Rosmarie Haudenschild vor dem Abgrund in ihrem Garten. Fotos: EG
Diesen Tag wird Rosmarie Haudenschild so schnell nicht mehr vergessen. Sie sass morgens um halb zehn mit einem Nachbarn beim Kaffee in ihrem Einfamilienhaus «Im Holz», als es klingelte. Vor der Tür standen drei Männer mit orangen Jacken und baten, den Garten betreten zu dürfen. Von ihnen erfuhr sie, dass ein Teil ihres Gartens zur Umfahrungsstrasse abgerutscht war.
Nun steht sie in sicherer Distanz zur Abbruchstelle. Hier geht es rund 50 Meter senkrecht hinunter bis zur Stützmauer. Mit dem Rutsch hat sie einige Quadratmeter kostbaren Teufner Bodens verloren, samt Biotop, Büschen und Bäumen. «Am Anfang hatte ich einen Schock und war froh, dass ich für ein paar Tage zu meinem Sohn verreisen konnte», erzählt Rosmarie Haudenschild.
Das Haus steht auf der Sonnenterrasse sozusagen in der vordersten Reihe, mit unverstelltem Blick auf den Alpstein. Ein Bagger und Bauschranken im Garten markieren, wo der Hang abgerutscht ist – Auslöser für die mehrwöchige Sperrung der Umfahrungsstrasse.
Am Bagger sind nun Seile festgemacht, an denen die Fachleute sich sichern, um die Felswand von Geröll und Erde zu befreien, damit die darunterliegende Umfahrungsstrasse wieder eröffnet werden kann.
Nicht das erste Mal
Mittlerweile hat Rosmarie Haudenschild die Fassung wieder gewonnen: «Wir haben ja schon zwei Hangrutsche erlebt, und es ist noch jedes Mal gut herausgekommen», sagt sie lächelnd. Sie hat für uns Fotos aus dem Jahre 2002 hervorgesucht. Damals rutschte ein viel grösseres Stück des Gartens in die Tiefe; mit Baumstämmen wurde das Terrain gesichert und wieder aufgefüllt. «Und jener Teil hat bis heute gehalten.»
Noch grösser war der Schock das erste Mal: «Das war 1957. Mein Mann und ich waren acht Tage vorher eingezogen. Wir hatten das Gefühl, mit dem aussergewöhnlichen Grundstück mit der grandiosen Aussicht das grosse Los gezogen zu haben. Das wollten wir mit einem Nachtessen auswärts feiern. Als wir nach Hause kamen, standen da Feuerwehr- und Polizeiautos sowie viele Nachbarn.» Der Rutsch hatte auch einen Strommasten der SAK mitgerissen und zu einem Stromausfall geführt. Weiter war nichts passiert. Bereits damals war ein Teil des Umschwungs gesichert worden.
«Es ist halt ein spezieller Ort»
Rosmarie Haudenschild kann wieder lächeln, wenn sie das alles erzählt. «Schon als wir bauen wollten, hiess es, der Hang hier sei sehr ’läbtig’, und mit solchen Vorkommnissen müsse man halt rechnen. Ja, das ist vielleicht der Preis für die aussergewöhnliche Lage.» Sie hofft, dass der Kanton auch diesmal wieder die fehlenden Quadratmeter Boden ersetzt, den Hang sichert und in wenigen Jahren die Natur wieder alle Wunden zugedeckt haben wird.
Umfahrungsstrasse 18 Tage gesperrt
Am Freitagabend, 16. März konnte Teufen wieder aufatmen: Nach insgesamt 18 Tagen wurde die Umfahrungsstrasse für den Verkehr frei gegeben. Die Sperrung war nötig geworden, nachdem am 28. Februar morgens um 9 Uhr ein Hangrutsch niederging. Der grösste Teil wurde zwar von den Auffangnetzen aufgefangen; diese wurden dabei jedoch teilweise in Mitleidenschaft gezogen und mussten erneuert werden. Die Hangsicherungsarbeiten sind noch nicht vollständig abgeschlossen, weshalb kurzfristig Teilsperrungen angeordnet werden können.
Die Sperrung verursachte rekordlange Staus und Wartezeiten im Dorf. Betroffene erzählten, dass sie zwischen Lustmühle und Speicherstrasse bis zu 50 Minuten Fahrzeit brauchten. EG.
