Ältere Teufner erinnern sich noch, wie man nach dem Gottesdienst oder dem Kauf eines Heilmittels in der schmucken Gaststube einkehrte. Vor 50 Jahren wurde das Klosterbeizli geschlossen.
Der bald 80-jährige Lokalchronist Werner Holderegger erzählt, wie er als Bub mit seiner Mutter jeweils dort einkehrte, nachdem sie an der Pforte ein Medikament aus der Klosterapotheke gekauft hatte. Später war er als Wasserableser der Gemeinde 33 Jahre lang, zweimal jährlich zu Besuch, und durfte als einer der wenigen Männer die Räume betreten, die zur Klausur gehörten.
In der Gaststube seien ihm jeweils ein Likör und ein Klosterkräpfli angeboten worden.
«Di boggelet Marie»
Die «Schnapswirtschaft» kennt Sr. Scolastika nur vom Hörensagen. Als die junge St.Gallerin 1964 ins Kloster eintrat, war die Gaststube eben geschlossen worden. Der Betrieb passte irgendwie nicht zur Stille des Klosters, dazu kam, dass damals eine schwere Grippe zu einer vorübergehenden Schliessung geführt hatte, und danach blieb es dabei.
Unvergesslich bleibt die Serviererin, «di boggelet Marie», eine gebückt gehende Bauerntochter aus Häggenschwil, die wegen ihres Gebrechens nicht in die Ordensgemeinschaft aufgenommen werden durfte und als Dienstmagd arbeitete. «Es Unikum», erinnert sich Sr. Scolastika.
Der Laienstand war ideal für den Service: Für eine Ordensfrau wäre das nicht erlaubt gewesen. Die Klosterfrauen in der Klausur reichten die Getränke und Speisen durch die Durchreiche, welche diese vor unbefugten Einblicken schützte. Später war Marie Mädchen für alles sowie «Muuserin»; mit der Mausefalle habe man sie jeweils über die Klosterwiesen wandeln gesehen.
Vergessene Klosterspezialitäten
Die von Werner Holderegger erwähnten Klosterkräpfli gibt es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Ihre Produktion war damals aus Mangel an Mehl eingestellt worden. Die Rezepte werden aber noch heute gehütet. Und auch die «Trietschnitten», in Rotwein getunkte Zimtschnitten, welche an Festtagen gereicht wurden, kennt Sr. Scolastika nur vom Hörensagen. Kürzlich ist ein Rezept aufgetaucht: Gut möglich, dass diese Spezialität dereinst wieder aufgetischt wird.
In der klösterlichen Gaststube scheint die Zeit stillgestanden zu sein. Alles sieht so aus, als wäre gestern hier drin noch gewirtet worden. Noch immer werden hier ab und zu Besucher des Kloster empfangen und erhalten ein Gläschen Kraftessenz. Ob die klösterliche Gaststube dereinst wieder für Pilger, Wanderer oder andere durstige Kehlen geöffnet wird?
Weihnachtsmarkt im Kloster
Alle Jahre wieder … lädt das Kloster Wonnenstein zu Beginn der Adventszeit zum Schmökern ein. Schwester Scolastika hat mit zahlreichen Helferinnen und Helfern seit Monaten eingekocht, gebastelt, verziert und gebacken, dass die grossen Tische im Festsaal sich unter der riesigen Auswahl fast biegen. Dutzende Konfitüren, Sirup und neuerdings sogar Punsch, alles von Früchten aus dem Klostergarten, aber auch Gewürze, Tees, Gebäcke, die Produkte aus der Klosterapotheke sowie Kerzen, Gestecke und Glückwunschkarten eignen sich als Geschenke oder Mitbringsel.
In einer Ecke des Raums steht die berühmte barocke Weihnachtskrippe aus dem Jahr 1785, und über allem liegt ein feiner Duft nach Kerzen. EG
Öffnungszeiten: Kloster Wonnenstein, Samstag, 30. November, Sonntag, 1. und Montag, 2. Dezember, jeweils 9 bis 11 und 14 bis 17 Uhr.
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