Noch rund eine Woche ist der untere Teil der Rütiholzstrasse gesperrt. Grund dafür: Holzschlag. Angehende Forstwarte fällen hier im Rahmen eines «Überbetrieblichen Kurses» Bäume zur Sicherung von Strasse und Wald. Es ist ihr letzter Kurs vor der LAP – hier zählt jeder Handgriff.
«Die Fallkerbe beträgt im Idealfall rund einen Fünftel vom Stammdurchmesser.» Markus Räss hat gerade Zeit für Erklärungen. An diesem Mittwochnachmittag schweigen die Motorsägen im Wald entlang der Rütiholzstrasse. Die Pause ist dem Besuch von Gemeinderäten und Presse geschuldet. Sie sind hier auf Einladung des Teufner Revierförsters Thomas Wenk: «Das ist der letzte Kurs vor dem LAP. In diesen Tagen wird das ganze Forstwart-Repertoire noch einmal durchgespielt.» Nebst Markus Räss vom Forstamt Teufen sind auch Adrian Frischknecht und Daniel Signer vom Forstbetrieb am Säntis hier im Einsatz. Die drei kennen sich schon vom «ÜK» im vergangenen Sommer. Damals bauten sie eine Brücke über den Blattenbach. Dass sie sich nun wieder auf Teufner Boden treffen, ist aber Zufall. «Wenn ein Revier ein passendes Objekt für einen Kurs hat, nutzen wir das natürlich. Forstwarts-Arbeiten kann man halt nicht in der Halle üben», sagt Instruktor Ralf Schwarzentruber. Und wie schlagen sich die drei Lernenden? «Beim Fällen sind sie mittlerweile alle top.» Das ist ein gutes Vorzeichen für die im kommenden Jahr anstehende LAP – denn diese zehn Kurstage sind die letzten der 52 ÜK-Tage während ihrer dreijährigen Lehre.
Mit Sicherheit
Ohne den Klappmeter geht auch im Wald kaum etwas. Mit ihm lassen sich sogar die naivsten Fragen des Journalisten beantworten. «Schau, du hältst den Meter so vors Auge. Dann klappst du ihn hoch und läufst so lange rückwärts, bis du über die Meterspitze die Baumspitze siehst», erklärt Markus Räss. Mit diesem einfachen Trick lässt sich die ungefähre Baumlänge ermitteln. Aber ohne Sicherheitsabstand geht es trotzdem nicht – der beträgt immer mindestens die doppelte Baumlänge. Ganz wichtig sind auch Fallkerbe, Halteband und Fällschnitt. Die Fallkerbe bestimmt die Fällrichtung. Der finale Fällschnitt wird dann höher ausgeführt und das dabei entstehende Halteband führt den Baum während des Falls.
Deshalb sollte die Kerbe auch nicht zu tief geschnitten werden. «Sonst hat man kaum noch Stamm für eine Winkelkorrektur übrig.» Hier im Wald und dank gesperrter Strasse ist die Gefahr, dass ein fallender Baum ernsthaften Schaden verursacht, zwar geringer als anderswo, aber: «Aufpassen muss man immer. Nur schon wegen uns selbst. Aber auch wegen der anderen Bäume. Wir wollen ja keinen verletzen, der stehenbleiben soll.» Bei diesem ÜK übernehmen die angehenden Forstwarte die gesamte Verantwortung. Das bedeutet: Sie entscheiden, wie gefällt, geschnitten, transportiert und gelagert wird. «Dabei geht es nicht nur um Sicherheit, sondern auch um Ökonomie. Sie müssen effizient arbeiten und das Holz so zuschneiden, das damit der beste Preis erzielt werden kann», so Instruktor Ralf Schwarzentruber.
Platz für Strasse und Wald
Aber warum wird hier überhaupt rund 150 Kubikmeter Holz geschlagen? Aus zwei Gründen: Sicherheitsabstand zur Strasse und Waldpflege. «Das ist ein Schutzwald. Er stabilisiert das Gelände und schützt so vor Murgängen, Rutschungen und Erosion», sagt Revierförster Thomas Wenk. Ausserdem wird der angrenzende Bach von Schwemmholz befreit. Damit wird sichergestellt, dass der Durchlass unter der untenliegenden Kantonsstrasse nicht verstopft. Beim Sicherheitsabstand handelt es sich um eine kantonale Vorgabe: die Bäume sollten rund drei Meter Abstand von der Strasse haben. «Das ist eine ständige Aufgabe bei allen Strassen im Forstrevier.»
Die Forstarbeiten werden noch rund eine Woche dauern. Danach wird die Rütiholzstrasse wieder für den Verkehr freigegeben. tiz