Ab heute sind Teile der Umfahrung gesperrt. Bis Donnerstag werden neben und auf der Umfahrung Forst- und Unterhaltsarbeiten ausgeführt. Ein Augenschein vor Ort.
Daniel Berner fährt voraus. Bei der Auffahrt zur Umfahrung hält er kurz an. Er muss erst die Absperrung zur Seite schieben. Als Strassenkreisinspektor Herisau (Hinter- und Mitelland) darf er das. Denn für den normalen Verkehr ist die Umfahrung seit heute früh gesperrt. Bis und mit morgen gilt das für den Abschnitt von der Steinerstrasse bis zum Haslenkreisel. Mittwoch und Donnerstag folgt dann die Strecke von der Steinerstrasse bis zur Lustmühle. Nicht befahren werden, darf die Strasse von 7.30 Uhr morgens bis ca. 17 Uhr abends. Der Grund: Sicherheitsholzungen und Unterhaltsarbeiten.
Deckbelag ist noch gut
«Sehen Sie? In der Oberfläche hat nur geringe Vertiefungen», sagt Daniel Berner. Während des Spaziergangs auf der leeren Umfahrungsstrasse gibt er einen Crash-Kurs in Strassenarchitektur. Oberhalb der Kofferung (das «Strassenfundament») liegt der rund 18 Zentimeter dicke Unterbelag. Er besteht wie der viel dünnere Deckbelag (ca. 5 Zentimeter) aus Bitumen. «Der Deckbelag hält je nach Belastung zwischen 25 und 30 Jahre.» Die oberste Belagsschicht wurde hier zuletzt im Jahr 2002 erneuert. Sie sollte also noch mindestens sieben weitere Jahre durchhalten. «Das wird wohl kein Problem sein. Die Strasse ist in einem guten Zustand», so Berner. Trotzdem: Ohne Flick-Arbeiten geht es nicht. Denn im Belag entstehen immer wieder kleine Risse, die zugeklebt werden müssen. Dafür werden sie mit einer rund 180-Grad heissen Bitumen-Masse gefüllt, die anschliessend mit Split überdeckt wird. So bleiben später keine Autoreifen an der klebrigen «Reparatur-Masse» haften. Im oberen Teil der Umfahrung haben die Strassenarbeiter allerdings eher wenig zu tun – hier waren sie bereits vor einem Jahr. «Weiter unten wird es dann aber einige haben», sagt der Vorabeiter zu Daniel Berner.
Schächte auspumpen
Der gelb-rote LKW ist der Stolz von Otto Frischknecht. Er ist Geschäftsführer der Kanal Frisch AG aus Waldstatt – und häufig für den Kanton Appenzell Ausserrhoden im Einsatz. Die nächsten vier Tage ist einer seiner Recycling-LKWs auf der Umfahrung unterwegs. «Dieser Lastwagen kann den Schachtinhalt nicht nur aussaugen. Er bereitet ihn auch gleich für den Recycling-Prozess vor», erklärt er. Dazu muss das Material, das sich über Jahre im Schacht angesammelt hat, erst mit Wasser aufgeweicht werden. Das gelingt mit Hochdruck-Düsen, die kreisförmig um das Ende des Schlauches angebracht sind. «Je nachdem wie fest die Masse ist, wird mehr Wasser benötigt», so Frischknecht. Der Recycling-Wagen ist zwar etwas teurer als ein Standard-Saug-LKW. Aber seine Umweltbilanz ist dafür deutlich besser. «Die Menge an festem Sondermüll reduziert sich durch den Recycling-Prozess massiv.»
Ein Schacht auf der Umfahrung enthält rund 200 bis 300 Liter Material. Dabei handelt es sich um Schmutz, Kies oder organisches Material wie Äste und Blätter. Der Tank des LKWs kann rund 14 Kubikmeter davon aufnehmen. «Wenn die Schächte so klein bleiben, können wir einige absaugen, bevor wir den Tank leeren müssen», sagt Otto Frischknecht. Das Leeren der Schächte ist eine wiederkehrende Aufgabe. Je nach Witterung muss sie alle fünf bis sieben Jahre durchgeführt werden. «Aber das variiert natürlich. Ein richtig schweres Unwetter kann die Schächte auch sofort füllen», so Daniel Berner.
Tote Bäume
Es ist kein schlechter Zeitpunkt für eine Sperrung der Umfahrungsstrasse. Einerseits sind Frühlingsferien, andererseits hat der Verkehr aufgrund der Corona-Krise deutlich abgenommen. «Das ist tatsächlich ein Vorteil. Aber wir hätten die Arbeiten so oder so ausführen müssen», sagt Daniel Berner. Bei der Planung standen allerdings nicht die Unterhaltsarbeiten im Vordergrund. Vielmehr ging es um Sicherheits-Holzarbeiten entlang der Strasse. «Der Revierförster Thomas Wenk hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass er einige tote Bäume entfernen muss. Das funktioniert natürlich nicht unter Verkehr.» Da es sich bei der Umfahrung um eine Kantonsstrasse handelt, gab der Kanton dem Forstamt Teufen den Auftrag zur Beseitigung der sicherheitsrelevanten Bäume. tiz