Bericht: Aline Auer / Fotos: Erika Bänziger
Bis auf den letzten Platz besetzt war der grosse Saal im Kirchgemeindehaus Hörli, als Pfarrerin Anker am Seniorennachmittag den Befehl gab: „Anker lichten!“
Mit einem Quiz mit Fragen zur Schifffahrt zu biblischer und zu heutiger Zeit eröffnete sie den unterhaltsamen Nachmittag. Wussten Sie, dass Noah der bedeutendste Hochseefahrer des Alten Testaments war und dass Jona von einem „natürlichen“ U-Boot (Walfisch) gerettet wurde, nachdem er über Bord gegangen war? Kennen Sie das Jahr des Untergangs der Titanic und wissen Sie, wer als erster den Seeweg nach Indien befahren hat? Die Frage nach dem grössten Gewässer in Appenzell A.Rh, löste Rätselraten aus und dass es das Gäbrisseelein sein soll, schliesslich Gelächter.
Leinen los!
Und mit diesem Lächeln bestiegen die Seniorinnen und Senioren die Schiffe mit wohlklingenden Namen wie Calanca oder Sunadele, mit welchen Ruedi Jasny als Matrose in den 60er-Jahren um die halbe Welt gefahren ist.
Mit eindrücklichen Bildern schilderte Ruedi Jasny das Leben an Bord und führte die Anwesenden in die diversen Tätigkeiten an Bord ein. Rost abkratzen, malen, steuern, navigieren, spleissen und putzen. Geputzt, wenn nicht fast schon sterilisiert werden musste der Frachtraum, wenn nach einer langen Fahrt mit Bananen Fische transportiert werden sollten. Bananen, deren Transport eine konstante Temperatur von 12,8 Grad erfordert und Fische eine solche weit darunter. Kaum vorstellbar, dass die Auftraggeber eines Fischtransports die Sauberkeit im Schiff mit weissen Handschuhen prüften.
Und ebenfalls erstaunlich, dass die Fische beim Be- und Entladen stückweise gezählt wurden und nicht etwa per Gewicht. So konnte sich die Mannschaft auf der Fahrt wohl nicht am Verzehr von Fisch erfreuen, aber zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen in der Mannschaft schien es lustig herzugehen, z.B. mit dem Braten eines Spanferkels. Dann wurde der Chefsteward gebeten, beim Schiffshändler, den es in allen Häfen gab und der dort eine Art Handelsmonopolstellung hatte, einige Extras zu besorgen.
Fast etwas mittelalterlich ‚gruselig’ wirkten Jasny’s Bilder von den wilden Aequatortaufen. Wer zum ersten Mal den Aequator überfuhr oder sich nicht mit einem Taufschein ausweisen konnte, dieses Prozedere bereits hinter sich gebracht zu haben, wurde getauft. Und dabei konnte es nicht ekelerregend oder schauerlich genug zu und her gehen. Wer diese Bilder gesehen hat, glaubt fortan einem Seemann, dass der Taufschein und nicht das Seemannsbuch das Wichtigste an Bord ist.
Kaum hatten die Seniorinnen und Senioren wieder festen Boden unter den Füssen,wurden sie vom Seniorenteam unter der Leitung von Erika Bänziger mit einem wohlschmeckenden Zvieri verwöhnt.