Ende Oktober, ein sonniger Montagmorgen, Treffpunkt an der Teufenerstrasse in St.Gallen. Die Vorabzüge der definitiven Lithografien für das Neujahrsblatt 2013 sind noch feucht.
Ländliche Wurzeln
Etwas ausserhalb von Gais, mitten im ländlichen Appenzellerland aufgewachsen, kommt Kasimir Höhener früh mit den traditionellen Werten unserer Kultur in Kontakt. Als Bub hilft er gerne auf einem Bauernhof mit und unterstreicht: «Die Kuh symbolisiert für mich das Traditionelle meiner Heimat.» Nach der Sekundarschule in Gais besucht er den Vorkurs und anschliessend die Kunstgewerbeschule in St.Gallen in der Grafikfachklasse.
Nach einem Jahr im Zivildienst beginnt er eine Vollzeitstelle als Transporthelfer beim Rettungsdienst 144 in Wil. Demnächst startet er die Ausbildung zum Rettungssanitäter. «Diese Arbeit gefällt mir. Ich beginne meinen Dienst, weiss nie was mich erwartet, die Situation ist jedes Mal anders, wir müssen intuitiv und pragmatisch handeln… Dieser Beruf bedeutet keine Belastung für mich, im Gegenteil, er ist – nebst dem Broterwerb – eine wunderbare Ergänzung zu meinen künstlerischen Aktivitäten.»
Fotografie als Passion
Schon in der Grafiker-Ausbildung spürt Kasimir Höhener seine Affinität zur Fotografie und vertieft seine Schulung in diesem Bereich zusätzlich. Vorerst noch als Freizeitbeschäftigung, fotografiert er gerne an Anlässen, speziell an Konzerten – wie beim Kulturfestival St.Gallen – oder auch an Hochzeiten. Zudem macht er gestalterische Arbeiten, z.B. fürs Kugl (Kultur am Gleis) St.Gallen.
Nach der Anfrage der Lesegesellschaft Teufen entscheidet sich der junge Künstler denn auch für eine Arbeit auf Grundlage der Fotografie. In der Wahl des Sujets und der verwendeten Techniken bekommt er keinerlei Einschränkungen auferlegt.
Das Basisfoto knipst er auf einer Kuhweide bei Urnäsch in Richtung Schwägalp. Die ausgewählte Kuh «hatte so einen treuen Blick… Ich habe sie richtig lieb gewonnen.» Weitere Kühe näherten sich nach und nach dem Mann mit der Kamera auf der Wiese.
Traditionelles Sujet, moderne Aussage
Durch verschiedene Bearbeitungs- und Experimentierschritte verändert Kasimir Höhener sein ursprüngliches Digitalbild um Raum, Tiefe, Verspieltheit, um damit «Moderne und Neuzeit» mit dem traditionellen Sujet zu verbinden.
Von Anfang an hat der Künstler den gesamten Herstellungsprozess bis zur fertigen Lithografie im Auge. Die Farben werden bis auf zwei Graustufen reduziert (schwarz und grau). Mehrmals auf Transparentpapier ausgedruckt, bearbeitet er das Bild manuell, schneidet zurecht, überlagert und verschiebt Teilbereiche in einer Art Collage auf verschiedenen Ebenen und digitalisiert das Gesamtbild erneut…
Kasimir Höhener wiederholt diese Arbeit, bis das für ihn stimmige Bild entsteht. «Am Schluss habe ich eine eher reduzierte Version für das Neujahrsblatt ausgewählt und für den zweiten Prozessteil, mit je einer Belichtungsvorlage pro Farbe, bin ich zu Urs Graf in die Druckwerkstatt Speicher gefahren. »
Für Kasimir Höhener ist es das erste Mal, dass er Lithografien aus einem selbst bearbeiteten Bild herstellen lässt, bzw. zusammen mit dem erfahrenen Lithografen Vorabzüge herstellt, bis sie für ihn stimmen. «Es war total spannend für mich, diesen Produktionsprozess mitzuerleben und mitzugestalten. Nach jeder Veränderung war es wie eine Wundertüte, zu sehen, was, wie detailliert und in welchen Farbabstufungen aus der belichteten Druckplatte auf dem Papier erschien… Ich bin sehr glücklich mit dem Endresultat und freue mich, wenn es auch den Teufnerinnen und Teufnern gefällt.»
Sepp Zurmühle
9/2012 TÜÜFNER POSCHT
Präsentation am 1. Dezember
Am Samstag 1. Dezember um 11.00 Uhr wird der Künstler Kasimir Höhener das Neujahrsblatt 2013 in der Gemeindebibliothek vorstellen. Ein Neujahrsblatt kostet wie gewohnt 100 Franken