Der morgige reformierte Bettagsgottesdienst wird für einmal nicht nur in Teufen gesehen und gehört. Das SRF überträgt ihn live in allen Landessprachen und im Radio. Eine Woche später läuft die Aufnahme auch im ZDF. Für Pfarrerin Andrea Anker und ihr Team eine besondere Herausforderung.
Das müssen Besuchende wissen
Frau Anker, Sie sind morgen live im SRF zu sehen. Wie kam es dazu?
Vor rund einem Jahr wurde ich vom Verein Reformierte Medien angefragt. Diese Organisation ist von den verschiedenen reformierten Landeskirchen mit der Medienarbeit betraut worden. Anscheinend hat uns dort jemand empfohlen.
Und Sie haben sofort Ja gesagt?
Nicht ganz (lacht). Ich musste erst Rücksprache mit der Kirchenvorsteherschaft und meinem Team halten. Das betrifft ja nicht nur mich. Diese Aufnahmen bedeuten einen Mehraufwand für alle Beteiligten.
Morgen treten auch der «Tüüfner Gruess» und das «Buebenchörli Stein» auf. War das Ihre Wahl?
Ja. Wir waren bei der Gestaltung des Gottesdienstes sehr frei. Ich entschied mich deshalb z.B. für Musik, die wir auch ohne das SRF hätten. Anders ist eigentlich bloss, dass wir am Sonntag zwei statt nur eine Gruppe dabeihaben – zusätzlich zu unserer Organistin, die ebenfalls spielt. Und natürlich die strengen Zeitvorgaben.
Gibt es eine Limite?
Eine sehr strikte sogar. Der ganze Gottesdienst darf nicht mehr als 45 Minuten dauern. Grund dafür ist die geplante Übertragung auf ZDF. Dort ist das Zeitfenster für Gottesdienste immer genau 45 Minuten lang. Also müssen wir alles ganz exakt timen. Das sind wird uns natürlich nicht gewöhnt.
Habt ihr Hilfe?
Sehr kompetente sogar! Wir werden von Andrea Aebi vom Verein Reformierte Medien gecoacht. Sie ist eine grossartige Hilfe und lässt uns gleichzeitig den nötigen Freiraum. Auch nützlich war die Software zur Bestimmung der Redelänge. Wir haben unsere Texte eingeschickt und sie gaben uns sofort eine Rückmeldung zur ungefähren Länge. So konnten wir alles schon vor den ersten Proben anpassen.
Also haben Sie ein gutes Gefühl?
Ich denke, wir sind so gut vorbereitet, wie wir können. Aber natürlich sind wir auch sehr nervös.
Sie konnten in den vergangenen Monaten schon etwas Erfahrung vor der Kamera sammeln. Hilft das?
Ich hoffe es (lacht). Während dieser Aufnahmen haben wir viel gelernt. Insbesondere, was die Mimik und den Redefluss angeht. Auf Film bzw. am Bildschirm wirkt einiges viel intensiver als in echt. Diese Übung gibt mir eine gewisse Sicherheit. Gleichzeit weiss ich jetzt auch, was man alles beachten muss bzw. falsch machen kann. Ich bin deshalb gar nicht sicher, ob diese Erfahrung die Nervosität wirklich lindert.
Seit der ersten Anfrage ist ein Jahr vergangen. Morgen gilt es ernst. Sind Sie froh, dass Sie zugesagt haben?
Im muss sagen, anfangs war ich etwas skeptisch. Ich machte mir Sorgen, dass wir für diese Aufnahmen fremdbestimmt würden. Das hätte mir gar nicht behagt. Wenn schon im Fernsehen, dann so, wie wir wirklich sind. Aber ich muss sagen: Diese Sorge war völlig unbegründet. Man hat uns bei der Gestaltung weitgehend freie Hand gelassen. Und es war auch schön, bei den Vorbereitungen für einmal nicht auf sich allein gestellt zu sein.
Wie meinen Sie das?
Nun, als Pfarrerin erhält man selten professionelles Feedback. Und man hat oft auch zu wenig Zeit, die Gedanken, die man in einer Predigt entfalten möchte, vorher noch mit jemandem zu diskutieren. Deshalb war es für mich eine spannende und wertvolle Erfahrung, für einmal mit jemand Externem zusammenzuarbeiten, der kritische Rückfragen stellt, aber zum Glück auch vieles gut und überzeugend fand. Das stärkt einen. tiz