Timo Züst
Gestern Abend fand im Pfarreizentrum Stofel die Kirchbürgerversammlung der Katholischen Kirchgemeinde Teufen-Bühler-Stein Nord statt. Für die TP Anlass genug, sich mit dem Präsidenten auf einen Kaffee zu treffen.
Herr Angehrn, Sie sind bereits seit 2010 Präsident des Kirchenverwaltungsrates. Sind Sie noch nicht amtsmüde?
Gar nicht (lacht). Ich behalte das Amt gerne, solange man mich will.
Ich denke, die Kirchgemeinde ist sicher froh um Sie. Gestern Abend hatten Sie Kirchbürgerversammlung. Mussten Sie Ersatzwahlen vornehmen?
Glücklicherweise hatten wir keine Veränderungen im Kirchenverwaltungsrat (KV). Aber Carsten Dieckmann wurde neu in den Pfarreirat gewählt. Und Claudia Dietrich als Delegierte. Sie ist bereits Mitglied im KV.
Ihr habt also keine personellen Probleme in der Verwaltung der Kirchgemeinde. Und auf der liturgischen Seite?
Da bewegen wir uns auf eine grosse Herausforderung zu. Vor kurzem hatten wir eine Räte-Tagung der Seelsorgeeinheit Gäbris und da kam die Frage auf: Wer tauft, traut und beerdigt eigentlich in 15 Jahren? Im Bistum gibt es derzeit einen Anwärter auf die Priesterweihe und irgendwann sind unsere Pfarrer pensioniert.
Sucht man im Bistum nicht nach Lösungen?
Leider passiert bisher viel zu wenig. Das Problem sind die kircheninternen Vorschriften. Wer die kirchliche Legitimation nicht hat, darf schlicht nicht taufen oder trauen. Wir hoffen deshalb, dass hier bald etwas geschieht. Wir verfolgen den Ansatz, Laien zu befähigen und zu schulen.
Wie sieht es bei den Kirchbürgern aus. Habt ihr vergangenes Jahr viele verloren?
Grundsätzlich erfolgen dieses Bewegungen immer schubweise. Wir spüren es, wenn wieder ein Skandal der globalen, katholischen Kirche in der Presse erscheint. Das ist für einige jeweils die Aktualität, die sie brauchen, um den Kirchenaustritt zu geben.
Kennen Sie denn die Gründe für die Austritte?
In einigen Fällen schon. Wenn beim Austritt nicht explizit erwähnt wird, dass eine Kontaktaufnahme unsererseits unerwünscht ist, fragen ich oder Diakon Stefan Staub jeweils nach. Und bei den Begründungen geht es nie um die lokale Kirchgemeinde oder gar deren Personal, sondern immer um globale Geschichten. Wir hören dann oft sowas wie: Da gebe ich mein Geld lieber einer anderen karitativen Einrichtung. Aber ich bin sowieso der Meinung, das Wort „Kirchensteuer“ ist nicht ganz richtig.
Warum?
Weil wir eine der wichtigsten Organisationen für das kulturelle und gesellschaftliche Leben im Dorf und eine karitative Einrichtung sind. Der liturgische Teil macht nur rund 20 bis 30 Prozent unserer Aufgaben aus. Das andere sind – nebst karitativen Projekten – insbesondere die Jubla und Unterstützungen für Angebote wie: Fahrdienst, Seniorengruppe, Familienfeiern, Kirchenchor, Spielnachmittage, Verteilbar, etc. In unserer Kirchgemeinde sind 145 Helferinnen und Helfer in der einen oder anderen Form beteiligt.
Und dann gibt es noch die vielen ökumenischen Anlässe …
Genau. Das ist ein immer grösser werdender Teil unseres Engagements. Und diese Anlässe sind ein wichtiger Teil des kulturellen Lebens innerhalb des Dorfes.
Also funktioniert die Zusammenarbeit zwischen katholisch und reformiert in Teufen?
Auf jeden Fall. Die ist sehr gut.
In welcher Gemeinde verlieren Sie eigentlich am meisten „Schäfchen“?
Das ist schon Teufen. Das liegt wohl an der eher urbaneren Orientierung. Dazu muss man aber auch sagen, dass die konfessionelle Verteilung in Teufen mittlerweile grob bei 50 / 50 liegt. Das hat natürlich mit dem Zuzug vieler Katholiken zu tun.
Nimmt die Zahl irgendwo auch zu?
Ja! In Gais.
Und wie sieht es mit den Kirchenbesuchen aus? Führen Sie da eine Statistik?
Nein, wir zählen die Besuchenden nicht. Aber wir können sagen, dass die Gottesdienste bei uns sehr gut besucht sind. Natürlich: Wenn WAM kommt, ist die Kirche sowieso voll (lacht). Aber auch sonst sind wir ganz zufrieden. Und es gibt ja wie gesagt nicht nur die Gottesdienste. Und wir sehen, dass unsere Anlässe auch Besuchende aus den umliegenden Gemeinden – beispielswiese aus der Stadt St. Gallen – anziehen.
Zu den Finanzen: Mit einem Überschuss von 24’645 Franken ist das Ergebnis fast 115’000 Franken über Budget ausgefallen. Wurde gestern über eine Steuersenkung diskutiert?
Diskutiert schon. Aber die Kirchenbürger haben sich dafür entschieden, den Steuerfuss beizubehalten. Aus meiner Sicht macht das auch Sinn. Denn wenn wir den Steuerfuss senken und plötzlich weniger einnehmen, würde unser Eigenkapital schnell dahinschmelzen.
Ich nehme an, Teufen macht einen grossen Teil des Steuervolumens der Kirchgemeinde aus?
Natürlich. Teufen und Speicher machen den Grossteil unserer Steuereinnahmen aus. Gais ist jeweils das Zünglein an der Waage. Aber unser Finanzschlüssel ist entsprechend angepasst, damit die Belastung unserer weniger steuerstarken Gemeinden nicht zu gross wird. Denn einen Finanzausgleich wie die politischen Gemeinden kennen wir nicht.
Also alles in allem: eine gesunde Kirchgemeinde?
Ja, auf jeden Fall.
Zahlen
Die Katholischen Kirchgemeinde Teufen-Bühler-Stein Nord zählte Ende 2018 genau 2918 Kirchbürgerinnen und Kirchbürger. Das sind 19 weniger als noch Ende 2017. Im vergangenen Jahr wurden 1 (2017: 2) Eintritte und 44 (18) Austritte gezählt. Getauft wurde 20 (24) Mal, die Erstkommunion empfingen 22 (22), gefirmt wurden 21 (26). Dazu kommen 4 (2) Trauungen, 20 (15) Trauerfeiern und 52 (69) Ministranten.