Aus der Luft: die ARA Mühltobel. Bei einem «Ja» am 7. März wird sie in einigen Jahren zu einem Pumpwerk mit Rückhaltebecken umgebaut.
Am 7. März stimmt Teufen über einen Investitionskredit von 8,176 Mio. Franken ab. Das Geld soll für den Anschluss Teufens an die ARA Au in St.Gallen eingesetzt werden. Die ARA Mühltobel hätte damit ausgedient und würde in ein Pumpwerk mit Rückhaltebecken umgewandelt (siehe Zweittext). Was müssen Sie wissen? Die TP hat ARA-Betriebsleiter Michael Stern und Gemeinderat Peter Renn (Leiter Ressort Umwelt) die wichtigsten Fragen gestellt.
Die ARA Mühltobel ist in die Jahre gekommen und ihre Reinigungswerte sind nicht immer ideal. Warum bauen wir nicht einfach eine neue?
Aus zwei Hauptgründen: Erstens wäre das viel teurer. Schon im Jahr 2006 belegte eine Studie, dass der Einkauf in die grössere ARA Au in St.Gallen wesentlich günstiger wäre als der Bau und Betrieb einer eigenen Anlage – rund 14 Prozent. Zweitens ist die ARA Au aufgrund ihrer Grösse und Modernität viel besser ausgerüstet. Auch wenn wir hier eine neue ARA bauen würden, käme sie, insbesondere im Bereich der Mikroverunreinigungen, nie an die Werte der ARA Au heran. Und dann gibt es noch andere Argumente, die für einen Zusammenschluss sprechen. Zum Beispiel die Redundanz bei allen Systemen. Hier in Teufen gibt es alles nur einmal. Fällt ein kritischer Systembestandteil aus, steht der Betrieb still.
Haben wir überhaupt ein Problem mit solchen Verunreinigungen?
Diese Mikroverunreinigungen finden sich im Abwasser immer – auch in Teufen. Es handelt sich dabei um biologisch nicht abbaubare Stoffe. Zum Beispiel Wirkstoffe von Medikamenten wie Diclofenac (Schmerzmittel) oder Hormone. Sie lassen sich nur mit einer EMV-Stufe (Elimination Mikroverunreinigung) herausfiltern. Die ARA Mühltobel in Teufen ist für eine EMV aber zu klein und der Gesetzgeber würde das daher auch nicht zwingend verlangen und deshalb auch nicht mitfinanzieren. Anders gesagt: Auch mit einem Neubau würde unser Abwasser nicht so sauber wie in St.Gallen.
Sie sagen, bei der ARA Au sind die Systeme redundant. Aber macht es ökologisch wirklich Sinn, das Abwasser so weit zu transportieren bzw. zu pumpen?
Diese Frage wurde eingehend untersucht. Und die einfache Antwort ist: Ja. Einerseits müssen wir glücklicherweise sehr wenig Höhenmeter bewältigen. Der Energieaufwand für den «Transport» ist deshalb klein. Es stimmt natürlich, dass das gereinigte Abwasser in trockenen Zeiten in der Sitter fehlen wird. Aber aus ökologischer Sicht ist es sinnvoller, sauberes Wasser etwas später zurück ins Flusssystem zu leiten als nicht ganz sauberes etwas früher.
Was geschieht mit den Mitarbeitenden?
Zwei von ihnen werden in den nächsten beiden Jahren pensioniert. Für den neuen Klärwärter haben wir in St. Gallen eine gleichwer tige Lösung gefunden. Ausserdem bleibt der Unterhalt der Pumpwerke und Leitungen in Teufner Händen. Das bedeutet, die Gemeinde wird wieder mindestens eine Person dafür anstellen.
Bei der ARA Au wird eine neue Behandlungsstrasse für das Abwasser aus Stein, Teufen, Hundwil, Gossau und Gaiserwald gebaut. Kann Teufen da noch wachsen?
Die neue Strasse ist für 22’000 Einwohnende ausgelegt. Darin ist das für Teufen – und die anderen Gemeinden – noch mögliche Wachstum eingerechnet. Reserven hat es genug.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Die Detailplanung erfolgt erst nach der Abstimmung. Die ARA Au will aber bereits in diesem Jahr mit dem Bau der neuen Behandlungsstrasse beginnen. Voraussichtlich ab 2023 startet dann der Leitungsbau und 2025 folgt der Umbau der ARA Mühltobel. Ab dann würde das Abwasser nach St. Gallen fliessen.
Werden die Abwassergebühren mit diesem Projekt erhöht?
Unsere Abklärungen haben ergeben, dass die Kosten für die Abwasserreinigung unter dem Strich nicht ansteigen, sondern eher sinken. Die genauen Zahlen werden aber erst erarbeitet. Klar ist: Teurer werden die Gebühren sicher nicht.
Was passiert bei einem «Nein» am 7. März?
Dann müssten wir noch einmal über die Bücher. Klar ist, dass sich bei der Teufner Abwasserentsorgung etwas ändern muss. Die ARA Mühltobel kann längerfristig nicht weiterbetrieben werden. Vermutlich wäre dann der nächste Schritt, ein Vorprojekt für den Bau einer neuen Anlage auszuarbeiten. Das würde natürlich Zeit und Geld kosten. Ausserdem ist nicht sicher, ob wir zu einem späteren Zeitpunkt noch die Möglichkeit hätten, bei der ARA Au einzusteigen. tiz
Das Projekt in Kürze
Statt eines Neubaus der in die Jahre gekommenen ARA Mühltobel wollen sich Teufen, Stein und Hundwil (das Abwasser von Stein wird heute in Teufen gereinigt) der grossen ARA Au in St.Gallen anschliessen. Dafür soll die bestehende ARA abgebaut und als Pumpwerk mit Rückhaltebecken genutzt werden. Heisst: Hier werden Stapelvolumen geschaffen, die bei starkem Regen oder einem Notfall als Puffer fungieren. Das Pumpwerk ist nötig, um das Teufner Abwasser durch eine neue Leitung (wird noch gebaut) über die Gmündertobel- und später über die Haggenbrücke («Ganggelibrugg») nach St.Gallen zu pumpen.
Dort wird das Abwasser von Stein und Teufen in die Kanalisation der Stadt St.Gallen eingespeist und landet schliesslich in der ARA Au. Dort wird in den nächsten Jahren eine neue Abwasser-Behandlungsstrasse gebaut. Sie erweitert die bestehende Anlage und kann das Schmutzwasser von zusätzlichen 22’000 Einwohnenden reinigen. Mitbeteiligt sind Gossau (Industriegebiet), Gaiserwald, Teufen, Stein und Hundwil. Sie alle tragen einen Teil der Investitionskosten. Für Teufen beläuft sich dieser Betrag auf 5,76 Mio. Franken. Dazu kommen die Kosten für den «Einkauf» bei der ARA Au von 1,275 Mio. Franken. Damit sichert man sich ein Mitspracherecht. Der Umbau der ARA Mühltobel und der Bau der neuen Leitung inklusive Pumpwerke schlägt mit weiteren 4,746 Mio. Franken zu Buche. Zusammengerechnet ergibt das die Investitionssumme von 11,781 Mio. Franken.
Dass Teufen davon nur 8,176 Mio. Franken bezahlen muss, hängt mit der Unterstützung des Kantons zusammen. Dieser hat für das Projekt aufgrund seiner Regionalität und den guten Reinigungswerten der ARA Au einen Beitrag von 3,486 Mio. Franken gesprochen.