Der Erbauer der Umfahrung Teufen ist tot

12.03.2014 | TPoscht online
1-alt kantonsingenieur emil lanker (7)
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Alt Kantonsingenieur Emil Lanker, 1918-2014. Emil Lanker war gebürtiger Teufner und ist in der «Linde» aufgewachsen. Archivfoto: Erich Gmünder 

Von Urban Keller, Kantonsingenieur, Herisau.

Still und bescheiden ist vor ein paar Tagen alt Kantonsingenieur Emil Lanker im Alter von 95 Jahren von uns gegangen. Noch heute zeugen zahlreiche Strassen- und Gewässerschutzbauten im ganzen Kanton von seiner langen Wirkungszeit – allen voran die Umfahrung Teufen. Aber auch viele Erlebnisse und Begebenheiten erinnern uns an den drahtigen Mann mit den Knickerbockern und der markanten Brille, der als Ingenieur, Staatsdiener und Appenzeller den Dingen auf den Grund ging und seine Meinung bis zuletzt kundtat. Wer je eine Generalversammlung der Appenzeller Bahnen besuchte, der weiss um Emil Lankers 175 Aktienstimmen; es waren meist die einzigen, die den Anträgen des Verwaltungsrates widersprachen. Seine Verbundenheit zur Heimat und dem roten «Bähnli» prägten sein ganzes Leben. Noch drei Wochen vor seinem Tod sass er beim Schreibenden am Tisch und diskutierte über die Linienführung der Bahn durch Teufen. Müssiggang war seine Sache nicht, lieber schrieb er Leserbriefe. Die Appenzeller Zeitung war sein Medium und diese dankte vor wenigen Jahren ihrem eifrigen Leser mit einem liebevollen Porträt.

Es waren geordnete und überschaubare Welten, die Baubranche und die Verwaltung der 60er- und 70er-Jahre. Die Regierungsräte amteten von zu Hause aus und in der Baudirektion war Emil Lanker die zentrale Schaltstelle. Er repräsentierte alle heutigen Ämter in Personalunion, dirigierte die technischen Angestellten und zeigte den Politikern der mächtigen Landes-, Bau- und Strassenkommission den richtigen Weg. Bis spät in die Nacht hinein studierte er Pläne und Berichte. Die Aktenberge in seinem Büro waren legendär, nur er fand immer das richtige Dokument. Noch heute purzeln aus den alten Projektmappen seine Notizzettel, auf denen er Gedanken, Telefonate und Anweisungen akribisch festhielt. Am Wochenende ging er zu Fuss über die Baustellen, und wessen Telefon im Ingenieurbüro am Montagmorgen um sieben Uhr läutete, der wusste, dass das Bauwerk noch nicht gefiel.

Von 1959 bis 1983 diente er dem Kanton als oberster Ingenieur. Zusammen mit Baudirektor Erwin Schwendinger gelangen ihm grosse Würfe bei den Infrastrukturen. Die letzten Jahre mit Hansjakob Niederer als Baudirektor waren bereits von einem vorsichtigeren Zeitgeist geprägt, was Lanker weniger lag. Emil Lanker war geradlinig, nahezu stur. Aber es waren auch Entwicklungen und Widersprüche in seinem Wesen zu erkennen. Er, der den Aufbruch der Ausserrhoder Gesellschaft in die Automobilität mit seinen Strassenausbauten erst ermöglichte, wurde im Alter ein scharfer Wachstumskritiker und setzte sich lieber für Wanderwege ein. Er, der für den motorisierten Individualverkehr die Verantwortung trug, war kein grosser Autofahrer und blieb tief im Herzen immer ein Bähnler. Er, der sich überall für Appenzeller Traditionen wie die Landsgemeinde einsetzte, hielt nichts von basisdemokratischer Mitwirkung im Amt.

Trotzdem erzählt man sich im Tiefbauamt noch heute Anekdoten über Emil Lanker. Wie er einen Projektleiter mit der Polizei vom Feld holen liess, weil er ein Detail in einem Plan erklärt haben wollte, wie ihm Baudirektor Hansjakob Niederer bei Schnee aus dem fahrenden Wagen sprang, weil er Lankers Fahrkünsten nicht traute, wie er selbst im Amtsblatt Fehler korrigierte oder wie er Fachtagungen im Jura konsequent fern blieb, weil er die Gründung des jüngsten Kantons immer ablehnte.

Bis zuletzt konnte Emil Lanker seinen Haushalt selbständig führen und war im Dorf präsent. Jetzt ist seine Stimme leider verstummt. Wir erinnern uns gerne an eine starke Persönlichkeit, die mit ganzer Kraft Land und Leuten diente. Appenzell Ausserrhoden hat ihm viel zu verdanken. Ruhe in Frieden, Emil.

(Appenzeller Zeitung vom 11.3.2014)

 

ARCHIV

bau umfahrung teufen ortsgeschich. sammlung 5

«Die Teufner fürchteten ein totes Dorf»

40 Jahre Umfahrungsstrasse: Emil Lanker (94) erinnert sich. weiterlesen…

 | 19. 07. 2013 | Geschichte/nKanton AR | Keine Kommentare |

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