Am 15. Mai 2022 fasste der Teufner Gemeinderat den Auftrag, ein Tunnel-Projekt auszuarbeiten. Ein entsprechender Kredit folgte schon bald. Es soll als Grundlage für eine weitere Abstimmung dienen. Dann entscheidet die Bevölkerung abschliessend, ob die Bahn in Zukunft durch einen Tunnel oder auf der Strasse (Doppelspur) fährt. Bis es soweit ist, muss aber viel geplant und gerechnet werden. Das Meiste erledigen Profis. Aber auch das «Soundingboard» und der Lenkungsausschuss übernehmen wichtige Aufgaben. In letzterem sitzt seit Kurzem eine Person mehr.
«Mir ist natürlich bewusst, dass wir keinen grossen Einfluss auf das Projekt bzw. die technische Seite haben. Das ist Aufgabe der Spezialisten. Es geht vor allem um das ‘Drumherum’.» Die Ortsdurchfahrts-Diskussion hat Katja Diethelm Bruhin nie ganz losgelassen. Auch nicht nach ihrem Rücktritt aus dem Gemeinderat im Jahr 2019. Grund dafür ist einerseits ihre direkte Betroffenheit als Gewerblerin («Brillehus») und andererseits ihr Engagement im Gewerbeverein Teufen (GVT). Sie und Barbara Ehrbar Sutter («Anker» / «Breitenmoser») sind die treibenden Kräfte Ausschuss Gewerbe Dorf (AGD), der sich seit Jahren gegen die Doppeslpur bzw. für ein Tunnel-Projekt einsetzt. Dass die Wahl für die Gewerbevertretung im Lenkungsausschuss des Tunnel-Projekts auf eine dieser zwei Frauen fallen würde, war deshalb zu erwarten. «Natürlich ist es immer streng, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Aber es wäre nicht fair, die Aufgabe jemandem zu übertragen, der sich von Grund auf einarbeiten muss», sagt Katja Diethelm Bruhin.
Der Lenkungsausschuss ist gemäss Gemeindepräsident Reto Altherr für die operative Führung des Projekts zuständig: «Er ist Koordinations- und Schnittstelle zwischen dem Auftraggeber, sprich Gemeinderat, und der Gesamtleitung. Diese kümmert sich um die technischen Aspekte.» Im Ausschuss sitzen nebst Präsident Reto Altherr und Gemeinderat Urs Spielmann noch Florin Scherrer (Leiter Bau & Planung), Rolf Brunner von der IG Tüüfner Engpass sowie Thomas Baumgartner (Direktor Appenzeller Bahnen). Und seit Kurzem eben auch Katja Diethelm Bruhin für den Gewerbeverein.
Welche Mitwirkung?
GVT-Präsident Thomas Schirmer machte an der Hauptversammlung Mitte März bereits klar: So ganz will er das nicht auf sich sitzen lassen. Es ging um die Frage, ob der Gewerbeverein auch Teil des Lenkungsausschusses oder eben nur des «Soundingboards» ist – wie andere Vereine und Interessensgruppen. Letzteres war ursprünglich geplant. Gemeindepräsident Reto Altherr begründete diesen Entscheid damals in der «Waldegg» damit, dass die Organisation «schlank und effektiv» sein müsse. Thomas Schirmer antwortete: «Das ist für mich nicht die gleiche Art von Mitwirkung. Ich werde mich sicher noch einmal mit der Gemeinde in Verbindung setzen.»
Dieser Nachdruck hat nun zum Erfolg geführt. In einer Medienmitteilung verkündet der GVT diese Woche (siehe Kasten): «Mit vereinten Kräften haben der Vorstand und der Ausschuss Gewerbe Dorf sich dafür eingesetzt, einen Sitz zu bekommen. Der Antrag an den Gemeinderat wurde Ende April gutgeheissen und nun wurde auch die Wahl von Frau Katja Diethelm Bruhin in den Lenkungsausschuss bestätigt.» Damit hat der Gewerbeverein sein (Zwischen-)Ziel erreicht. Allerdings – da sind sich GVT und Gemeinde einig – ist der Wirkungsraum des Lenkungsausschusses begrenzt.
Mitteilung des GVT
Die Verantwortung für die Projektsteuerung der Planungsarbeiten für einen Bahntunnel zwischen Bahnhof Teufen und Stofel hat die Gemeinde in die Hände eines Lenkungsausschuss übertragen. Ausserdem ist ein Soundingboard geplant, das Informationen beschaffen und analysieren wird. Der Gewerbeverein Teufen ist nun in beiden Gremien vertreten.
Mit vereinten Kräften haben der Vorstand und der Ausschuss Gewerbe Dorf des Gewerbevereins Teufen sich dafür eingesetzt, einen Sitz im Lenkungsausschuss zu bekommen. Der Antrag an den Gemeinderat wurde Ende April gutgeheissen und nun wurde auch die Wahl von Frau Katja Diethelm Bruhin in den Lenkungsausschuss bestätigt.
Katja Diethelm Bruhin äussert sich motiviert: «Es ist mir ein grosses Anliegen, die Interessen des direkt und indirekt betroffenen Gewerbes im Lenkungsausschuss zu vertreten. Das Projekt hat auf alle Einfluss, egal ob man im Dorf einen Laden oder ein Restaurant betreibt oder täglich mehrmals mit einem Fahrzeug das Dorfzentrum passieren muss.»
Als Vertreterin des Gewerbevereins Teufen im Soundingboard hat sich Frau Ursula Koller-Odermatt zur Verfügung gestellt. Sie wird in dieser Funktion sowohl Informationen aus dem Projekt an die Mitglieder des Gewerbevereins übermitteln als auch Meinungen der Vereinsmitglieder sammeln und an das Projektteam weiterleiten.
Der Gewerbeverein bedankt sich bei beiden Vertreterinnen für ihr Bereitschaft, in diesem wichtigen Projekt mitzuwirken und freut sich, zwei engagierte und versierte Persönlichkeiten delegieren zu können.
Grossbaustelle im Dorf
Am 5. Mai verkündete der Gemeinderat: Der Auftrag für das Tunnelprojekt wurde an die Pini Gruppe AG vergeben. Sie erhielt den Zuschlag für die Gesamtprojektleitung und wird die Alternativ- bzw. die Tunnelvariante für Teufen ausarbeiten. Sie sind die von Katja Diethelm Bruhin angesprochenen «Profis». Trotzdem sind sie und der Gewerbeverein der Meinung: Die Stimme des Gewerbes muss im Lenkungsausschuss vertreten sein. «Ob Doppelspur oder Tunnel: So oder so wird es im Dorf irgendwann eine grosse Baustelle geben. Ich werde mich insbesondere für gute Rahmenbedingungen des Gewerbes – und des ganzen Dorfes – während dieser Bauphase einsetzen. Die Erfahrung zeigt, dass das in der Planung sonst untergehen kann.» Inzwischen traf sich er Ausschuss bereits zu einer ersten Sitzung. Eine zweite steht in den kommenden Monaten an. Gemeindepräsident Reto Altherr geht bezüglich Arbeitsaufwand der Projektleitung von einer «intensiven Start- und Abschlussphase» aus. Der Abschluss ist derzeit allerdings noch Jahre entfernt. Und damit auch die Abstimmung über die für einen Tunnel nötigen Investitionen. tiz
