Einkaufen, Kaffee trinken, Bekannte treffen oder Bücher ausleihen: Wozu möchte Teufen sein Dorfzentrum künftig nutzen? Und welche Angebote braucht es dafür – Parkplätze, Cafés, attraktive öffentliche Räume oder neue Treffpunkte? Diese Fragen will die Gemeinde klären, damit sie ihre Anliegen für die Dorfgestaltung in die Projektierung der neuen Doppelspur einbringen kann.
Attraktiv, lebendig und sicher: Diese Vision für das Teufner Dorfzentrum ist im Zukunftsbild von 2014 festgehalten. Um sie zu konkretisieren, hat der Gemeinderat zwei unterschiedliche Nutzungsszenarien erarbeiten lassen. Damit will er eine klare Vorstellung der künftigen Entwicklung des Dorfzentrums gewinnen und in die Projektierung für die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt einfliessen lassen.
Die anstehende Umgestaltung der Teufner Ortsdurchfahrt mit der vorgesehenen Doppelspur für die Appenzeller Bahnen bietet auch Gelegenheit, das Dorfzentrum neu zu gestalten und zu stärken. Der Gemeinderat will in diesem Prozess eine aktive Rolle übernehmen und die Bedürfnisse der Gemeinde gegenüber dem Kanton und den Appenzeller Bahnen einbringen.
Bevor die Projektierung beginnt und damit bauliche Details zur Gestaltung des Strassenraums (Trottoirs, Parkplätze, Randabschlüsse, etc.) und der öffentlichen Flächen geklärt werden müssen, will er deshalb eine klare und breit abgestützte Vorstellung entwickeln, welche Funktionen das Dorfzentrum künftig wahrnehmen soll.
Ziel: ein attraktives, lebendiges und sicheres Dorfzentrum
Bereits 2014 hat eine Arbeitsgruppe aus rund 30 Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Akteursgruppen und der Bevölkerung ein Zukunftsbild für das Dorfzentrum erarbeitet. Es beschreibt in allgemeinen Leitsätzen, wie das Dorfzentrum künftig aussehen soll: attraktiv für alle Teufnerinnen und Teufner, mit einem gepflegten Ortsbild sowie Raum für Begegnung, lebendigem Gewerbe und vielfältigen Angeboten, zwischen denen sich die verschiedenen Verkehrsteilnehmenden sicher bewegen können.
Das Zukunftsbild legt jedoch nicht fest, welche Nutzungen wo angesiedelt sein sollen und welche Massnahmen notwendig sind, um die angestrebte Entwicklung zu unterstützen. Um diese Fragen zu klären, hat der Gemeinderat zwei unterschiedliche Nutzungsszenarien erarbeiten lassen.
Nutzungsszenarien zeigen Spielraum für künftige Entwicklung auf
Starkes Gewerbe oder Raum für Begegnung: Zwei exemplarische Nutzungsszenarien sollen aufzeigen, in welche Richtung sich das Teufner Dorfzentrum entwickeln könnte. Die Nutzungsszenarien basieren auf einer Marktanalyse aus der Perspektive externer Fachleute, auf Gesprächen mit betroffenen Grundeigentümern sowie einem Workshop mit der Gemeindeverwaltung, in dem die räumlichen Bedürfnisse der öffentlichen Hand und der Schule geklärt wurden.
Die Nutzungsszenarien beschreiben exemplarisch zwei unterschiedliche Möglichkeiten, wie sich das Dorfzentrum bis 2030 entwickeln kann, und sollen so den Spielraum für die Gemeinde aufzeigen. Sie schliessen sich aber nicht gegenseitig aus. Die Gemeinde kann auch eine Entwicklung anstreben, die Elemente aus beiden Nutzungsszenarien enthält.
Szenario 1 «Starkes Gewerbe»
Das Dorfzentrum von Teufen ist 2030 in erster Linie von einem starken Gewerbe geprägt. Entlang der Hauptstrasse und in den dahinterliegenden Gebäuden dominieren vielfältige Geschäfte mit einem qualitativ hochwertigen Angebot. Dieses deckt nicht nur die Bedürfnisse der Teufnerinnen und Teufner ab, sondern lockt auch auswärtige Kundschaft an. Neben dem guten Angebot schätzt diese auch die zahlreichen und kostenlosen Parkierungsmöglichkeiten.
Im Dorfzentrum gibt es ein neues Lebensmittelgeschäft (z. B. auf der Parzelle des ehemaligen Spar). Der Markt auf dem Dorfplatz findet wöchentlich statt monatlich statt. Die verschiedenen Schulstufen sind möglicherweise in einem Neubau untergebracht. Dadurch ist in den alten Schulgebäuden Raum für neue Gewerbebetriebe entstanden, die mehr Fläche benötigen als die Liegenschaften entlang der Hauptstrasse bieten.
Der Verkehr durch das Dorfzentrum ist beruhigt. Aufgrund der hohen Kundenfrequenz und der hohen Anzahl Parkplätze ist das Verkehrsaufkommen aber weiterhin hoch und bestimmt das Gesicht des Dorfzentrums.
Das braucht es, damit dieses Szenario eintreten kann
Hauptsächlicher Treiber dieses Szenarios ist das Gewerbe, das eine gemeinsame Strategie entwickeln und verfolgen muss, um das Teufner Dorfzentrum als Einkaufsort zu positionieren und zu vermarkten. Die Gemeinde kann hierbei unterstützen.
Die Gemeinde kann die Entwicklung zudem mit einer gewerbefreundlichen Politik begünstigen, beispielsweise durch Steuerentlastungen, vereinfachte Bewilligungsverfahren und eine aktive Vertretung der Interessen des Teufner Gewerbes gegenüber anderen Gemeinden und den Grundeigentümern im Dorfzentrum.
Szenario 2 «Ort der Begegnung»
Attraktiv gestaltete, öffentlich zugängliche Begegnungsorte prägen das Teufner Dorfzentrum im Jahr 2030. Die Langzeitparkplätze vor dem Gemeindehaus und auf dem Dorfplatz sind aufgehoben, stattdessen gibt es eine neue, evtl. unterirdische Parkanlage (z. B. unter der reformierten Kirche oder nördlich des alten Bahnhofs).
Für rasche Einkäufe stehen vor den Geschäften weiterhin Kurzzeitparkplätze zur Verfügung. Die Flächen auf dem Dorfplatz, vor der Bibliothek, der alten Schule und dem Gemeindehaus sind verkehrsfrei und dank Sitzgelegenheiten und Bepflanzung beliebte Aufenthaltsorte.
Die Verwaltung wie auch die Schulen sind in Ersatzneubauten umgezogen. Dadurch sind im Gemeindehaus und in der alten Schule Räume frei geworden für die Jugendarbeit oder einen neuen Treffpunkt für alle Generationen in der vergrösserten Bibliothek. Aber auch die bestehenden Restaurants und das Gewerbe profitieren vom belebten Dorfzentrum.
Der Verkehr im Dorfzentrum ist beruhigt, die Hauptstrasse zur Dorfstrasse geworden. Längerfristig gibt es möglicherweise gar eine neue Haltestelle der Appenzeller Bahnen im Dorfzentrum.
Das braucht es, damit dieses Szenario eintreten kann
Hauptakteurin dieses Szenarios ist die Gemeinde. Sie sorgt mit baulichen Massnahmen für eine Aufwertung des öffentlichen Raums und kann darüber hinaus mit der Organisation und Bewilligung von Anlässen zu einem belebten Dorfzentrum beitragen. Zusätzlich kann sie wichtige Grundstücke kaufen und so deren Entwicklung direkt beeinflussen.
Wie geht es weiter?
Der Gemeinderat hat die beiden Nutzungsszenarien am 12. Mai an einem Workshop für verschiedene Interessenvertreterinnen und Interessenvertreter zur Diskussion gestellt (siehe untenstehender Bericht). Aufgrund der Ergebnisse wird ein Wunschszenario erstellt, bestehend aus Elementen beider Szenarien.
Zusätzlich überprüfen externe Fachleute zusammen mit der Finanzkommission der Gemeinde dieses Wunschszenario auf seine wirtschaftliche Machbarkeit. Einzelne Aspekte, beispielsweise die Realisierbarkeit neuer Parkhäuser, werden noch vertieft untersucht.
Auf der Basis dieser Erkenntnisse will der Gemeinderat einen Beschluss über die Stossrichtung für die Entwicklung des Dorfzentrums fällen. Dieser soll der Gemeinde als Leitschnur dienen, um ihre Bedürfnisse in den anstehenden Arbeiten des Kantons und der Appenzeller Bahnen für die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt einzubringen (siehe separater Bericht).
Der Gemeinderat will in seiner neuen Zusammensetzung entscheiden, wie diese gestalterischen Fragen weiter vertieft werden sollen. pd.
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