Timo Züst
Fischen ist ein beliebtes Hobby. Auch der junge Teufner Gian Moretto wirft regelmässig die Angel aus. Allerdings nicht bloss nach Edelfischen wie Forellen, sondern auch nach den eher unbekannten Barben. Dabei wurde er diese Woche auch gefilmt.
«Jap!», ruft Gian Moretto nur. Das reicht. Die anderen zwei Fischer wissen sofort: Einer hat angebissen. Der anschliessende Drill dauert nicht lange. Der 13-Jährige holt den Fang routiniert ein und fischt ihn schliesslich mit dem Netz aus dem kühlen Wasser der Sitter. «Petri dank!», ist sein nächster Ausspruch. Später am Ufer wird der Fisch vermessen. Mit etwas unter 50 Zentimetern ist es eine eher kleine Barbe. Gian Moretto und seine Kollegen vom Fischerei-Verein St Gallen fangen hier oft auch deutlich grössere Exemplare. Und auch Gian wird später an diesem Mittwochnachmittag noch einmal Glück haben. Seine nächste Barbe ist nämlich über 70 Zentimeter lang. Aber erst muss er den gerade gefangenen Fisch noch einmal hochhalten – für die Kamera. Denn Gian, sein Freund Vincent und der Jugendfischer-Obmann Erwin Haas sind heute nicht allein am Fluss. Sie werden von einer Kamera des Regionalsenders TVO begleitet. Heute Abend wurde der Beitrag ausgestrahlt. Mit einem speziellen Fokus auf Nachwuchsfischer. Genau deshalb wird heute auch auf Barben gefischt. «Ich gebe den Jungen von Anfang an mit auf den Weg, dass man nicht nur auf die edlen Fische gehen sollte», so Erwin Haas. Und die Barbe ist eben einer der sogenannten «gruusigen Fische». Das bedeutet: Sie ist ein weissfleischiger Fisch mit vielen Gräten. «Aber wenn man sie richtig zubereitet, schmeckt sie sehr gut», so Haas. Und Gian pflichtet ihm bei: «Ich mag eigentlich alle Fische, auch die Barbe.»
Den Vater angesteckt
Gian ist ein fleissiger Fischer. Mehrmals pro Woche wirft er seine Köder im Bubenweiher, der Sitter oder dem Gübsensee aus. «Mit gefällt es einfach. Es geht dabei auch nicht darum, dass man immer etwas fängt. Es macht einfach Spass, draussen zu sein.» Und wann immer es der dichte Terminplan seines Vaters Fermo Moretto erlaubt, begleitet dieser seinen Sohn. Wer nun aber glaubt, der Vater habe dem Sohn das Fischen schmackhaft gemacht, der irrt. «Ich hatte vor Jahren beim Bodensee einmal einen Fischer beobachtet. Ich fand das noch spannend. Also habe ich einfach gefragt, ob ich auch mal probieren darf», erzählt Gian. Mittlerweile fischt er seit vier Jahren – zwei davon als Mitglied der Jugendfischer des Fischerei-Verein St Gallen. Natürlich hat er auch das Fischerei-Brevet gemacht und dafür die nötige Theorie studiert. Denn zum Fischen gehört mehr als eine Angelrute. «Man muss viel wissen. Und die Regeln sind streng. Es gibt bei allen erlaubten Stellen Fangquoten. Wer diese überschreitet, wird gebüsst», erklärt Erwin Haas. Das gilt auch für «Wildfischer» – also Personen, die ohne Brevet fischen.
Gutes Gefühl
Zurück an der Sitter. Bei Gian sitzt jeder Handgriff. Die Routine ist offensichtlich. Und wie jeder gute Fischer, hat er auch einige Geschichten zu erzählen. Von riesigen Karpfen zum Beispiel. Oder vom Versuch, ein teures iPhone aus dem Bubenweiher zu fischen. Aber trotz der Jagd auf den «grössten Fang» – das Fischen ist für Gian kein Wettkampf. Denn nebst dem Spass empfindet er beim Verspeisen eines gefangenen Fisches auch ein Gefühl der Zufriedenheit: «Es ist anders. Man weiss dann, wo das Essen herkommt.» Der Fischerei-Verein St Gallen spielt hierbei aber auch eine entscheidende Rolle. Denn weil sich unsere Flüsse für die Aufzucht junger Fische immer weniger eigenen, werden sie vom Verein dort ausgesetzt. Sobald sie gross genug sind, um in grösseren Flüssen wie der Sitter zu überleben. «Die neugeborenen Fische wachsen in kleinen Bächen heran. Dort sind sie weniger wechselhaften Wasserständen ausgesetzt», sagt Erwin Haas. Bei der Sitter ist für die grossen Unterschiede des Wasserstands bzw. der Strömung hauptsächlich das Bodensee-Kraftwerk verantwortlich. Werden dort die Schleusen geöffnet, schwillt der Fluss in kürzester Zeit um ein Vielfaches an. Das ist für Fische und Fischer eine Herausforderung. «Hat es zu viel Wasser, fängt man kaum etwas», so Gian. An diesem Mittwochnachmittag sind die Verhältnisse aber perfekt und er kann der Journalistin für den Beitrag des TVO passende Bilder liefern. Es scheint fast, als hätte er mit seinem Köder etwas mehr Erfolg als seine Kameraden. Hat er ein Geheimrezept? «Ja», sagt er schmunzelnd, «rässen Appenzeller Käse».