In letzter Minute mussten noch zahlreiche Stühle herbeigeschafft werden, als am Sonntag, 29. Juni, das neue wissenschaftliche Standardwerk über die Appenzeller Möbelmalerei der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Das Buch mit dem Titel „Ländliche Bilderfreude – Appenzeller Möbelmalerei 1700-1860“ ist der Abschluss einer umfassenden Inventarisation und Erforschung dieses Kulturgutes, welche vorgängig in einer grossen Ausstellung im Zeughaus ihren Niederschlag gefunden hat; diese dauert noch bis Ende August.

Der Hauptautor des wissenschaftlichen und trotzdem sehr ansprechenden Werkes, Marcel Zünd, war sichtlich überrascht und erfreut über das riesige Interesse an diesem nasskalten Sonntagnachmittag. Er schilderte nochmals, wie das Projekt zustande gekommen war.
Viele Fälschungen
Ein Aufruf via Medien an Besitzer, ihre bemalten Möbel zu melden, war erfolgreich: Rund 250 Personen meldeten sich, neben Privaten auch Museen und Sammler, so dass am Schluss gegen 700 Objekte erfasst wurden. Zünd erzählte, wie er persönlich mit seiner Kamera allen Meldungen nachging und die Werke erfasste.
Für einige der stolzen Besitzer endete die Geschichte allerdings mit einer enttäuschenden Entdeckung. So habe sich u.a. ein Mann gemeldet, der nach eigenen Angaben rund 300 Möbel gefälscht hatte. Weil er diese penibel dokumentiert hatte, seien einige der gemeldeten Schränke einwandfrei als Fälschungen klassifiziert worden. Aus den verbliebenen wurden schliesslich 300 Werke ausgewählt und ausführlich dokumentiert.

Dem multidisziplinär zusammengesetzten Team um Marcel Zünd gelang es, die Geschichte der ländlichen Möbelmalerei bis in alle Facetten auszuleuchten und auf der Zeitachse zwischen 1660 und 1860 anzusiedeln, ausgehend von der einfachen Schablonenmalerei und den Ausmalungen von Räumen bis zum Beginn der Senntumsmalerei – von Renaissance über Barock-Rokoko bis zu Biedermeier.

In seinen Begrüssungsworten dankte Bildungsdirektor und Regierungsrat Rolf Degen als Präsident der federführenden Stiftung für appenzellische Volkskunde den beiden Kantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden sowie verschiedenen Stiftungen und Donatoren für die Unterstützung.

Neben Marcel Zünd als Initiant, Hauptautor und Fachfotograf wirkten unter der Leitung von Staatsarchivar Peter Witschi namentlich Thomas Fuchs, Jost Kirchgraber, Monika Luzi, Thomas Rähm und Achilles Weishaupt mit. Buchgestalter waren Roland Stieger (Teufen) und Melanie Adler von TGG St. Gallen. Das Buch wurde im Verlag Hier und Jetzt herausgegeben und ist im Buchhandel erhältlich.
Der Anlass mit nachfolgendem Apéro wurde musikalisch stimmig umrahmt vom Solisten Michael Neff auf dem Trombobüchel und der Trompete.

