«Die Zeit rennt», sagt Gemeindepräsident Reto Altherr erstaunt. Sein Gegenüber nickt. «Ja, wir sind schon seit einem ganzen Jahr hier.» Es ist Schulleiter Urs Schöni. Sein Team hatte die neue Sekundarschule während der Herbstferien 2023 bezogen. Einige Wochen danach fand die feierliche Eröffnung statt. Knapp ein Jahr später spricht Reto Altherr hier wieder. Allerdings zu einem deutlich kleineren Publikum. Und im Foyer, statt in der Aula. Gelobt wird der Bau aber auch heute: «Das Ziel war, eine Atmosphäre für grosse und kleine Erfolge zu schaffen. Das ist auf jeden Fall gelungen. Kurz gesagt: ‘E durch und durch gfreuti Sach.’» Der Halbkreis aus Zuhörern repräsentiert die bauliche Seite dieses Projekts: Architekten («raumfindung architekten»), Bauleitung («rsp bauleitungen» und Gemeinde), Holzbauer. Sie sind hier, weil es an diesem Abend eben genau darum geht: den Bau. Genauer: den Holzbau.
«Prix Lignum» und «Schweizer Holz»
Eine Plakette hängt schon an der Wand. Nun kommen zwei weitere dazu. «Eigentlich geht es heute um zwei Themen: Prix Lignum und Schweizer Holz.» Erwin Rebmann löst den Gemeindepräsidenten als Redner ab. Er vertritt die «Lignum Holzkette St. Gallen» – in Ausserrhoden gibt es keine Holzkette bzw. Lignum-Organisation mehr. Er beginnt mit dem Thema, das ihm als pensionierter Holzbauingenieur besonders am Herzen liegt.
«Dieser Neubau erhält heute das Label Schweizer Holz. Es bezieht sich auf die Fassade, die wirklich vollständig aus Schweizer Holz besteht. Die Bäume wurden sogar im gemeindeeigenen Wald gefällt. Das ist vorbildlich.» Denn auch aus Sicht des Forsts sei es sehr wichtig, dass mit hiesigem Holz gearbeitet wird. «Wir haben noch keine nachhaltige Quote erreicht. Das heisst, wir könnten noch immer mehr eigenes Holz verarbeiten, ohne Waldfläche zu verlieren.» Auch beim restlichen Bau kam sehr viel Holz zum Einsatz. Dabei wurde die für das Label nötige «Schweizer-Quote» von 80 Prozent allerdings nicht erreicht.
Beim «Prix Lignum» geht es dann nicht mehr um die Herkunft, sondern die Verwendung des Holzes. Alle drei Jahre – heuer zum fünften Mal – zeichnet «Prix Lignum Schweiz» ausserordentliche Holzbauten aus. Für die Region Ost (AR, AI, SG, TG und GL) wurden dieses Mal 120 Projekte eingereicht. Acht erhielten eine Auszeichnung. Eines davon ist das neue Sekundarschulhaus, das einzige im Appenzellerland. Dabei geht es der Jury nicht nur um die Architektur. «Natürlich ist diese sehr wichtig. Aber beurteilt wird der Bau als Ganzes: Architektur, Funktionalität, Einbettung in die Umgebung, Konstruktion etc.», erklärt Erwin Rebmann.
Zufriedene Kundschaft
Das Montieren der beiden Plaketten ist Millimeterarbeit. «Eine Schablone wäre noch praktisch gewesen», witzelt Matthias Fraefel. Es geht aber auch ohne. Er ist schliesslich Projektleiter bei der Kaufmann Oberholzer AG – und wird sogar noch von Rolf Stacher (Bereichsleiter Holzbau) unterstützt. Ein paar Minuten dauert es trotzdem, bis die zwei Plaketten fix unter der von «swiss olympic» verschraubt sind. Ein guter Zeitpunkt für eine Frage an Schulleiter Urs Schöni: Wie zufrieden ist man denn nun ein Jahr nach der Eröffnung? «Sehr. Wir haben wirklich nichts zu beklagen. Sogar die Mängelliste ist seit dem Mai leer.» Wirklich? Gar nichts? «Naja, der Eingangsbereich, also diese Schleuse hier, ist vielleicht etwas klein geraten. Aber dafür haben wir gute Lösungen gefunden.» Auch das modulare Raumkonzept kommt bei Lehrer- und Schülerschaft gut an – und werde auch rege genutzt. Es ist wohl wirklich so: Bei diesem Projekt stimmt alles. Und inzwischen sind auch die Plaketten montiert. Perfekt im Blei, versteht sich.