Medien berichten über Komasaufen und Drogenmissbrauch bei Jugendlichen in Deutschland, Zürich oder sonst wo – weit weg. Aber wie gehen die Jungen bei uns damit um, und welche Auswirkungen haben Drogen auf den Körper? Zwei Jugendliche widmeten sich diesen Themen. Livia Keller hat sich mit den Auswirkungen verschiedener Drogen beschäftigt. Ernesto Witschi wollte von Damian Caluori, dem Leiter der Beratungsstelle für Suchtfragen AR wissen, wie es bei uns aussieht und ob Kiffen wirklich so harmlos ist. Alexandra Grüter-Axthammer
Damian Caluori ist Leiter der Beratungsstelle für Suchtfragen in Bühler. Der Siebenundvierzig jährige ist auch für Teufen zuständig. Wir wollten von ihm wissen wie sich der Drogenkonsum allgemein verändert hat und wie es in Teufen aussieht.
Ernesto Witschi: Werden in Teufen viele Drogen eingenommen? Damian Caluori:Teufen ist ein Dorf in der Nähe einer Stadt. Entsprechend orientieren sich die Bewohner/ innen von Teufen auch in Sachen Drogenkonsum an der Stadt St. Gallen. In Teufen werden somit wohl weder mehr noch weniger Drogen konsumiert, als in der Stadt oder in anderen vergleichbaren Dörfern. Aber auch in Teufen wird Alkohol getrunken, Tabak geraucht, gekifft und auch härtere Drogen konsumiert.
Nehmen Schüler unter 14 Drogen ein?
Ja, auch schon 14-jährige Schülerinnen und Schüler konsumieren irgendwelcheDrogen. Im Kinderspital St. Gallen werden immer wieder sehr junge Patientinnen und Patienten eingeliefert, die eine Alkoholvergiftung haben oder Drogen konsumiert haben. Gemäss einer Statistik von «Sucht Schweiz» haben ca. 25 % der 15-jährigen Jugendlichen schon mindestens zwei Mal einen Alkoholrausch gehabt. Das ist aus meiner Sicht wirklich besorgniserregend. Denn mit vierzehn ist man wirklich noch zu jung, um Alkohol zu trinken. Das Gehirn eines 14-Jährigen muss sich noch entwickeln und ein Alkoholrausch kann diese Entwicklung massiv stören.
Und über 14, also Teenager?
Je älter ein Teenager wird, desto grösser ist die Gefahr, Alkohol und Drogen ausprobieren zu wollen. Wenn ich lese, dass über 30% der 15-jährigen Jugendlichen bereits einmal gekifft haben, finde ich das wirklich erschreckend. Cannabis ist eine Droge, die oft unterschätzt wird. Ein wichtiger Punkt ist, dass es kaum möglich ist, unter regelmässigem Cannabiskonsum zu lernen, weil das Kurzzeitgedächtnis durch das Kiffen lahm gelegt und die Leistungsfähigkeit extrem geschwächt wird.
Wie hat sich der Drogenkonsum entwickelt in den letzten Jahren?
Jugendliche trinken mehr Alkohol als früher. Und sie trinken schon mit 13 oder 14 Jahren Alkohol. Auch gekifft wird früher. Hier ist es wichtig zu wissen, dass Cannabisprodukte heute fast 10 Mal stärker sind als früher. Deshalb ist Cannabis auch definitiv keine unbedenkliche Droge.
Was ist Ihre Aufgabe dabei?
Bei unserer Beratungsstelle können sich Leute melden, die ein Suchtproblem haben. Oft melden sich auch Eltern oder sonstige Angehörige, welche sich Sorgen um einen nahestehenden Menschen machen. Wir führen mit den Ratsuchenden Gespräche und begleiten sie, um eine Lösung zu finden, welche die Situation verbessert. Neben der Beratung sind wir auch im Bereich Prävention aktiv und arbeiten mit Schulen, Gemeinden, Vereinen und sonst Interessierten an Projekten und Anlässen mit.
Interview: Ernesto Witschi
HINTERGRUND
Jugend
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