Kirche ist für Axel Fabian nicht eine Institution, deren Dienste nur bei Bedarf abgerufen werden sollen. Sein Bild von Kirche wurde in der Jugendzeit geprägt, mit starken Gemeinschaftserlebnissen in den Jugendgruppen, die im Aufbruch der 68er-Jahre auch die Kirche radikal in Frage stellten. Hier reifte auch der Wunsch, sich stärker mit den aktuellen theologischen Fragen auseinanderzusetzen, und er begann ein Theologiestudium in Basel, das nur eine halbe Stunde von seiner deutschen Jugendheimat Bad Säckingen ennet dem Rhein entfernt war.
Seine erste Pfarrerstelle führte ihn, frisch verheiratet, in den deutschsprachigen Teil von Belgien, nach Eupen, im belgisch-holländisch-deutschen Dreiländereck. Hier, in katholischen Stammlanden, wirkte er in der Diaspora. Aber die katholischen Geistlichen hätten ihn voll akzeptiert und integriert, so dass er prägende ökumenische Erfahrungen machen durfte. Nach sechs Jahren – er hatte inzwischen drei Kinder, das vierte kam später zur Welt – meldete er sich auf eine Stellenausschreibung in Teufen und wurde hier mit offenen Armen empfangen.
Die Tendenz, dass die Kirche immer mehr nur noch für Dienstleistungen gebraucht und sonst links liegen gelassen wird, verfolgt er mit Sorge.
Teufen vor 22 Jahren – das sei noch überschaubar und dörflich gewesen, erinnert er sich an diese Zeit. Eine zusätzliche Herausforderung war (und ist) für ihn der Dienst als Gefängnisseelsorger, wofür er sich zuerst an der Uni Bern in einem Nachdiplomstudium qualifizierte. Auch in dieser Tätigkeit habe er prägende menschliche Erfahrungen gemacht, und zwar sowohl mit Gefängnisinsassen wie auch mit dem Personal. Am meisten berühre ihn heute noch, wenn Gefangene ihn zu einem Kaffee oder Tee einlüden, um ihre Geschichte zu erzählen. Axel Fabian kann gut zuhören, was ihm in Kombination mit seiner zurückhaltenden Art in der Einzelseelsorge zugute kommt.
Vielleicht war das mit ein Grund, weshalb er sich 1995 für eine Stelle als Pfarrer in Diessenhofen TG bewarb, wo er gleichzeitig als Spitalseelsorger an der kantonalen Klinik St. Katharinental tätig war. Da sein, wenn er in der Not gerufen wird, das ist für ihn «eine Ehre». Auch heute noch, wenn er an das Bett eines Sterbenden gerufen wird, sei das eine zutiefst menschliche Bereicherung, auch wenn es mitten in der Nacht sei.
Dennoch möchte Axel Fabian nicht nur Nothelfer sein, sondern tragende Beziehungen im Glauben und zwischenmenschlichen Bereich aufbauen. Die Tendenz, dass die Kirche immer mehr nur noch für Dienstleistungen gebraucht und sonst links liegen gelassen wird, verfolgt er mit Sorge. Auch in Teufen häuften sich die Kirchenaustritte. Eine schleichende Entsolidarisierung, die ihm zu schaffen macht. Viele wüssten wohl gar nicht, welche Aufgaben die Kirchen im sozialen und karitativen Bereich wahrnehmen würden – Aufgaben, die wohl bald vom Staat und damit von allen Steuerzahlern übernommen werden müssten.
Doch Axel Fabian schaut gerne auf seine zweite Amtszeit (2002–2011) in Teufen zurück. Hier hat er viele bereichernde und berührende Begegnungen in Freud und Leid erlebt. Ebenso gewann er Freunde fürs Leben – nicht zuletzt auch durch sein vierjähriges Engagement als Präsident des TV Teufen. Und er schätzt ebenso wie seine Familie die Vorzüge der Sonnenterrasse und bleibt erst einmal in Teufen wohnhaft, während er für seine Arbeit in der Spitalseelsorge in Winterthur ein Zimmer bezieht.