Der Bleichiweiher – einer der vielen Feuerweiher von Teufen

31.03.2018 | Erika Preisig-Studach
1) Quartier Luftaufnahme 1939 sepia 03 Schärfung
Luftaufnahme der Quartiere Bleiche-Ebne-Sammelbüel, mit der alten katholischen Kirche. 1939. Quellen und Bilder: Archiv Weiherkorporation Bleiche-Ebne-Sammelbüel.

Niklaus Wick

Der heute überdeckte Zementweiher auf dem Areal der ehemaligen Weberei Schläpfer, mit einem Fassungsvermögen von 41 m3 (ursprünglich 50 m3), ist einer von heute
noch ca. 50 bestehenden Feuerweihern in der Gemeinde.

In den Holzhäusern herrschte früher, als man mit Scheitern und Kerzenlicht umging, grosse Brandgefahr. Die meisten Feuerweiher entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachdem die ersten Feuerspritzen zum Einsatz kamen. Nachbarn schlossen sich zusammen, um gemeinsam einen Feuerweiher zu erstellen.

Aus den Statuten der Weiher- korporation von 1887.

Die Weihergesellschaft und die Rondgesellschaft
Am 27. November 1832 wurde die Korporation gegründet und 1833 der Weiher gebaut. Er war 20 m lang, 11 m breit und 1,90 m tief. Gespiesen wurde er aus verschiedenen Brunnen-Überläufen der benachbarten Liegenschaften sowie aus kleinen Quellen auf dem heutigen Sportplatzareal.
Die Korporation bestand damals aus zwei Teilen, einer Weihergesellschaft und einer Rondgesellschaft.

Die Aufgabe der Weihergesellschaft war es, den Weiher instand zu halten und die Finanzen zu verwalten.

Die Rondgesellschaft musste nachts, bei gefährlichem, windigem Wetter, oder auch während des Jahrmarkts, wenn die Häuser unbeaufsichtigt waren, die Rondner durch das Quartier patrouillieren lassen. Sie sollten einen Brand erkennen und die Bewohner und die Feuerwehr alarmieren. Sogenannte Visitatoren hatten in den Häusern die Einhaltung der Feuerschutzvorschriften zu kontrollieren und Fehlbare zu büssen.

Nachtwächterdienste

Den Rondnern wurden für ihre Arbeit in kalten Nächten Mäntel und Handschuhe von der Korporation grosszügig zur Verfügung gestellt. Auch wurden sie für ihre Nachtwächterdienste entschädigt. Die Korporation erhielt deshalb von der Obrigkeit das Recht, jedes Jahr die aufgelaufenen Kosten auf die Hausbesitzer des Rondenbezirks (Bleiche, Ebne, Sammelbüel) aufzuteilen, und zwar nach der Anzahl Feuerstätten im Haus. Diese Abrechnungen wurden bis 1853 in Gulden und Kreutzer aufgeschrieben. 1854 tauchte zum ersten Mal die Bezeichnung Fr. und Cts. auf. 1911 wurde das Runden eingestellt wegen der neuen Feuerpolizeiverordnung der Gemeinde.

Ab 1873 wurden die Beiträge bei den Mitgliedern nach der Assekuranzsumme berechnet und nicht mehr nach Feuerstatt. Das lässt den Schluss zu, dass damals die kantonale Gebäudeversicherung ins Leben gerufen wurde. 1887 wurden die Statuten revidiert und gedruckt.

«Ein Fass ohne Boden»

In den folgenden Jahren tauchte regelmässig in den Protokollen und Abrechnungen der Posten «Reparatur des Weihers» auf. 1874/75 sank der Wasserspiegel rapide. Sofort wurde eine aus- serordentliche Hauptversammlung einberufen, damit man dem Übel auf den Grund gehe und den Schaden behebe. Der Missetäter fand sich denn auch in Form von Drainageröhren, die am Fusse des Dammes zur Entwässerung der unteren Wiese eingegraben worden waren und auch das Weiherwasser abführten. Bis 1895 verschlang der Weiher über 2000 Franken für Reparaturen.

Situationsplan Weiher und Eisbahn.1896.

Eine Eisbahn – anstelle des alten Weihers

1895 sah die Korporation ein, dass das Flickwerk am Weiher wertlos sei. Sie beschloss den Bau eines Zementweihers. Die Planung wurde dem Ingenieurbüro Kürsteiner in St. Gallen übertragen, die Ausführung dem einheimischen Meister Rossi. 1896 wurde der neue Weiher gebaut, mit 80 cm dicken, unbewehrten Betonwänden und ganz überdeckt. Sein Volumen betrug 50 m3. Die rührige und aufgeschlossene Korporation füllte nicht nur den offenen Lehmweiher auf, sondern ebnete das Gelände aus für eine 55 m lange Eisbahn. Im Zuge der Installation der Strassenlaternen wurde sie später sogar beleuchtet. Leider existieren keine Bilder dieser Eisbahn und man weiss nicht, wie lange sie in Betrieb war.
In den Fünfzigerjahren, mit dem Bau der Schlichterei Schläpfer, musste der Weiher mit einer Betondecke verstärkt werden, damit er mit Lastwagen befahren werden konnte.

Beitrag an Strassenbeleuchtung

Die Korporationen waren eigentliche Selbsthilfegruppen, die neben den Feuerweihern auch andere Verbesserungen in ihrem Quartier anstrebten. So beabsichtigten die Korporationen Bleiche, Dorf und Eggli, entlang der neuen Bahnlinie der SGA einen Beitrag zu leisten und Strassenlaternen zu installieren, um diese dann an die Gemeinde zu übergeben, welche künftig den Betrieb und den Unterhalt zu bezahlen hätte. Der Bau des Kubelwerks (vom selben Ingenieur Kürsteiner projektiert, der auch den Weiher berechnet hatte) machte die Installation möglich, und die Kirchhöri stimmte der Übernahme am 6. Mai 1900 zu. In den 1980er-Jahren wurden noch einige Strassenlaternen für 8500 Franken im Quartier auf Kosten der Korporation ersetzt oder neu aufgestellt. 1960 –1970 war die Strassen- und Trottoirsanierung von der Linde bis zum Bahnhof und die Sicherung des Bahnübergangs bei der Traube ein Dauerthema.

1993. Weiherfest zum 160-jährigen Bestehen der Korporation.

Hochwasser in der Ebne

1910 musste sich die Korporation zusätzlich mit der Kanalisation befassen, denn die Ebne wurde von einer Überschwemmung heimgesucht. In den folgenden 40 Jahren suchte die Korporation zusammen mit den Bewohnern der tieferliegenden Häuser in der Ebne immer wieder neue Lösungen, die aber nur Flickwerk sein konnten, denn die Zementröhre verengte sich unter der Strasse von 50 auf 40 cm. 1934, nach einer weiteren Überschwemmung sollte ein Hochwasserschacht mit 14 m3 Abhilfe schaffen. 1952 kam es erneut zu Hochwasser in der Ebne. Jetzt wurde das Problem zusammen mit dem kantonalen Hochbauamt angegangen. Das Quartier wurde durch eine 60 cm Zementrohrleitung entwässert, die Fortsetzung unter der Bahn und der Kantonsstrasse mit einer lichten Weite von 70 cm. Doch die Korporation hatte sich immer wieder mit der Reparatur des Weihers zu befassen. 1961 wurde eine Bodenplatte aufbetoniert, 22 cm dick, und das Fassungsvermögen des Weihers verringerte sich um 5000 Liter. 2016 wurden die Zuleitungen im Zusammenhang mit dem Neubau der Landi erneuert resp. umgelegt. Remo Kräutler führte die erfolgreichen Verhandlungen mit der Implenia und der Bauleitung der Landi.

Nach der Weiherreinigung, 2012 setzen Köbi Graf und Remo Kräutler den Strümpfel ein. Bis der Weiher voll ist, dauert es 83 Stunden.

Die Weiherkorporation heute

Als die Statuten 1952 erneuert wurden, erweiterte man sie um einen weiteren Vereinszweck, nämlich die Pflege der Nachbarschaft. Eindrücklich manifestierte sich dieser gute Kontakt der Mitglieder untereinander im September 1993, am Weiherfest zum 160-jährigen Bestehen der Weiherkorporation. Die Mitglieder waren eingeladen zu einer Weiherbesichtigung mit Apéritif, gefolgt von einem Nachtmahl in der Linde. Eine Reihe von Gesetzesänderungen in Kanton und Gemeinde führte dazu, dass die sogenannte Weiherpflicht von 1976, Art. 31, aufgehoben wurde.
Die Übergabe der ersten Weiherkorporation an die Gemeinde fand 2001 statt.
Der Bleicheweiher dient heute noch als wichtige Löschwasser-Reserve, und er wird regelmässig beübt.
Die Weiherkorporation erfüllt nach wie vor eine soziale Funktion, als Treffpunkt der meist älteren Mitglieder an der Hauptverammlung mit obligatem Nachtessen in der Linde und einem gemeinsamen Ausflug. Der Vorstand besteht aus vier Mitgliedern: Remo Kräutler (Präsident), Niklaus Wick (Aktuar), Rolf Goebel (Kassier) und Jörg Rohner (Weiherwart). Die Korporation zählt gemäss Adressliste heute noch 24 Mitglieder.

Köbi Graf und Jörg Rohner in den Tiefen des Weiher-Beckens.

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