Manchmal passt nichts Gekauftes, darum töpfert sie selber Teller. Foto: Alexandra Grüter-Axthammer
Alexandra Grüter-Axthammer
Ostergebäck und Frühlingsrezepte, und dies kurz vor der Adventszeit. Assata Walter aus Niederteufen ist Foodstylistin und rezeptmässig bereits im Frühling angekommen. Für die Tüüfner Poscht blättert sie den Kalender nochmals zurück und kreiert ein Weihnachtsguetzli. Die Rezepte für Weihnachten hat sie sich bei dreissig Grad im August ausgedacht.
Wenn eine gute Idee für den Zmittag gefragt ist, greifen wir gerne zur Betty Bossi-Zeitung, zu einem der Rezeptmagazine der Grossisten oder schauen im Netz nach einem passenden Rezept mit Video. Auch in Teufens A.Vogel Nachrichten erscheint regelmässig ein Rezept aus gesunden Zutaten. Doch die wenigsten wissen, wer hinter diesen Rezepten steht, wer sich für uns auf die Suche nach neuen Kreationen macht. Wer diese zur Probe kocht oder backt und sie für die Leser notiert und mit schönen Bildern so herrichtet, dass es gluschtig macht. Einige der Rezepte stammen aus der Küche von Assata Walter in Niederteufen. Die 37-jährige, gelernte Köchin kam vor rund zehn Jahren zum Kreieren von Rezepten. Bei Betty Bossi startete sie ihre Laufbahn als Foodstylistin und war dort gemeinsam mit einem Kollegen für die Rezepte in der Betty Bossi Zeitung verantwortlich.
Erdbeeren im Dezember
Selber kocht die zweifache Mutter selten nach Rezept. Ihre Erfahrung beim Kochen und Backen erlauben ihr das. Regionale, saisonale und biologische Zutaten bevorzugt die Foodstylistin privat. Wenn sie Rezepte für ihre Arbeitgeber ausprobiert und zu Papier bringt, wird das eher schwierig. «Da ich im November und Dezember die Rezepte für Ostern vorbereite, ist es schwierig, regionale Früchte zu bekommen.» Wenn sie überhaupt Erdbeeren finde – dann sicher nicht aus der Region. Weihnachtssaison sei bei ihr im August. «Um in Stimmung zu kommen, höre ich beim Backen Weihnachtslieder, am liebsten Oldies.» So auch an diesem Novembernachmittag beim Backen der Tüüfner Flöckli. Die Musik aus den fünfziger Jahren passt zur Wohnungseinrichtung. Die Küche ist in einem sanften Mint gestrichen, die Wände dekoriert mit Vintage Schildern. Auch die restliche Wohnung hat einige Vintage-Überraschungen parat. Allen voran, ein Kinderwagen aus den 50ern. «Das ist nur einer von meinen fünfundzwanzig Kinderwagen», sagt Assata Walter, und man spürt ihr Interesse für diese Zeit. Ihre Begeisterung dafür ist jedoch schon älter als der aktuelle Vintage-Boom. «Meine Babyzeit habe ich in solch einem Kinderwagen verbracht. » Das sei vielleicht der Auslöser für ihre Liebe zu den 50ern gewesen. Hier eine Lampe von der Strasse, dort ein Möbel vom Brocki. «Für die meisten Gegenstände habe ich einen Bruchteil von dem bezahlt, was man heute dafür bekommt.» Assata Walter hat deren Wert schon früh erkannt. Zurück in die Küche: Hier türmen sich im Nebenraum der Küche auf einem Gestell antike Backutensilien. Aber auch Teller und Schalen aus Ton, die Assata Walter selber getöpfert hat, stehen für ihren Auftritt bereit. Einige Backförmchen stammen aus der Auflösung der Bäckerei Pfund in St.Gallen. Jetzt, da Vintage wie auch Back- und Kochblogs so boomen, sei der Andrang bei solchen Auflösungen gross. «Früh morgens reihte ich mich mit einer Menge anderer Leute ein, um mir einige Stücke zu ergattern.» Für die Tüüfner-Flöckli kommen ein antikes Holzbrett und Gitter zum Einsatz. Im Wohnzimmer steht die Fotokamera auf einem Stativ, bereit, um die frisch gebackenen Guetzli begleitet von Zimt und Sternanis für die Leserinnen und Leser in Szene zu setzen.
Foto und Film im Studio
Je nach Arbeitgeber arbeitet sie im Fotostudio mit Fotografen. Auch Videos zu Rezepten dreht Assata Walter regelmässig. «Für die Videoserie eines Grossisten arbeitete ich im Fotostudio im Aargau, da waren wir dann eine ganze Woche.» Am Abend nach Hause zu fahren, hätte sich nicht gelohnt. Mittlerweile arbeite sie zwischen vierzig und hundertfünfzig Prozent, sagt Assata Walter. Die Tüüfner-Flöckli sind fertig und es duftet wunderbar in der ganzen Wohnung. Nachdem die Flöckchen das Fotoshooting beendet haben, sind sie bereit zum Probieren und ich darf verraten – sie schmecken wunderbar und vergehen – wie Schneeflöckli auf der Zunge.