Mägi Walti
Im Feld oberhalb des Dorfes steht das typische, von der Sonne fast schwarzgebrannte Appenzellerhaus mit dem besonderen Garten, wo Gemüse, Kräuter, verschiedenste Sträucher und sogar Reben wachsen. Adelheid Karli, ihr Mann Ernst Christinger und Tochter Arlette haben ihn geschaffen, ihr naher Bezug zur Natur wird sofort sichtbar.
Aufgewachsen ist Adelheid Karli auf einem Bauernhof in Zufikon AG. Nach der Schule absolvierte sie eine Banklehre, wobei sie lachend sagt, sie habe nach der Lehre nur temporär gearbeitet, gerade soviel, dass sie ihre Reisen z.B. nach Ecuador und Australien und die Sprachaufenthalte in Paris und Los Angeles finanzieren konnte. Bald spürte sie, dass das kaufmännische Metier nicht ihrem Ideal entsprach, und so entschloss sie sich zu einem Lehrsommer auf einer Alp.
Schnell war klar, dass diese Entscheidung für sie stimmte. Ihr Lehrmeister war ein Bauer, der sie in allem, was es auf einer Alp zu lernen gab, unterstützte. Sie lernte den Umgang mit den Kühen und auch das Käsen. Fünf Alpsommer führte Adelheid Karli dann zusammen mit Hilfskräften eine Alp; den Winter verbrachte sie unter anderem auf einem Hof in den Pyrenäen, wo sie vorwiegend mit Pferden arbeitete. Obwohl jeweils um 4.30 Uhr Tagwache und die Arbeit anstrengend war, sagt sie heute noch «das isch e wunderbari und glücklichi Zyt gsi».
Auf dem Weg zu vertieftem Wissen
Nach einem Studienjahr für biologisch-dynamischen Anbau in Frankfurt war Adelheid Karli sieben Jahre lang in Lengwil TG in der Leitung einer grossen Gärtnerei einer sozialen Institution für Behinderte tätig. Während des berufsbegleitenden Studiums für Sozialpädagogik lernte sie ihren Mann Ernst Christinger kennen. Weil er im Bad Sonder eine Stelle als schulischer Heilpädagoge fand, zogen sie um nach Teufen. Hier kam 2006 ihre Tochter Arlette auf die Welt.
Noch heute sind beide sehr glücklich und dankbar, dass sie das Haus von Martha Fässler im Feld übernehmen konnten. Der Name «Feld» habe sie sofort «aagheimelet», erzählt Adelheid Karli, weil die schönste Staffel auf der Alp denselben Namen hat. Einige Jahre arbeitete Adelheid Karli dann auf einem Bauernhof des Vereins Chupferhammer mit Menschen mit Behinderung und führte Gartenprojekte mit Kindern und Jugendlichen durch.
Gärtnern ist Therapie
Der grüne Faden zog sich weiterhin durch das Leben von Adelheid Karli. Ihre Leidenschaft ist die Verbindung vom «Grünen» und dem «Sozialen», so absolvierte sie einen CAS in Gartentherapie in Wädenswil und kam zum Projekt «HEKS Neue Gärten Ostschweiz». Dieses Hilfswerk pachtet Gartenflächen und stellt sie Migrantinnen und Migranten zur Verfügung. Ziel dieses Programms ist die Unterstützung der Integration von Migrantinnen und Migranten durch das Gärtnern.
Alle profitieren vom gegenseitigen Lernen, viel Wissen kommt auch von den Teilnehmenden. Samen und Setzlinge müssen selber organisiert werden und Adelheid Karli ist immer wieder erstaunt, wie die Beteiligten es bewerkstelligen, Samen aus ihrem Heimatland zu beschaffen. Durch solche Pflanzen kann ein Stück Heimat hier erlebt werden. Migrantinnen und Migranten aus Eritrea zum Beispiel entscheiden sich meistens für Kartoffeln, Mais, Tomaten und Krautstiel.
Unbekannt für diese Personen aus den heissen Ländern sind die Schnecken, manch einer kann wohl kaum begreifen, dass diese gefrässigen Viecher ihre Setzlinge anknabbern.
Im Garten sind alle gleich
Durch den Austausch von Erfahrung und Wissen und die damit verbundene Kommunikation entstehen schnell gute Kontakte, man spricht von «der grünen Sprache der Völker». Sehr wichtig ist dieses niederschwellige Angebot auch, weil es den Beteiligten ermöglicht, den Weg aus der Isolation zu finden und sich im öffentlichen Raum zu bewegen und zu handeln. Der Garten macht es möglich, Stress, Angst und Kummer zu vergessen; gerade traumatisierte Menschen profitieren von diesem Projekt sehr viel, sagt Adelheid Karli. Viele Freiwillige helfen in den Gärten immer wieder mit, auch für die kommende Saison sind übrigens Helfer sehr willkommen.