httpv://youtu.be/JxlqUn6NH9g
Video 1: Wir begleiteten den Höttli-Schuppel, der nach vier Jahren bereits wieder ein neues Sujet präsentierte: A d Olma.
Video 2: Das Silvestertreiben im Dorf
Bildbericht/Videos: Erich Gmünder
Vom Raureif bestäubt, präsentierte sich die Sonnenterrasse am frühen Silvestermorgen. Bei Temperaturen um minus 5 Grad und nebelfrei – Bilderbuchwetter für das Silvesterchlausen 2016.
Der Puderzucker auf der Landschaft erzeugte magische Bilder – und entschädigte für das Fernbleiben des Schnees. Das Silvestertreiben beginnt jeweils am frühen Morgen, wenn die Schuppel auf den Höfen „nebetosse“ gemeinsam einen kräftigen Zmorge einnehmen, ihre Stimmen mit ein paar Zäuerli einstimmen und sich dann nach dem umständlichen Anziehen ihrer Hauben auf den Weg machen.
Ein Blickfang waren diesmal die Hauben des Höttli-Schuppels, der traditionell als „Schöne“ unterwegs ist. 2012 hatten der Schuppel mit der Puuremetzgete“ Aufsehen erregt. Dieses Jahr hatten die Mitglieder ein neues Sujet vorbereitet, dessen Thema bis zuletzt ein bestgehütetes Geheimnis blieb.
Bei einem Besuch im Höttli, ihrer Werkstatt, gaben sie wenige Tage vor Silvester einen Einblick in das aufwendig gestaltete Sujet.
Seit dem Frühjahr setzten sie viel Ferien, Freizeit und schliesslich die ganze Altjahrwoche für den Endausbau ein, tatkräftig unterstützt von ihren Familien.
Neben handwerklichem und künstlerischem Geschick steckt auch viel Hightech in den neuen Hauben. So wurden bei der Ausführung sowohl 3D-Druckverfahren wie auch CAD (computergestützte Herstellungsverfahren) eingesetzt, und das Pünktlein aufs i setzt die elektronisch gesteuerte Beleuchtung, womit sämtliche Hauben mit einem einzigen Knopfdruck illuminiert werden können.
Erst kurz vor Mitternacht war der Finish des Teams abgeschlossen.
Am Silvestermorgen in der Früh war es dann soweit: Das Geheimnis wurde gelüftet: „A d Olma“, heisst das neue Sujet, das die verschiedenen Schauplätze der beliebten Ostschweizer Publikumsmesse darstellt. Als erste kamen die Gäste im Bären Beckehüsli in den Genuss der aufwendig gestalteten neuen Hauben.
Wer die magischen Stunden in der Kälte am frühen Morgen verpasst hatte, wartete gegen elf Uhr im bahn- und autofreien Dorfkern auf das Eintreffen der Schuppel.
So viel Publikum wie wohl kaum je zuvor fand sich ein – zeitweise war kein Durchkommen mehr, und es war oft schwierig, einen Blick auf die Schuppel zu werfen.
Handys wurden gezückt, sei es für den raschen Austausch auf den sozialen Netzwerken, die Lieben zu Hause oder fürs Familienalbum.
Hans Höhener (links) mit seinen Gästen, darunter der ehemalige Wirtschaftschef der NZZ, Gerhard Schwarz (Mitte).
Hans Höhener hatte 1970 mit Kollegen vom TV Teufen den vom Aussterben bedrohten Brauch in Teufen reanimiert. Stolz zeigte der Alt-Landammann seinen Gästen, dass auch Teufen über ein lebendiges Brauchtum verfügt.
Der grosse Ansturm auf Teufen – die Ersatzbusse aus St. Gallen waren zeitweise überfüllt – freute auch Gemeindepräsident Reto Altherr und die Ressortchefin Betriebe, Katja Diethelm. Nur schade, dass der Effekt nicht nachhaltig ist, stellten sie fest, und fragten sich, wie die vielen Gäste, welche Teufen zum Teil zum ersten Mal entdeckten, dazu bewegt werden könnten, das Dorf auch unterm Jahr einmal zu besuchen – Stichwort Standmarketing.
Kurfristig profitierten die Restaurants sowie die einheimischen Geschäfte mit ihren Verpflegungsständen. In der Hechtremise wirtete der FC Teufen, und auch die Kulturbar Baradies etwas abseits des Rummels war geöffnet.
Gegen 13 Uhr leerten sich die Gassen allmählich – und im Schritttempo fuhr das erste Bähnli wieder durch das Dorf.
GALERIE Höttli-Schuppel im Beckehüsli Fotos Erich Gmünder
GALERIE Silvestertreffen im Dorf Fotos Erich Gmünder