VERANSTALTUNGSTIPP: Buchvernissage im Zeughaus

25.06.2014 | TPoscht online
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Begegnung von Bauer und Bürger: Türfüllung eines Schranks aus Urnäsch, um 1830. (Appenzeller Brauchtumsmuseum Urnäsch). Fotos: Marcel Zünd

Am Sonntag, 29. Juni 2014, um 14 Uhr, wird der Bildband zur Appenzeller Möbelmalerei 1700-1860 an einer öffentlichen Buchpräsentation im Zeughaus Teufen vorgestellt.

Die Appenzeller Möbelmalerei ist Ausdruck ländlicher Bilderfreude. Wer diese Bilder zu lesen versteht, erhält vielfältige Einblicke in die Geistes- und Lebenswelten der Bevölkerung des 18. und 19. Jahrhunderts. Bemalte Schränke, Truhen und Betten sind auch einzigartige Gesamtkunstwerke.

Um dem grossartigen Bestand dieser Volkskunst-Gattung besser auf die Spur zu kommen, hat die „Stiftung für appenzellische Volkskunde“ 2010 ein Forschungsvorhaben angeregt. Zwischen 2011 und 2014 wurde dieses dann als kulturgeschichtliches Gemeinschaftsprojekt beider Appenzell realisiert. Kantonale Finanzmittel und private Beiträge haben es ermöglicht.

350 Objekte wissenschaftlich erfasst 

In der ersten Phase ging es um eine Bestandesaufnahme: Sehr viele Möbel stehen bis heute in Privatbesitz und waren der Forschung zuvor nicht zugänglich. Durch öffentliche Aufrufe und erfreuliche Mitarbeit der Eigentümerschaften konnten mehrere Hundert bemalte Möbel ausfindig gemacht und in sorgfältiger Dokumentation festgehalten werden. Bis Mitte 2013 wurden knapp 350 Objekte in einer Datenbank erfasst.

In der zweiten Phase ging es dann um die Erarbeitung einer repräsentativen Buchpublikation. Es gibt einerseits einen umfassenden Abriss der Stil- und Motiventwicklung der Möbelmalerei wieder, beschäftigt sich andererseits aber auch mit der sozialhistorischen Einbettung der Möbelkunst.

Selbstbewusste Bauern und Bürger

Die Resultate der Historiker zeigen eindeutig: Die Möbelmalerei war keine bäuerliche Kulturleistung, sondern sie war getragen von den ländlichen Fabrikanten- und Gewerbetreibenden aus der Ober- und Mittelschicht. Und: Nach etwa 1810/1820 wandelte sich die Gesellschaft im Appenzellerland zu einer von kleinbürgerlichen Kulturelementen durchzogenen Lebensgemeinschaft.

Auch dies kommt in den Bildern auf Schränken zum Ausdruck: Bauer und Bürger werden sich zunehmend ihrer selbst bewusst. Die Maler der Schränke hingegen bleiben im Dunkeln, über sie – neben den Auftraggebern die Hauptprotagonisten der Möbelkunst – konnten kaum neue Erkenntnisse gewonnen werden.

An der Buchvernissage im Zeughaus Teufen am Sonntag kann der Band zum reduzierten Preis von 62 Franken erworben werden. Zugleich bietet sich Gelegenheit zu einem Besuch der aktuellen Ausstellung „Bauerrnkunst? Appenzeller Möbelmalerei 1700-1860“.

pd.

HIer geht’s direkt zum Flyer Einladung zur Buchvernissage

Das Buch und seine Macher

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Hauptautor, Projektleiter und Fachfotograf des Gemeinschaftswerks war Marcel Zünd, Kustos der Stiftung für appenzellische Volkskunde. Die beiden Historiker Thomas Fuchs, Herisau, und Achilles Weishaupt, Appenzell-Steinegg, erarbeiteten die sozialgeschichtlichen Beiträge.

Monika Luzi Brülisauer und Thomas Rähm, beide frischgebackene Konservatoren/Restauratoren der Hochschule der Künste in Bern, trugen materialtechnische Beiträge zum Möbelbau und zur Maltechnik bei. Als Redaktor und Mitautor wirkte Jost Kirchgraber, dessen fachliche Kompetenz dem Buch den letzten Schliff verlieh.

Peter Witschi präsidierte die Aufsichtskommission. Die Buchgestaltung fand im Hause TGG (Senn, Hafen, Stieger) statt; Ausführende war die Gestalterin Melanie Adler; Herausgeberin ist die Stiftung für appenzellische Volkskunde. Das Buch erscheint im Verlag „hier und jetzt“.

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Bäuerlich-sennischer Schrank aus Innerrhoden mit einer Alpfahrt am Kastenfuss, 1823. (Privatbesitz)
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Ein prächtiges Beispiel des „blumigen Stils“, 1753. (Privatbesitz)
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Menschen, Allegorien, Landschaften: Schrank von 1784. (Museum Heiden).
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Biblische Szenen und fantastische Ornamentik: Schrank von 1814. (Privatbesitz, Depositum im Brauchtumsmuseum Urnäsch).

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