich das Zeughaus ja auf die Fahnen geschrieben. EG
Sonderausstellung im Zeughaus, geöffnet Mi, Fr, Sa 14 – 17 Uhr, Do 14 – 19 Uhr, So 12 – 17 Uhr oder nach Vereinbarung.