Die Aufführung wird auch gefilmt. Foto: tiz
Der Anhänger mit der auffälligen, typographischen Beschriftung neben der Evangelischen Kirche ist ein unverkennbarer Hinweis: Hier ist die J.S. Bach-Stiftung am Werk. Heute Abend wird hier statt in Trogen eine Kantate aufgeführt. Das ist insbesondere für die Technik eine Herausforderung.
«Die Schülerinnen und Schüler der Musikschule waren ganz erstaunt», sagt Xoán E. Castiñeira. Der Grund: Der Geschäftsführer der J.S. Bach-Stiftung hatte den Kindern gerade verraten, dass am Freitagabend hier in Teufen ein Ensemble von Weltklasse spielt. Nämlich bei der Aufführung der nächsten Bachkantate. Ab 19 Uhr führt die J.S. Bach-Stiftung in der Grubenmann-Kirche die Kantate BWV 17 zum 14. Sonntag nach Trinitatis von Johann Sebastian Bach auf. Gespielt und gesungen wird sie wie immer von Weltklasse-Künstlern. Der Aufführungsort Teufen ist aber eher die Ausnahme. «Traditionell sind wir schon in der Kirche in Trogen daheim. Aber Teufen gehört zu unseren Lieblings-‘Ausweich-Kirchen’. Und nur schon wegen der Appenzeller Bachtage sind wir natürlich gerne ab und zu hier», sagt der in Niederteufen wohnhafte Castiñeira. Die Teufner Kirche mit ihrem sehr grosszügigen Schiff und den beeindruckenden Fenstern hat für die Veranstalter – wie jede Kirche – Vor- und Nachteile. Einerseits finden hier mehr Zuschauerinnen und Zuschauer mit freiem Blick Platz. Andererseits sind die Technik und die Musiker besonders gefordert.
Akustik und Licht
Gerade fährt die Bahn vorbei. In Richtung Bahnhof. Just in dem Moment halten die Musiker in ihren Proben inne. Und plötzlich fällt auf: Man hört die Bahn auch in der Kirche. «Ja, das ist ein Problem», sagt Samuel Lutz. Es ist als operativer Leiter der J.S. Bach-Stiftung Dreh- und Angelpunkt jeder Aufführung. Aber er kümmert sich nicht nur um die Musiker, sondern auch um die Technik. Denn die J.S. Bach-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, das gesamte Vokalwerk von Bach aufzuführen – und zu dokumentieren. Anders gesagt: Jede Aufführung wird aufgenommen, gefilmt und über Bachipedia.org online gestellt. Die Geräusche des vorbeirauschenden Zugs sind dafür alles andere als optimal. Aber: «Die Kantate wird zweimal gespielt. Bei einer davon sollte eigentlich kein Zug vorbeifahren. Und glücklicherweise brauchen wir nur eine», sagt Samuel Lutz. Die zweite Herausforderung sind die Lichtverhältnisse. Die grossen Fenster sind zwar schön, sie machen die Erstellung von qualitativem Filmmaterial aber schwierig. Und der voluminöse Raum hat noch ein Ass im Ärmel: der Schall. «Für die Proben haben wir Tücher auf die Bänke gelegt, um das Nachhallen etwas zu mindern», erklärt Samuel Lutz. Später, wenn die Zuschauer in den Bänken sitzen, wird sich die Situation etwas bessern. Trotzdem: Insbesondere für die Musiker und den Dirigenten ist der Schall eine zusätzliche Schwierigkeit. «Aber das macht es auch spannend.»
ETH zu Besuch
Zu einer Kantaten-Aufführung der J.S. Bach-Stiftung gehört auch immer eine Reflexion. Dazu wird eine Rednerin oder ein Redner eingeladen, der zwischen der ersten und zweiten Aufführung das Wort ergreift. Heute fällt diese Aufgabe der Professorin Vanessa Wood zu. Sie ist Vorsitzende der Materials and Device Engineering Group (MaDE) im Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik (D-ITET) an der ETH Zürich. Seit 2018 ist sie ebenfalls Departementsvorsteherin des Departements Informationstechnologie und Elektrotechnik. «Also eigentlich hat ihr Lebenslauf nichts mit Musik zu tun. Umso gespannter sind wir darauf zu hören, was sie zur Kantate zu sagen hat», sagt Xoán E. Castiñeira.
Hinweis: Der Bach-Abend beginnt um 17.30 Uhr mit der Werkeinführung (inkl. Imbiss). Das Konzert beginnt um 19 Uhr. Es gibt eine Abendkasse.
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