Hinweis: Mehr über Harry Ramsauer erfahren Sie hier.


Lieber Harry, was ist deine Motivation für die Kandidatur?
Eigentlich hatte ich so ein Amt überhaupt nicht «auf dem Schirm». Ich weiss noch, wie das Mail des Gewerbeverbands kam und ich so salopp zu meiner Frau sagte: «Du, die suchen wohl noch jemanden.» Und plötzlich dachte ich: Eigentlich könnte ich das machen. Ich bin gerade in der «besten Phase meines Lebens». Ich habe mein Geschäft meinem ehemaligen Mitarbeiter übergeben und kann nun sozusagen machen, was ich will.
Du bist ein Gewerbler und hast euer Velogeschäft in dritter Generation geführt. Warum jetzt der Eintritt in die Politik?
Genau, ich bin von Haus aus und durch und durch Gewerbler. Ich bin damit aufgewachsen, dass der Zahltag nicht einfach Ende Monat auf dem Konto erscheint. Das funktioniert nur, wenn man gute Arbeit leistet und die Kundschaft richtig bedient. Für mich gibt es gedanklich keine so klare Trennung zwischen Politik und Gewerbe. Ich würde mich auch als Gemeinderat als Dienstleister sehen. Nur «bediene» ich dann nicht mehr die Kunden im Laden, sondern die Stimmbevölkerung. Für mich ist vor allem wichtig, dass ich etwas bewegen kann. Meine Nachfrage beim Gemeindeschreiber hat zum Glück aber ergeben, dass das durchaus so sein wird. Er meinte: «Keine Sorge, dir wird nicht langweilig.»
Du bist ja nun schon 14 Jahre Bürger von Niederteufen und Teufen. Was wäre aus «Bürgersicht» noch verbesserungswürdig?
Ich bin wegen des Ladens in der Stadt sehr oft auf der Achse Teufen – St. Gallen unterwegs. Mit dem Auto und dem Velo. Und da würde ich mir schon eine Verbesserung wünschen. Besonders zwischen der Lustmühle und dem Riethüsli. Aber jetzt bitte nicht nach einem konkreten Lösungsvorschlag fragen (lacht).
Das Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis nach mehr und mehr Energie und der Frage, woher wir sie nehmen sollen, ist sehr spannend.
Das machen wir natürlich nicht. Und so generell: Fehlt dir bezüglich Lebensqualität in Teufen etwas?
Hm. Da fällt mir auf die Schnelle nichts ein. Wir fühlen uns wirklich sehr wohl hier.
Falls du gewählt würdest, würden die Ressorts ja sowieso «neu» verteilt. Es bestünde aber die Chance, dass du das Ressort Bau und Umwelt von Peter Renn übernimmst. Läge dir das?
Während des Baus unseres Hauses in Niederteufen haben wir leider eher schlechte Erfahrungen mit dem Bereich Bau gemacht. Wir hatten da wohl den falschen Generalunternehmer erwischt. Das Thema interessiert mich aber schon. Vor allem, weil man da sehr viel bewegen kann. Auch den Bereich Umwelt finde ich äusserst spannend. Besonders das Spannungsfeld zwischen dem Bedürfnis nach mehr und mehr Energie und der Frage, woher wir sie nehmen sollen.
Als Gemeinderat wärst du auch «Chef» des Ressorts. Wie würdest du deinen Führungsstil beschreiben?
Ich habe ja wie gesagt mein Geschäft per Ende 2024 an meinen Mitarbeiter übergeben. Er ist jetzt mein Chef. Das funktioniert problemlos. Vor allem deshalb, weil ich mit meinen Mitarbeitenden immer auf Augenhöhe kommuniziere. Ich praktiziere einen partnerschaftlichen Führungsstil, bin es mich aber auch gewohnt, schwierige Entscheidungen zu fällen.
Der Gemeinderat ist ein Team und tritt häufig als geschlossenes Gremium auf. Wäre das neu für dich?
Nein. Ich bin seit zwölf Jahren Teil des Vorstandes von «2rad Schweiz», dem Velo- und Motorradverband, und es mich deshalb gewohnt, verschiedene Interessen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Oder die Meinung des gesamten Gremiums zu vertreten – auch wenn es nicht eins zu eins meine Haltung ist.
Du bist parteilos und wurdest vom Gewerbeverband Teufen «ins Rennen» geschickt. Was ist deine politische Haltung?
Als Gewerbler bin ich grundsätzlich sehr liberal. Während der vergangenen Jahre bekam ich immer wieder Post vom Bundesamt für Statistik – Formulare über Formulare. Da könnte ich die Wände hoch. Ich arbeite lieber, als Formulare auszufüllen. Ich passe aber nicht wirklich eins zu eins zu einem Parteiprogramm. So bin ich zum Beispiel ein klarer AKW-Gegner und der Meinung, jede Generation sollte den Planeten in einem ähnlich guten Zustand verlassen, wie sie ihn angetroffen hat. Auch wenn das vielleicht etwas illusorisch ist.
Apropos Träumereien. Wenn du einen Traum für Teufen umsetzen könntest: Welcher wäre das?
Von unserem Zuhause an der Fadenrainstrasse sehe ich auf viele Teufner Dächer. Inzwischen erspähe ich da einige Solaranlagen. Aber ich würde mir wünschen, dass es noch deutlich mehr werden. Die Sonne liefert uns sozusagen «gratis» Energie. Das sollten wir nutzen.

Was hältst du vom Stimmrechtsalter 16 und vom Ausländerstimmrecht?
Wenn jemand 16 Jahre alt und an Politik interessiert ist, sollte er oder sie sich auch beteiligen dürfen. Allerdings bezweifle ich, dass es viele 16-Jährige gibt, die sich für Politik interessieren. Ich glaube deshalb nicht, dass dieses Stimmrecht einen grossen Unterschied machen würde. Beim Ausländerstimmrecht ist meine Haltung: Wer hier geboren wurde aber noch keinen Schweizer Pass hat, soll abstimmen dürfen. Und wer eingewandert ist, soll sich doch einfach einbürgern lassen – dann ist die Sache sowieso klar.
Es darf nicht sein, dass St. Gallen einfach den metaphorischen Schlagbaum «runterlässt», weil in der Stadt zu viele Autos unterwegs sind.
Teufen setzt sich auch für Biodiversität ein. Was hältst du davon?
Grundsätzlich denke ich: Biodiversität fördern ist gut, es muss aber in einem vernünftigen Rahmen passieren. Das Projekt in der Lustmühle mit der sehr kurzen Bachoffenlegung wirft für mich zum Beispiel viele Fragen auf …
Apropos Lustmühle: Derzeit wird wieder intensiv über die geplante Pförtner-Anlage diskutiert. Bist du da dafür oder dagegen?
Klar dagegen. Da müssen wir uns wehren. Es darf nicht sein, dass St. Gallen einfach den metaphorischen Schlagbaum «runterlässt», weil in der Stadt zu viele Autos unterwegs sind. Da müssen wir eine bessere Lösung finden.