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Monica Dörig
Hannes Nägeli hinterlässt eine grosse Lücke bei seiner Ehefrau, bei den drei Kindern und sieben Enkelkindern, in seinen Familien sowie im gewerblichen und gesellschaftlichen Leben in Gais und Umgebung. «Er hat sein Leben lang sehr viel gegeben», sagt seine Ehefrau Ursi Nägeli-Ebneter. «Der väterliche Berater fehlt uns allen sehr», sagt sein Sohn Patrik.
Geboren 1962, übernahm er 1988 mit seiner damaligen Partnerin Katrin Nägeli den Gaiser Holzbaubetrieb Hofstetter mit vier Angestellten. Schon immer hat ihn ein besonderes Gespür und Leidenschaft für den Werkstoff Holz ausgezeichnet, und schon immer hat er sich für den achtsamen Umgang mit der Natur eingesetzt und sich für alternative Bauweisen interessiert. Innovativ und mit handwerklicher Meisterschaft entwickelte Hannes Nägeli das Vollholz-Elementbausystem. Im Jahre 2005 konnte er es patentieren lassen. Um seine Vision vom metall- und leimfreien Elementbau zu verwirklichen, wurden passende Maschinen entwickelt. Hannes Nägeli war ein Pionier. Mit seinem tiefen Wissen über die Zusammenhänge von Mensch, Natur und Baukultur hat er auch ausserhalb des Holzbaufachgebiets beeindruckt.
Seine Lebensphilosophie zeigte sich in seiner Wertschätzung jedem und jeder gegenüber, in seiner Empathie und Herzlichkeit – im geschäftlichen Rahmen oder bei spontanen Begegnungen. Sie spiegelt sich auch in der achtsamen Verwendung von regionalem Holz, das in nahegelegenen Betrieben vorbereitet wird. Die Nägeli AG mit dem Label «Appenzellerholz» ist auch zertifizierter «Schweizer Holz»-Betrieb.
Zusammen mit seiner Ehefrau Ursi Nägeli-Ebneter hat er sich in den letzten Jahren intensiv in Geomantie weitergebildet, einem Konzept, das auf überliefertem Wissen über Erdkräfte und deren Wirkung auf Menschen und Natur basiert. Das Paar bot Beratung und Energiearbeit an. Seine Aussage war: «Der Luxus der Zukunft besteht nicht aus teuren Autos oder teurem Schmuck, sondern in der Ruhe und dem Wohlgefühl in den eigenen vier Wänden», erklärt seine Frau.
Gesundes Bauen beginnt im Wald, beim richtigen Zeitpunkt des Baumfällens und endet bei der Verwertung des Restholzes im eigenen Wärmeverbund in der «Zwislen». Hannes Nägeli hat mit Weitblick, grossem Engagement und sicherem Instinkt sein Unternehmen kontinuierlich ausgebaut. Zusammen mit Zimmerleuten, Schreinerinnen, Planenden, Zeichnenden, kaufmännischen Angestellten und vielen Lernenden in allen Bereichen entwickelte sich ein renommierter Betrieb mit über 100 Mitarbeitenden. Mit der Übernahme der Traditionsfirma Naef in Speicher (2017) und Investitionen in die Infrastruktur hat Hannes Nägeli Arbeitsplätze erhalten und geschaffen.
Neben seiner Firmenphilosophie – flache Hierarchien und hohe Eigenverantwortung – lag ihm auch die Zukunft der Branche am Herzen. Er hat unzählige junge Menschen ausgebildet und gefördert. Hannes Nägeli wirkte ausserdem im örtlichen Gewerbeverein mit sowie zehn Jahre lang im Vorstand des Schreinermeisterverbandes AR/AI. Er hat sich für die Holzfachschule Teufen engagiert und im Verband Holzbau Schweiz Sektion Appenzellerland mitgearbeitet. Ausserdem war er Mitbegründer und Mitdenker der Urstamm AG.
Von 1994 bis 2000 war Hannes Nägeli Gemeinderat in Gais und später Revisor der Korporation Hackbühl. Seine Ratskollegin Martina Eisenhut erzählt: «Zusammen mit Gemeindepräsident Emil Enz (1950-2022) waren wir ein Dream-Team». Sie erinnert sich an Hannes Nägeli als einen herzlich verbundenen Freund und bescheidenen Schaffer. Die letzten zehn Jahre wohnten Hannes und Ursi Nägeli in Wolfhalden. In seiner freien Zeit war Hannes Nägeli am liebsten zu Hause und genoss den kleinen Hobby Bauernbetrieb mit Alpakas und Hühnern.
Hannes Nägeli hat bis zuletzt noch an grossen Holzbauprojekten mitgewirkt. Im Appenzellerland und darüber hinaus entstanden viele Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser, Überbauungen, öffentliche Bauten, SAC Hütten, Um- und Ausbauten. Er hinterlässt Spuren und ein Vermächtnis. Sein Holzbauunternehmen in Gais und Speicher wird in der zweiten Generation in seinem Sinn und Geist weitergeführt.
Hannes Nägeli war eine wichtige Stimme für den Holzbau, den Wald, die Nachhaltigkeit, das gesunde Bauen und die heimische Wertschöpfung. Unzählige Menschen hat er mit seinem Wesen und Wissen berührt und ihnen ermöglicht, ihre Vision von einem Vollholzbau zu realisieren.