
Erich Gmünder
«Ich bin noch nie so gerne von Kurdistan nach Hause gekommen wie diesmal », sagt Stefan Staub, Pfarreileiter und Initiant des Hilfskonvois für Kurdistan nach der Rückkehr von seiner dritten Reise ins Krisengebiet.
Ihn und seine Gruppe beschäftigt vor allem die völlige Isolation der Autonomen Region als Reaktion auf ihre Autonomiebestrebungen mit dem Referendum. Diese Isolation erlebte die Gruppe am eigenen Leib: Die Flüge in die Hauptstadt Erbil wurden gestrichen. So dauerte allein die Hinreise mit zahlreichen Kontrollen durch türkische und irakische Behörden anderthalb Tage – eine wahre Odyssee.
Die Komplexität des Konflikts sei noch undurchschaubarer geworden. Die Kurden, welche dem Westen den IS vom Leib gehalten hätten und der Garant gewesen seien, dass sich die Flüchtlinge sicher fühlen durften, seien jetzt selber in ihrer Existenz bedroht, umgeben von zwei Feinden, Iran und Irak, die sich im Kampf gegen sie verbündet und das kleine Land isoliert hätten. Das Land fühle sich vom Westen verraten und vergessen.

Positiv sei, dass ihre Hilfe gebraucht worden sei: «Die Lebensmittel und Kleider wurden uns buchstäblich aus der Hand gerissen.»
Neben der Verteilung der Hilfsgüter in den von BCF geführten Camps stiess die Delegation aus dem Rotbachtal auch andernorts auf viel Not. So insbesondere bei einem Besuch im Kinderspital in Erbil, wo kranke und oft durch Kriegshandlungen versehrte Kinder behandelt werden.

Anderseits bei einem Besuch in einem Altersheim, dessen Bewohner, gebrechliche arabische Christen, in einer Nacht- und Nebelaktion aus Mossul nach Erbil in das Haus einer Schwesterngemeinschaft evakuiert worden waren.
Oder auf Besuch bei kurdischen Flüchtlingen, die von iranischen Milizen und irakischen Einheiten aus der Stadt Kirkuk vertrieben worden waren und nun in Bauruinen, unvollendeten Rohbauten leben. Sie hätten ihnen die Hilfsgüter buchstäblich aus der Hand gerissen. «Dass Menschen, die vorher in Würde gelebt haben, nun wie einem tierischen Instinkt folgend alles zusammenraffen, wenn es um das nackte Überleben geht, hat mich tief berührt.»

Die Begleitgruppe hat rund einen Fünftel der Sachspenden verteilt, der grosse Rest wurde zwischengelagert und wird nach Ostern unter Leitung von Ueli Schleuniger verteilt. Rund 72’000 US Dollar Spendengelder wurden für Lebensmittelpakete und Medikamente ausgegeben.
Die Aktion geht weiter. Sofern die Solidarität im Rotbachtal anhält, sollen nachhaltigen Projekte für den Wiederaufbau weitergeführt werden.


Neu sollen u.a. 50 Flüchtlingsfamilien aus Syrien unterstützt werden. Diese wollen ihr Flüchtlingscamp im kurdischen Nordirak mit einfachen Mitteln ausbauen und quasi zu einem neuen Dorf umgestalten, wo sie die nächsten Jahre bleiben können. Eine Rückkehr in die Region Kobane in Syrien ist wegen der immensen Zerstörung und Verminung nicht möglich.
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