Der «Instrumentengarten» ist die Weiterentwicklung des «Sing- und Ukelegartens» der Musikschule Appenzeller Mittelland. Kinder im Alter von 5 bis 7 Jahren können im Rahmen dieses neuen Angebots erste musikalische Schritte machen. Diese Woche wird geschnuppert.
«Giga, Gaga, Gack, auf unserer Wiese; watscheln die Gänse Hans und Liese.» Klavierlehrer Martin Senn führt zwei Mädchen und zwei Jungen im Gänsemarsch durch das Unterrichtszimmer im Alten Feuerwehrhaus. Dabei wird im Rhythmus des Verses auf die Oberschenkel geklatscht. Anfangs bleiben die Tasten von Flügel und das E-Piano in der Mitte des Raums noch unberührt. Erst als Martin Senn zufrieden ist, bringen sich die vier Kinder im Alter von 5 bis 7 Jahren vor den Instrumenten in Stellung. Nächste Aufgabe: Den gerade erlernten Takt auf die Tasten bringen. «Und am Ende nehmt ihr beide Hände», weist der Lehrer an. Hinter den angehenden Musikanten sitzen drei Erwachsene – natürlich mit Maske. In dieser ersten Schnupperlektion sind auch die Eltern willkommen. «Sie interessieren sich sehr dafür, was ihre Kinder hier lernen können», sagt Samuel Forster. Er leitet die Musikschule Appenzeller Mittelland (MSAM) seit August. Der «Instrumentengarten» ist eine der ersten Neuerungen, die er mitverantwortet. «Getragen wird das Ganze allerdings von den Lehrpersonen. Ohne ihr Engagement hätten wir das unmöglich in so kurzer Zeit auf die Beine stellen können.»
Früh übt sich …
Die Arbeit mit jungen Kindern ist kein Neuland für die MSAM. Der «Sing- und Ukelegarten» ist bereits ein fester Bestandteil des Angebots. Mit dem «Instrumentengarten» wird die Auswahl nun aber deutlich grösser: Violine, Violoncello, Querflöte und Blockflöte, Klarinette, Trompete, Klavier und Percussion. Auf den Gesang muss heuer aufgrund der Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie verzichtet werden. Wann immer möglich soll er im kommenden Jahr aber wieder dabei sein. «Unsere Kinderchöre unter der Leitung von Hiroko Haag sind ein grosser Schatz. Und wir hoffen, auch dort bald wieder üben zu können», so Samuel Forster. Die Idee des «Instrumentengartens»: Den Kindern einen möglichst frühen und freien Einstieg in die Musik- und Instrumentenwelt zu ermöglichen. «Wenn ein Kinder unbedingt Klavier oder Percussion lernen will, warum soll es das dann nicht dürfen?» Allen anfangs die Blockflöte näher zu bringen und erst in einem zweiten Schritt den instrumentellen Fächer aufzumachen, ist für Samuel Forster der falsche Weg. «Je früher ein Kind mit ‘seinem’ Instrument spielen kann, desto früher lernt es das Musizieren richtig kennen und beginnt mit dem kreativen Prozess.» Nach den Schnupperlektion, die diese und nächste Woche dezentral durchgeführt werden, starten die regelmässigen Stunden des «Instrumentengartens» im Februar. Die Lehrgänge dauern ein Jahr und orientieren sich bewusst nicht am Schuljahr. «Im Sommer haben die Kinder schon genug Umstellungen und Wechsel zu bewältigen. Daher ist es sinnvoller bereits im Februar zu starten.» Trotz Corona-Jahr und einer niederschwelligen Werbekampagne in den Kindergärten und Schulen ist das Interesse gross: Rund 40 Kinder haben sich angemeldet. «Ich bin überzeugt, dass wir viele von ihnen im Februar wiedersehen», sagt Samuel Forster.
Takt, Zusammenspiel, Rhythmus
Aber was lernen Kindern in diesem Alter überhaupt? «Es geht um eine spielerische Auseinandersetzung mit der Materie. Aber im Grundsatz üben sie das gleiche wie die Älteren: Takt, Noten, Zusammenspiel, laut und leise etc.» Insbesondere das Üben in der Gruppe (max. 5 Kinder / ab 6 wird gesplittet) bezeichnet Samuel Forster als sehr wertvoll. Nicht bloss für das Training des Musikgehörs und des Zusammenspiels: «In diesem Alter ist die soziale Komponente besonders wertvoll. Die Kinder lernen gemeinsam zu arbeiten, als Team zu funktionieren.» Die Auswahl des Instruments ist übrigens sehr individuell – auch wenn Klavier und Ukulele die klaren Favoriten sind. «Es ist auch faszinierend zu sehen, wie sicher sich einige Kinder jetzt schon sind. Vielleicht, weil ein Gspänli das gleiche Instrument übt oder sie die Mutter daheim spielen hören.»
Ob aus den vier Kindern an Flügel und E-Piano im Alten Feuerwehrhaus einmal Konzertpianistinnen und -pianisten werden, ist heute noch kaum abschätzbar. Aber das Strahlen der kleinen Gesichter beim «in die Tasten hauen» macht auf jeden Fall Hoffnung. tiz