Der Dezember ist die Zeit für Rückblicke. Das gilt auch für die Feuerwehr Teufen-Bühler-Gais. Normalerweise geschieht das im Rahmen des Jahres-Rapports. Ein wichtiger organisatorischer und gesellschaftlicher Anlass. Heuer fällt er wie viele Programmpunkte des Feuerwehr-Jahres aus. Die TP hat Kommandant Dominik Krummenacher gefragt: Wie meistert die Feuerwehr Corona?
Herr Krummenacher, im Depot steht eine ganze Reihe Geschenkkörbe. Für wen sind die?
Für die Angehörigen der Feuerwehr Teufen-Bühler-Gais (TBG). Ein kleines Dankeschön für ihren Einsatz im vergangenen Jahr. Das ist zwar kein Ersatz für den Jahres-Rapport, aber immerhin eine Geste.
Ihr oberstes Ziel als Kommandant während der Pandemie ist es, die Feuerwehr einsatzbereit zu halten. War das bisher je gefährdet?
Nein. Wir haben von Anfang an streng darauf geachtet, dass die Löschzüge bei Übungen oder Einsätzen so wenig Kontakt wie möglich hatten. So wäre – im Falle einer Infektion bzw. Quarantäne – nur ein Zug ausgefallen. Die TBG als Ganzes wäre also weiterhin einsatzbereit gewesen. Glücklicherweise kam es bisher aber gar nicht so weit.
Hatten Sie bisher noch keine Fälle?
Doch. Es gab Angehörige, die positiv getestet wurden oder in Quarantäne mussten. Wir führen diesbezüglich eine Liste, und alle Feuerwehrleute sind angehalten, uns so schnell wie möglich zu informieren. Wir hatten bisher aber nie mehr als ein, zwei Fälle gleichzeitig. Und keine Situation, in der die Quarantäne innerhalb der Feuerwehr ausgeweitet hätte werden müssen. Das ist mir wichtig, denn wir tragen der Bevölkerung und diversen Unternehmen gegenüber eine grosse Verantwortung.
Sie wollen also ein «Superspreader-Event» in der Feuerwehr verhindern?
Unbedingt. Einerseits wegen der angesprochenen Einsatzbereitschaft. Und andererseits wegen der möglichen wirtschaftlichen Folgen für die Unternehmen. Es gibt einige Firmen, die uns gleich mehrere Feuerwehrleute stellen. Dafür ist viel Kulanz und Verständnis für die Arbeit der Feuerwehr nötig. Wir als TBG wollen deshalb sicher nicht dafür verantwortlich sein, dass mehrere Mitarbeitende gleichzeitig ausfallen.
Und was bedeuten diese Grundsätze für die Übungs- und Ausbildungs-Tätigkeit?
Sie haben grosse Einschränkungen zur Folge. Im vergangenen Jahr mussten wir einen Grossteil der Übungen und Ausbildungen verschieben. Einiges konnten wir in den «besseren» Monaten im Sommer und Frühherbst noch durchführen – das meiste aber nicht. Und das gilt auch für die ersten Kurse im neuen Jahr. Diese haben wir bereits verschoben.
Wie kritisch sind diese Termine?
Sie sind sehr wichtig. Natürlich ist jedes Feuerwehrmitglied anders. Ein erfahrener Feuerwehrmann verfügt über viel Routine und verlernt die Abläufe nicht so schnell. Aber insbesondere für neue Mitglieder sind die Ausbildungen und Kurse essenziell. Wie sollen sie sonst im Ernstfall richtig und rasch handeln können?
Wie lange können Sie das Ausbildungsprogramm noch «rausschieben»?
Langsam gehen uns die zeitlichen Reserven aus. Entspannt sich die Lage im Frühjahr, kommen wir im 2021 noch über die Runde. Ein zweites 2020 könnten wir aber nicht mehr verkraften. Dann müssten wir nach Notlösungen und neuen Ansätzen suchen.
Zum Beispiel?
Nun, ein Ansatz wäre, Kleinstgruppen zu bilden und die Ausbildungen, statt an einem Tag bzw. während einer Woche, an mehreren Terminen durchzuführen. Das würde zwar einen deutlich grösseren Aufwand bedeutet, das einzelne Feuerwehrmitglied würde von der Schulung wohl aber auch mehr profitieren.
Egal, ob Übung oder Ausbildung: beides benötigt viel Planung. Ist das für 2021 überhaupt schon möglich?
Realistisch gesehen: Nein. Hier an der Wand hängt unser Übungsplan. Er ist modular aufgebaut. Das bedeutet, die Inhalte der Ausbildung können geschoben werden. Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende Februar gar nichts durchführen können. Und auch alles danach ist noch fraglich. Für uns und die Feuerwehrmitglieder bedeutet das: Wir müssen weiterhin flexibel bleiben.
Die TBG übt aber nicht nur, sie hat auch viele Ernsteinsätze. Im 2020 waren es 59. Etwas weniger als 2019 (65) und einer mehr als 2018. Ein gutes Jahr?
Das kann man so sagen. Wir hatten Glück, dass es in unserem Gebiet zu keinem grösseren Einsatz kam. Am meisten gefordert waren wir bei zwei «Nachbarhilfen» bei je einem Brand in Appenzell und in Stein.
Wie steht es um die Mannschaftsstärke? 2020 war wohl kein allzu gutes Rekrutierungsjahr …
Im Hinblick auf die kommenden Jahre hätte ich gerne ein zwei junge Leute mehr an Bord. Insbesondere 2024 und 2025 werden wir starke Jahrgänge verabschieden. Bis dahin hoffe ich, bereits «Nachfolger» ausgebildet zu haben. Aber Sie haben Recht: Im 2020 war das Rekrutieren nicht so einfach wie sonst. Ich hoffe deshalb, dass wir eine Lücke in der Mannschaft mit Neuzugängen im kommenden Jahr verhindern können.
Wir sprachen anfangs vom Jahresrapport. Dabei geht es nicht nur um Organisatorisches, es ist auch ein gesellschaftlicher Anlass. Wie sehr fehlen diese den Feuerwehrleuten?
Sehr fest. Die Feuerwehr ist eine kameradschaftliche Organisation. Man kennt sich, ist befreundet. Diese Kameradschaft ist ein Grundpfeiler der Milizfeuerwehren. Und ein wichtiger Grund dafür, dass viele so lange dabeibleiben bzw. wir auf ihre Erfahrung und ihr Wissen zurückgreifen können. Wenn wie in diesem Jahr viele der gewohnten Treffen wegfallen, nagt das an der Motivation und das schwächt wiederum die TBG als Ganzes. Ich hoffe deshalb sehr auf eine Erholung im kommenden Jahr. tiz
Übung Beckenmühle
Die grösste und wichtigste Übung konnte die TBG Ende Oktober bei einem alten Haus in der Beckenmühle durchführen. Simuliert wurde ein Hausbrand. «Alle Atemschützler standen im Einsatz. So eine Grossübung ist selten und sehr wertvoll für uns. Dabei kann die Zusammenarbeit unter Realbedingungen getestet werden», sagt Kommandant Dominik Krummenacher. Für die gesamte Übung galt ein strenges Corona-Schutzkonzept.