Die Bibliothek Teufen hatte rasch reagiert. Mit der vorübergehenden Schliessung am 16. März wurde gleichzeitig ein Lieferdienst eingeführt. In den vergangenen sieben Wochen fanden so tausende Medien den Weg zu ihren Bestellern.
Die Zahlen sind beeindruckend. Seit der Schliessung der Bibliothek Teufen Mitte März wurden über 3300 Medien ausgeliefert. Sie gingen an insgesamt 871 Kundinnen und Kunden – viele wurden dabei mehrmals besucht. Dieses Angebot liess sich nur aufgrund des ausserordentlichen Einsatzes des Bibliothek-Teams und externer Hilfe aufrechterhalten. «Rund die Hälfte dieser Medien wurde von unseren freiwilligen Helferinnen ausgeliefert», sagt Leiterin Karin Sutter. Andrea Wild ist dabei für Teufen (Dorf), Fabienne Keel für Niederteufen und Lustmühle und Regula Gamp für Bühler und Gais zuständig. Die drei Frauen holen die fertig verpackten «Büchertaschen» in der Bibliothek ab und bringen sie der Kundschaft. Im Einsatz sind sie jeweils mittwochs und freitags – das Retournieren der Medien ist Sache der Kundschaft.
Dankbarkeit und Solidarität
«Die Freude über die ausgelieferten Medien ist sehr gross. Der Service wird wirklich geschätzt», sagt Fabienne Keel. Seit sieben Wochen ist sie am Freitagnachmittag in Niederteufen unterwegs und verteilt Medien-Taschen. «Wir halten uns dabei natürlich an die Abstands-Regeln. Aber die Dankbarkeit ist auch auf Distanz spürbar.» Die 40-Jährige ist seit der Schliessung der Bibliothek als freiwillige Helferin im Einsatz. «Ich habe jetzt etwas mehr Zeit als sonst. Und ich wollte mich in dieser schwierigen Zeit engagieren.» Auch Regula Gamp aus Bühler hatte sofort eine Mail geschrieben, nachdem sie von der Schliessung der Bibliothek erfahren hatte. «Ich bot meine Hilfe an. Und Karin hat dann auch schnell geantwortet.» Die 49-Jährige ist mit Büchern gross geworden. «Sie haben mir als Kind eine ganz neue Welt eröffnet. Für mich waren sie schon immer ein sehr wertvoller Teil meines Lebens.» Diese Leidenschaft für das Lesen ist mit einer tiefen Verbindung zur Bibliothek gekoppelt. Schon als Kind verbrachte Regula Gamp viel Zeit beim Stöbern in den Regalen. «Mit diesem Engagement kann ich etwas Kleines zurückgeben.» Sie ist jeweils am Mittwochnachmittag im Bühler und Gais unterwegs – beladen mit Kisten voller Medien. Die Aufgabe bereitet ihr nicht nur wegen der grossen Dankbarkeit der Kundschaft Freude. Sie entdeckt auch immer wieder neue Wege und Ecken: «Ich lebe zwar schon lange hier, aber einige Strassen – besonders in Gais – hätte ich ohne dieses Jöbli wohl nie gefunden.» Die dritte im Bunde ist Andrea Wild. Sie gehörte mit ihrem Velo bereits vor der Corona-Krise zum Dorf. Jetzt transportiert sie in ihrem Anhänger Bücher, Filme und Hörbücher und liefert sie bei den Kunden ab. «Ohne E-Bike und ohne Navi, aber mit viel Muskelkraft fährt sie die verschiedenen Adressen an und klingelt an der Haustüre – immer motiviert mit einem herzlichen Lachen im Gesicht», sagt Karin Sutter. Die freiwilligen Helferinnen sind nun schon seit sieben Wochen im Einsatz. Gut möglich, dass dies die letzte Woche des Lieferdienstes ist. Denn die Bibliothek bereitet sich derzeit auf die Wiedereröffnung am 11. Mai vor.
Schutzmassnahmen und Wiederöffnung
«Ich bin stolz darauf, wie effizient und rasch sich unser Team an die Lockdown-Situation angepasst hat. Und ich bin allen sehr dankbar für den ausserordentlichen Einsatz», sagt Karin Sutter. Die vergangenen Wochen waren eine organisatorische Herausforderung. Und seit vergangenem Donnerstag stellen sich wieder neue Fragen: Wird bald wiedereröffnet? Unter welchen Auflagen? «Wir wissen nun, dass die Bibliothek ab dem 11. Mai wieder offen ist. Welche Schutzmassnahmen wir dafür ergreifen müssen, klären wir derzeit noch ab.» Die entsprechende Information soll gegen Ende dieser Woche erfolgen. Klar ist, dass die gängigen Hygiene- und Abstandsregeln auch in der Bibliothek gelten. Noch zur Diskussion stehen zusätzliche Öffnungszeiten für einen Bibliotheksbesuch durch die Risikogruppen. Auch eine Weiterführung des Lieferservice für diese Gruppen könnte eine Option sein. «Auch darüber werden wir informieren.» Karin Sutter und ihr Team haben erneut intensive Tage und Wochen vor sich. Die vielen Vorschriften werden den Bibliotheksbetrieb deutlich anspruchsvoller machen. Trotzdem: Derzeit überwiegt eindeutig die Freude. Darüber, die Kundschaft endlich wieder persönlich zu sehen und sich austauschen zu können. «Das macht die Bibliothek schliesslich aus.» tiz