Markus Widmer ist 2005 nach Teufen gezogen, wo er in der Ebni eine Eigentumswohnung mit Panoramablick auf den Alpstein erworben hat. Hier erholt er sich in den Ferien und Kurzurlauben von seinem Dienst als Verteidigungsattaché in der serbischen Hauptstadt Belgrad.
Aufgewachsen ist Markus Widmer im benachbarten Stein und in Hundwil – wo sein Vater Posthalter war. Nach dem Abschluss als lic.phil. I hat er vor allem als Sprachlehrer gearbeitet. Zuerst an der Kantonsschule Wattwil und danach 15 Jahre lang als Chef Sprachausbildung an der BUSA, der Berufsunteroffiziersschule der Armee in Herisau. Daneben engagierte er sich als Kantonsrat, zuerst beim Forum Herisau und beim Landesring, nach dessen Auflösung als Mitglied der FDP. Er hatte aber auch elf Jahre lang eine eigene Sendung «Vive la France» beim Lokalradio Aktuell, die er auf Französisch moderierte.
Als Stabsoffizier machte er gleichzeitig eine militärische Karriere und vertritt nun als Oberstleutnant das VBS und die Schweizer Armee an unserer Botschaft in Belgrad.
Vorurteilsfreier Zugang
Als Stellvertreter des Verteidigungsattachés war er bereits vorher in Wien tätig. Die österreichische Hauptstadt erlebte er als Schmelztiegel der Nationen, als Brücke zwischen Ost und West. Belgrad sei aber noch «einen Zacken exotischer». Die stark vom orthodoxen Glauben geprägte Serbenhauptstadt an der Donau und Save sei sehr lebendig und heterogen, mit grosser Bandbreite zwischen Reichtum und Armut. Das Land sei heute politisch stabil, habe aber mit grossen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Erst zwölf Jahre ist es her, dass wichtige Einrichtungen der Stadt bombardiert wurden, woran heute noch einige zerstörte Gebäude erinnern.
Doch die Serben schauen vorwärts. Sie, die auch in unseren Breitengraden mit vielen Vorurteilen zu kämpfen haben, erlebt er als gastfreundliches Volk. Und was die Verantwortung der verschiedenen Nationen des ehemaligen Jugoslawien im Balkankrieg angehe, dieses Urteil müsse er den Historikern überlassen.
Seine Arbeit als Verteidigungsattaché bestehe vor allem darin, ein krisenresistentes Netzwerk aufzubauen. So steht er in ständigem Kontakt mit den Verteidigungsministerien der drei Länder Serbien, Mazedonien und Bulgarien und seinem Heimatland, analysiert die Vorgänge und macht Einschätzungen für das VBS, aber auch für den Schweizer Botschafter und das EDA. Von Belgrad aus beobachtet er auch das Geschehen im Kosovo, wo die Schweizer Armee einen wichtigen Auftrag erfüllt.
Kaum ein Tag verlaufe gleich wie der andere. Zu Fuss, mit dem ÖV oder Auto begibt er sich am Morgen um halb acht von seiner Wohnung am Stadtrand (mit Blick auf das Stadion Roter Stern) in die Botschaft.
Aufbau und Pflege eines Netzwerkes heisst auch, dass er häufig an Anlässen anderer Vertretungen sowie des Verteidigungsministeriums teilnimmt oder in die bulgarische Hauptstadt Sofia oder die mazedonische Hauptstadt Skopje reist. Swissness auf Appenzellisch Als Schweizer profitiere er von einem Sympathiebonus: Die Menschen in den Balkanstaaten sähen unser Land als Vorbild in Sachen Demokratie, Neutralität und Umgang mit Minderheiten. Hier sieht er denn auch seine Aufgabe: Gegenseitiges Verständnis vermitteln.
So lädt er einmal im Monat eine Gruppe ausländischer Gäste für ein Abendessen in seine Wohnung ein. Swissness sei ihm dabei wichtig, wobei er mit einem verschmitzten Lächeln zugibt, dass es doch vorwiegend Spezialitäten aus seiner Heimat sind, die er auftischt: Appenzeller Käsefondue, Alpenbitter, Biberli. Aber natürlich dürften auch die Schoggi oder das obligate Schweizer Armeemesser als beliebte Präsente nicht fehlen.
Appenzeller Käse führe er heute immer im Gepäck mit. Und seit er bei seinen Gästen mit dem Alpenbitter so gut ankomme, habe er ihn sogar selber gern bekommen.
Überhaupt, das Appenzellerland: Einen Grossteil der Ferien verbringt er in Teufen, geniesst die Vorzüge der nahen Stadt, unternimmt Wanderungen – eine Leidenschaft, welche er mit seinem Bruder Thomas teilt, dem schweizweit bekannten «Wanderpapst » – und schätzt die freundliche Bedienung in den Dorfläden. Und, obwohl er Cevapcici und speziell die aromatischen Tomaten der serbischen Bauern rühmt, freut er sich auch jeweils wieder auf seine geliebte Südworscht.
Erich Gmünder
Markus Widmer
Geboren: 16. April 1960
Familie: ledig, keine Kinder, aber drei «Göttikinder»
Beruf: Verteidigungsattaché (militärischer Diplomat); gelernt: Sprachlehrer, lic.phil.I Uni Zürich
Wohnort: Belgrad (Serbien)
Lieblingsessen: Cevapcici, Pasta, Fisch und allerlei Schweizer/Appenzeller Spezialitäten (Ghackets und Hörnli, Siedwurst)
Lieblingsgetränk: Landsgmendwy, Appenzeller, Wasser
Musik: französische Chansons; Oasis, Simply Red, Bryan Adams; in Belgrad: Marija Serifovic, Kemal Monteno
Hobbys: alles mit und über Sprachen
Auf den Spuren der Appenzellerin Catharina Sturzenegger, mit Markus Widmer
http://www.gms-reisen.ch/vorprogramm/23-2015-balkan-1915-und-heute/