Am Bett von Sterbenden: Freiwillige schenken ihre Zeit

08.04.2016 | TPoscht online
UrsulaFeller_UrsiHengartner_LisaTralci

Versammlung

Matthias Jäger

Das Forum Palliative Care Teufen lud im Rahmenprogramm zur Hauptversammlung vom 7. April zu einer Information über den Hospiz-Dienst St. Gallen ein. „Weil Leben zum Sterben gehört“, unter diesem Titel präsentierte Lisa Tralci ihren Dienst und die Arbeit der Freiwilligen auf engagierte Art und Weise.

Der Hospiz-Dienst sieht seine Aufgabe in der Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden als Ergänzung im grossen Netzwerk von Angehörigen, Ärzten, Pflege, Spitex, Seelsorgern, Psychologinnen. Er macht keine eigenständige Sterbebegleitung. Er ist da zur Entlastung und übernimmt Puzzlesteinchen, die andere nicht abdecken können.

Das Wichtigste: Zeit haben

Das Spezielle am Hospiz-Dienst ist, dass er Zeit hat. Die Freiwilligen können zuhören, vorlesen, singen, erzählen oder auch nur da-sein, eine Hand halten und schweigen. Die Pflege ist in Bewegung, muss Verrichtungen machen, pflegt. Einfach einmal ruhig am Bett sitzen und trösten, ist da nicht drin. Die Freiwilligen bringen ein Stück Normalität ins Krankenzimmer und entlasten Angehörige. Die Entlastung ist punktuell, kann stunden- oder tageweise erfolgen, oft auch in der Nacht.

Der Hospiz-Dienst St. Gallen leistet etwa die Hälfte seiner Einsätze in Spitälern, 30% in Institutionen und 20% daheim bei Kranken und Sterbenden. Er umfasst je eine Stellenleiterin in St. Gallen und im Rheintal, und aktuell etwa 90 Freiwillige. 2015 leistete er ungefähr 2800 Einsatzstunden, wovon 200 in Teufen. Gegenüber 2014 ist das eine Zunahme von fast 1000 Stunden.

Kostenlos, aber nicht gratis

Für die Angehörigen ist der Hospiz-Dienst kostenlos. Die Freiwilligen arbeiten ohne Salär, aber die ganze Organisation ist natürlich trotzdem nicht gratis. Stellenleitung, Einsatzplanung, Rekrutierung von Freiwilligen, deren Weiterbildung und Supervision, das alles ist engagierte, professionelle Arbeit. Insbesondere das Verfahren zur Rekrutierung und zur Einführung von Freiwilligen ist beispielhaft. Die Gemeinde Teufen leistet über das Forum Palliative Care einen Beitrag an diese Grundkosten.

Der Hospiz-Dienst arbeitet in einem schwieriger werdenden Umfeld. Sockelbeiträge von Gemeinden wie Teufen sind eher die Ausnahme. Der Grossteil der Finanzierung erfolgt über Fundraising. Dabei ist nicht einfach die Spendenfreudigkeit zurückgegangen, aber die Konkurrenz um Anteile am Spendenkuchen, um Beiträge von Stiftungen, ist härter geworden, der Aufwand grösser. Die Nachfrage nach den Dienstleistungen steigt, die Bereitschaft für Freiwilligenarbeit aber eher nicht.

Stationäres Hospiz geplant

Eine Herausforderung ist insbesondere die Rekrutierung von Freiwilligen für den Nachtdienst. Jüngere und noch berufstätige Freiwillige haben oft enge Zeitfenster, die Nachtdienst nicht erlauben. Trotzdem konnten praktisch alle Anfragen positiv beantwortet werden. Manchmal ist der Aufwand, die passenden Freiwilligen zu finden, beträchtlich, und gelegentlich können nicht alle Wünsche befriedigt werden. Aber Absagen gibt es kaum.

St. Gallen wird 2017 ein stationäres Hospiz mit 7-9 Betten in Betrieb nehmen. Dieses Hospiz begleitet Sterbende unter ärztlicher und pflegerischer Betreuung. Freiwillige ergänzen das Angebot. Um Doppelspurigkeit und Konkurrenz zu vermeiden, schloss der Hospiz-Dienst eine Vereinbarung mit dem stationären Hospiz zur Rekrutierung der Freiwilligen.

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Das Gespräch mit Ursula Feller (links) und Ursi Hengartner (Mitte), zwei Freiwilligen aus Teufen, ergänzte und illustrierte die Ausführungen von Lisa Tralci, Leiterin Hospiz-Dienst St. Gallen (rechts). Fotos: Alfons Angehrn

Freude und Dankbarkeit als „Lohn“

Für Ursula Feller war es immer klar, dass sie nach der Pensionierung Freiwilligenarbeit leisten würde. Sie ist mit dabei, seit sich Teufen vor vier Jahren dem Hospiz-Dienst St. Gallen anschloss. Für sie gibt es keine typischen Fälle. Wichtig sei, in jedem einzelnen Fall die richtige Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden. Manchmal heisse die richtige Nähe, eine Hand zu halten, manchmal heisse es aber, nur still im Hintergrund zu sitzen. Sie habe gelernt, das alles zu akzeptieren. Einsätze, in denen Menschen keine Nähe zulassen, fallen ihr aber eher schwerer. Zufriedenheit, das Gefühl, gebraucht zu werden, Freude daran, dass jemand Freude an einem habe, das sei für sie der «Lohn» für die Freiwilligenarbeit.

Ursi Hengartner ist ebenfalls seit vier Jahren als Freiwillige dabei. Nachdem sie über längere Zeit regelmässig in einer Institution ein und aus gegangen war, dabei im Alltag viele traurige und lustige Situationen erlebt hatte, traute sie sich diese Arbeit zu. Für sie ist wichtig, in jedem Fall das Einverständnis des Patienten, der Patientin abzuholen. Positive Rückmeldungen freuen sie dann ganz besonders, wenn sie aufgrund von Vorgeschichte und Umständen gar keine Reaktion mehr erwartet.  Einsätze über einen längeren Zeitraum, bei denen man dem Menschen immer näherkomme, erlebe sie als eher schwierig. Dann sei Loslassen gar nicht mehr so einfach, sagt sie.

 

Wechsel im Vorstand

41 Mitglieder nahmen an der Hauptversammlung des Vereins Palliative Care Teufen teil. Der Präsident, Peter Winzeler, wickelte die statutarischen Geschäfte effizient und speditiv ab.

Paul Tobler und Hansueli Sutter, beide Mitglieder der ersten Stunde, verabschiedeten sich aus dem Vorstand. Die Versammlung wählte neu Peter Elliker und Marc Tischhauser. Peter Elliker übernimmt das Amt des Kassiers, und Marc Tischhauser, mit seinem beruflichen Hintergrund in der Intensivpflege, voraussichtlich dasjenige des 2. Vizepräsidenten.

Damit setzt sich der Vorstand neu zusammen aus Alfons Angehrn, Catherine De Clercq, Peter Elliker, Astrid Graf Thoma, Verena Hubmann, Elvira Tischhauser, Marc Tischhauser und Peter Winzeler (Präsident).

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