Alfons Zwicker vertonte Bilder von Bruno Hufenus

19.11.2017 | Erich Gmünder
zeughaus alfons keller (72)

Bildbericht: Erich Gmünder

Der St. Galler Komponist Alfons Karl Zwicker hat die Druckgraphiken von Bruno Hufenus in Musik umgesetzt. Die eigens für das Zeughaus geschaffene Komposition wurde am Sonntagnachmittag uraufgeführt.

Das Mittelgeschoss des Zeughauses, inmitten der aktuellen Bilderausstellung des 2013 verstorbenen Trogner Künstlers war prallvoll, der letzte verfügbare Stuhl musste herbeigeschafft werden, bevor Alfons Zwicker kurz in seine Werke einführte.

Sprechstimme und Violoncello: Claudia Sutter und Martina Brodbeck.
Gesangsstimme: Ruth Weber, Sopran.

Vor der Aufführung des neusten Werkes kam das Publikum in den Genuss einer älteren Komposition von Alfons Karl Zwicker. „Empathie“ (2001/02) ist eine Hommage an die Schriftstellerin Else Lasker Schüler (1869 – 1945). Die Texte, welche von Zwicker vertont und von Claudia Sutter (Sprechstimme) gesprochen wurden, stammen aus Briefen „an den blauen Reiter“ von Franz Marc. Zusammen mit der Gesangsstimme (Ruth Weber, Sopran) und dem Violoncello (Martina Brodbeck) entstand eine sphärische Stimmung. Der Komponist wollte damit das Spannungsfeld zwischen dem irdischen Leiden und der Sehnsucht nach einer anderen Welt ausdrücken.

Ein erstes Mal gab es grossen Applaus für die hochstehende Aufführung.

Im zweiten Teil, nach einer kurzen Umbaupause – alle Besucherinnen und Besucher mussten ihre Stühle in die Gegenrichtung drehen – folgte die Komposition „Druck-Klang“ (2017). Der Komponist, der selber auch bildnerisch tätig ist, hatte sich intensiv mit dem Schaffen von Bruno Hufenus befasst, das in ganz unterschiedlichen Drucktechniken umgesetzt wurde.

Jedem der drei Hauptthemen, Formen, Figuren und Strukturen, widmete er einen Satz seiner Komposition. Während der erste und der dritte Teil, Formen und Kontraste, für ungeübte Ohren (wie jene des Schreibenden) abstrakt wirkten, flocht er zum Thema Figuren tänzerische Melodien ein, die wiedererkennbar die artverwandte Volksmusik aus dem Balkan und dem Appenzellerland anklingen liessen.

Die Instrumentalisten v.l. Mirka Scepanovic, Violine: Lorena Dorizzi, Viloncello; Martin Flüge, Schlagzeug; Heinrich Mätzener, Klarinetten, und Vincent Daoud, Altsaxophon unter der Leitung von Stéphane Fromageot.

Alfons K. Zwicker will nicht mit harmonischen Klängen die Herzen berühren; seine Kompositionen sind hochkomplex und erschliessen sich nicht auf Anhieb. Sie erfordern von den Ausführenden und den Zuhörenden die volle Konzentration. Wer sich nicht von der Musik anrühren liess, wurde von der technischen Umsetzung gefangen genommen: Wie den Instrumenten nicht nur Töne, sondern rhythmische Geräusche entlockt wurden, und in welcher Perfektion, überraschte immer wieder.

Der stürmische Schlussapplaus für Musiker und Komponist war mehr als nur Gefälligkeit. Kurator Ulrich Vogt, der dieses Klangerlebnis ermöglicht hatte, war stolz, dass das Zeughaus einmal mehr Ort einer Uraufführung war – für ihn der Beweis, dass der museale Bau mit seinen verschiedenen Resonanzräumen akustisch wie geschaffen ist auch für die feinen Töne.

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